Die nigerianische Armee hat ein Militärfahrzeug von der Terrororganisation Boko Haram erobert. Foto: dpa

Die Ziele der Terrorgruppe Boko Haram werden immer ehrgeiziger. Zum zweiten Mal greift sie eine Millionen-Metropole an. Erst nach Stunden kann die Armee die Islamisten zurückdrängen.

Abuja - Zwei Wochen vor den Wahlen in Nigeria hat die islamistische Terrororganisation Boko Haram erneut die Millionenstadt Maiduguri im Nordosten des Landes angegriffen. Erst nach Stunden schwerer Kämpfe sei es der Armee gelungen, die Extremisten zurückzuschlagen, berichtete die Zeitung „Premium Times“ am Abend. Zuvor sei in der Stadt immer wieder schweres Artillerie-Feuer zu hören gewesen, berichteten Augenzeugen. Die Streitkräfte waren auch mit Kampfflugzeugen im Einsatz.

Bei den Gefechten sollen mehrere Hundert Boko-Haram-Mitglieder getötet worden sein. Auch zahlreiche Zivilisten seien durch Kugeln und Luftangriffe ums Leben gekommen, hieß es.

Der Bewohner Umar Elkanemi hatte zuvor der Deutschen Presse-Agentur von absolutem Chaos in Maiduguri berichtet. Tausende Menschen seien auf der Flucht. „Betet für uns, denn die Regierung hat im Kampf gegen Boko Haram versagt“, erklärte er. Die Extremisten hätten versucht, durch den Vorort Dalwa nach Maiduguri einzudringen, sagte ein Soldat. Anschließend griffen sie offenbar aus verschiedenen Richtungen an. Die Armee habe auch Waffen und Munition sichergestellt, nachdem sie die Kontrolle wiedergewonnen habe, so „Premium Times“.

Kämpfer der sunnitischen Gruppe hatten Maiduguri erstmals vor einer Woche angegriffen, waren aber ebenfalls von Soldaten zurückgedrängt worden. „Maiduguri droht zu Nigerias Kobane zu werden. Denn in der Stadt leben schon heute rund 1,5 Millionen Binnenflüchtlinge unter katastrophalen Umständen“, schreibt die Gesellschaft für bedrohte Völker. Damit halten sich insgesamt etwa 2,7 Millionen Menschen in der Stadt auf.

Fluchtwege gebe es für die Menschen nicht mehr, da Boko Haram das Umland kontrolliere. Es sei zu befürchten, dass die Gruppe bis zu den Wahlen am 14. Februar mit einer spektakulären Einnahme von Maiduguri den Staat Nigeria und dessen politisches System weiter destabilisieren wolle.

Die militante Gruppe terrorisiert seit Jahren den Norden Nigerias und angrenzende Gebiete. Sie will dort einen Gottesstaat aufbauen. Seit Monaten fallen die Islamisten auch in das Nachbarland Kamerun ein.

Die Afrikanische Union hatte in den vergangenen Tagen bei ihrem Gipfeltreffen in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba beschlossen, einen multinationalen Militäreinsatz mit mindestens 7500 Soldaten gegen die Terrorgruppe zu starten. Dieser muss aber noch vom UN-Sicherheitsrat verabschiedet werden.

Schätzungen zufolge sind seit 2009 mehr als 13 000 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als eine Million Menschen sind vor den Kämpfen in andere Landesteile oder Nachbarländer geflohen.