Ein Mitarbeiter des Mercedes-Benz-Werks beteiligt sich in Rastatt am Warnstreik. Foto: dpa

In der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie ist die Warnstreikwelle angerollt. Die Beschäftigten kamen zu Kundgebungen oder gingen früher ins Wochenende. Heftige Kritik kam von den Arbeitgebern.

Stuttgart - Die Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie im Südwesten haben begonnen. Rund 35 500 Metaller beteiligten sich am Freitag an Kundgebungen oder gingen früher nach Hause, wie IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger in Stuttgart mitteilte. Die Aktionen hätten sich die Arbeitgeber selbst zuzuschreiben. „Wer zweimal ein Scheinangebot anstelle einer ernstzunehmenden Offerte vorlegt, muss sich nicht wundern, wenn die Beschäftigten darüber ihre Empörung zeigen.“ Kritik kam vom Arbeitgeberverband Südwestmetall.

Die Aktionen seien unverhältnismäßig und schädlich, sagte der Verhandlungsführer von Südwestmetall, Stefan Wolf. „Die IG Metall hat mit ihrer Forderung überzogen. Nun überzieht sie auch deutlich mit den Warnstreiks.“ Nach Ablauf der Friedenspflicht gab es im Südwesten in der Nacht zum Freitag die ersten Proteste. Bei Mercedes-Benz und Antolin beteiligten sich rund 1000 Mitarbeiter.

Friedenspflicht ausgelaufen

Um Mitternacht war die Friedenspflicht ausgelaufen, nachdem die Tarifparteien in der dritten Verhandlungsrunde für die 800 000 Beschäftigten ohne Einigung auseinandergegangen waren. Die IG Metall fordert fünf Prozent mehr Geld. Die Arbeitgeber hatten in der dritten Gesprächsrunde ein neues Angebot vorgelegt: Ab April sollte es danach eine Entgeltsteigerung in zwei Stufen geben, die sich bei einer Laufzeit von 24 Monaten auf insgesamt 2,1 Prozent summieren. Hinzu komme eine Einmalzahlung von 0,3 Prozent über zwölf Monate. Die Gewerkschaft lehnte dies ab.

Schwerpunkt in Ulm

Südwestmetall-Chef Wolf betonte: „Angesichts eines geringen Produktivitätswachstums und einer Inflation nahe Null ist der Spielraum für Lohnerhöhungen auf einem historisch niedrigen Niveau. Das sollte auch die IG Metall allmählich erkennen.“ Proteste gab es bundesweit beim Autozulieferer Mahle.

Ein Schwerpunkt der Warnstreiks am ersten Tag lag in Ulm: Etwa 5800 Mitarbeiter von EvoBus, Brehm, Handtmann Metallguss sowie der Liebherr-Werke Ehingen und Biberach legten befristet die Arbeit nieder. In Mannheim seien 4000 Beschäftigte von Mercedes und EvoBus auf die Straße gegangen. Am kommenden Montag gehen die Aktionen im ganzen Land weiter. Bis in die zweite Maiwoche hinein seien Warnstreiks geplant, sagte Zitzelsberger. Die Verhandlungen gehen voraussichtlich am 11. Mai weiter.