Auf Meßstettens Straßen unterwegs: Axel Leukhardt (links) will mit den Flüchtlingen ins Gespräch kommen. Fotos: Holbein Foto: Schwarzwälder-Bote

Axel Leukhardt soll als Streetworker präventive Arbeit leisten. Gegen Vorurteile und Ängste.

Meßstetten - Es ist ein Modellprojekt, das es bisher noch nicht in Baden-Württemberg gibt: Diplom-Sozialpädagoge Axel Leukhardt soll als Streetworker Ansprechpartner für Meßstettens Einwohner und die Flüchtlinge der Landeserstaufnahmeeinrichtung sein.

Er ist angestellt beim Deutschen Roten Kreuz und hat seine Aufgabe bereits aufgenommen. Derzeit bezieht und richtet der 50-jährige Axel Leukhardt sein Büro in der Ebinger Straße 17 in Meßstetten ein – im Ortskern in der Nähe des Rathauses. Mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund hat er schon zu tun gehabt, aber als Streetworker war Leukhardt noch nicht tätig: "Das ist eine völlig neue Aufgabe, die mir ermöglicht, zu gestalten und etwas aufzubauen." Dabei sieht er zwei Schwerpunkte.

Zum einen geht es darum, in der Stadt selbst den Meßstetter Einwohnern und Einzelhändlern Ansprechpartner zu sein, wenn Probleme auftauchen, wenn es Schwierigkeiten und Zwischenfälle gibt mit den Asylbewerbern. Dazu bietet Leukhardt feste Sprechstunden in seinem Büro an: mittwochs von 17 bis 18 Uhr und ein Sorgentelefon. Zudem wird er viel im Ort unterwegs sein, etwa durch die Geschäfte gehen und nach Vorfällen und Dingen, die stören, fragen: "Das sind oft Kleinigkeiten", zum Beispiel, dass die Flüchtlinge Verpackungen aufreißen und die Ware ausprobieren. "Ich weise die Menschen darauf hin, dass dies nicht geht."

Zum anderen wird es ein großer Teil seines Jobs sein, mit den Flüchtlingen zu arbeiten, ihnen zu vermitteln, wie sie sich in Deutschland zu verhalten haben, und ihnen beispielsweise das Pfandsystem zu erklären. "Zentrales Problem" dabei wird sein, wie es möglich ist, mit den Flüchtlingen zu kommunizieren. So will sich Leukhardt "andocken" an den Empfang der Neuankömmlinge in der Lea: "Ich brauche ja auch Dolmetscher." Außerdem denkt er daran, extra Veranstaltungen anzubieten.

Wenn er durch die Stadt geht, versucht er mit den Asylbewerbern, die zumeist in Gruppen unterwegs sind, in Kontakt zu kommen. Zwischen Büro, Straße, Lea und Begegnungszentrum wird er dabei pendeln, um "Stimmungen aufzugreifen und mitzubekommen" – sozusagen als "Seismograf". Deshalb will Leukhardt auch die sozialen Netzwerke verfolgen. Und mittelfristig plant er, verstärkt an die Öffentlichkeit zu gehen mit Veranstaltungen.

Die Aufgabe des Streetworkers ist eine 100-Prozent-Vollzeitstelle, von Montag bis Freitag und immer mal wieder auch am Samstag, vor allem wohl eher am Nachmittag und in den Abend hinein. Der Vertrag ist befristet bis Ende 2016, wenn auch die Lea ihre Pforten schließen soll.

"Bei den Einzelhändlern ist zu spüren, dass die ganz froh sind, wenn da ab und zu jemand vorbeikommt", hat der 50-Jährige erlebt. So empfindet es auch Meßstettens Bürgermeister Lothar Mennig als "gut", dass es einen Ansprechpartner gibt und die Stelle genehmigt wurde: "Das vermittelt den Betroffenen das Gefühl, das sich jemand kümmert." Mennig denkt bereits weiter, an eine zweite Kraft, etwa einen Praktikanten über ein Freiwilliges Soziales Jahr. Die Stadtverwaltung, das verspricht Mennig, will jedenfalls die Arbeit unterstützen.

"Es ist ein präventiver Ansatz", sagt Leukhardt, einer, der, wie es der Leiter der Lea, Frank Maier, betont, den Aspekt Sicherheit als "wichtiges Thema" aufgreift: "Im ländlichen Raum wie Meßstetten besteht ein zusätzlicher Bedarf, mit der Bevölkerung und den Flüchtlingen zu arbeiten, auch um Gerüchten vorzubeugen." Eine wichtige Aufgabe, welche die Asylbewerber zudem schule, bevor sie auf die Landkreise verteilt würden, vorbereite auf das Leben in Deutschland. Dabei geht es auch um Transparenz und mehr Aufklärung bei der Bevölkerung. "Wir versprechen uns von der Arbeit des Streetworkers, dass die Bürger sehen, die Flüchtlinge sind Menschen, vor denen niemand Angst haben muss", betont Maier.

Das trage dann auch dazu bei, dass die Stimmung positiv bleibe und nicht kippe, hofft der Bürgermeister.

Leukhardt hat derweil auch zum Ziel, Unterstützer für seine Arbeit in der Bevölkerung zu finden und für die Aufgabe mit heranzuziehen.