Reinhard Wulf und Brigitte Wagner nebst ihrem Hund im Skulpturengarten Foto: Holbein Foto: Schwarzwälder-Bote

Galerie im Fehlochhof: Ausstellungen fernab / Fünf Jahre aktiv

Es ist eine Erfolgsgeschichte: Seit fünf Jahren besteht die Galerie im Fehlochhof mit Skulpturengarten. Und seit jenem August 2012 zeigt sich, dass auch Ausstellungen, die fernab eines Stadtzentrums präsentiert werden, ihre zahlreichen Besucher finden.

Meßstetten-Michelfeld. Einen Wunsch haben Brigitte Wagner und Reinhard Wulf, die gemeinsam die Galerie im Fehlochhof auf dem Michelfeld betreiben, dass "die Besucher weiterhin die Kostbarkeit hier oben wahrnehmen und den Kunstwerken gegenüber offen sind, dass sie sich den Fragen und Antworten stellen und das Gefühl haben, wenn sie uns wieder verlassen, ein Geschenk bekommen zu haben". Mit diesem Herzensanliegen gehen die beiden Galeristen in das sechste Jahr ihrer Arbeit – und gestalten zum Auftakt die neue Ausstellung "Formensprache", die am Samstag, 2. September, um 15 Uhr beginnt.

Brigitte Wagner und Reinhard Wulf wollen "Begegnungen mit der Kunst in ihren verschiedenen Formen und mit ihren unterschiedlichen Aussagen ermöglichen". Die Galerie im Fehlochhof auf dem Michelfeld mitten in der Natur bietet dazu das passende Ambiente: "Es hat sich gezeigt, dass in dieser Ruhe die Begegnungen mit der Kunst für die Besucher und ihre Empfindungen eine Bereicherung sind." Es herrschen eine Stille und Freiheit, welche die Sinne öffnen, um die Eindrücke und Erkenntnisse aufzunehmen.

Getragen von solchen Gedanken und einem solchen Ansinnen hat die Grafikerin Brigitte Wagner die Galerie vor fünf Jahren gegründet. In Stuttgart hatte sie studiert und ist seit 1975 freischaffend tätig. Zuvor arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin einer grafischen Sammlung. Zusammen mit ihrem Mann, Reinhard Wulf, der sich der künstlerischen Fotografie verschrieben hat, baute sie die Galerie im Fehlochhof mit Skulpturengarten auf dem Michelfeld auf. "Wir wollen das große Feld der bildenden Kunst in guter Qualität in diesen Räumen zeigen und dabei die Zwiesprache mit dem Garten und den Skulpturen dort ermöglichen. Das hat uns beflügelt", erläutern die beiden. Und die Besucherzahlen geben ihnen Recht.

Malerei, Grafik und Bildhauerei bestimmen das Programm der Galerie. Zu sehen sind Werke von anerkannten Künstlern und solchen, die sich noch einen Namen erarbeiten möchten. Die Ausstellungen widmen sich auch der Kunstgeschichte, präsentieren zum Beispiel Werke von Künstlern des Jugendstils: Emil Orlik, Emil Rudolf Weiss, Peter Behrens und William Nicholson waren zu sehen. Vom Beginn des Expressionismus zeugten die Arbeiten von Wilhelm Laage, Otto Lange, Christian Rohlfs, Christian Landenberger, Friedrich Karl Gotsch und Fritz Steisslinger. Und ins Heute verweisen so Künstler wie Horst Janssen, Franz Radziwill, Berthe Erni, Felix Hollenberg und Karl Rössing. Von diesen Künstlern zeigte die Galerie in Gruppenausstellungen die Arbeiten mit ihren verschiedenen Gestaltungsweisen und Techniken.

Arbeiten kommunizieren auf hohem Niveau

"Es geht uns dabei darum, die Werke so zusammenzustellen, dass es Künstler mit individuellen Aussagen auf dem gleichen Niveau vereint und die Arbeiten miteinander kommunizieren", betont Brigitte Wagner. Die Skulpturen in den Räumen und im umgebenden Garten sollen die Präsentationen bereichern, etwa die Bronzen von Martin Mayer, Emy Roeder, Fritz Fleer und Gerhard Marcks, ebenso wie die großen Holzskulpturen von Thomas Diermann, die Drahtgeflechte von Walter Zepf und die Steinarbeiten von Hans Roesner sowie Justus Raichle.

Im Jahr 2015 bestimmte der ferne Osten den Schwerpunkt der Galeriearbeit: China und Japan rückten – exemplarisch dargestellt durch Arbeiten zweier junger Künstlerinnen – ins Blickfeld der Besucher: He Yuan und Eva Pietzcker offenbarten ihre Zeichnungen und Holzschnitte. Die Betrachter tauchten in neue Sicht- und Ausdrucksweisen der Kalligrafie, der Malerei und des Schneidens ein und stellten dabei fest, wie stark die Einflüsse von Fern-Ost die Im- und Expressionisten bewegt haben. Führungen, Teezeremonie und Einzelgespräche festigten die Eindrücke; das Theater unter der Laterne bot Lesungen chinesischer und japanischer Literatur.

Ohnehin erhielt im Laufe der Jahre auch das Wort durch Lesungen und darstellende Kunst in der Gestalt von Theateraufführungen im künstlerischen Spektrum der Galerie seinen Platz – so beim "Urfaust" im Garten unter freiem Himmel.

Brigitte Wagner und Reinhard Wulf wollen noch lange mit Begeisterung, Wissen und kreativem Drang, Kunst zu vermitteln, die Galerie betreiben. Sie wünschen sich weiterhin den Erfolg, positiv etwas zu bewirken: "Das gibt Kraft und begeistert."