Die frühere Gaststätte Waldhorn soll zur neuen Heimat für minderjährige Ausländer werden. Foto: Holbein

Gemeinderat informiert sich über geplante Konzeption in früheref Gaststätte. Platz für zehn Minderjährige.

Meßstetten - Minderjährige Flüchtlinge, die ohne erwachsene Begleitung nach Deutschland gekommen sind, sollen in der früheren Gaststätte Waldhorn in einer betreuten Wohngruppe ein neues Zuhause finden. Der Gemeinderat nahm das zustimmend zur Kenntnis.

Nach anfänglichen Kommunikationsschwierigkeiten, wie es Bürgermeister Frank Schroft in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats formulierte, gab es für den Direktor des Diasporahauses Bietenhausen, Gerhard Jauß, bei seinem Vortrag zum Punkt "Sachstandsinformation zum möglichen Verkauf der Gaststätte Waldhorn" unerwartet einen positiven Ausgang: Das Gremium befürwortete ohne Gegenstimme das Konzept, in dem Gebäude unbegleitete minderjährige Ausländer, in der Regel Flüchtlinge, unterzubringen.

Noch hat es keinen Notartermin gegeben, die Absicht aber des Diasporahauses Bietenhausen, das "Waldhorn" zu kaufen, ist ernsthaft vorhanden, Verhandlungen sind geführt, jetzt galt es für Jauß das kommunale Gremium zu informieren und für Zustimmung zu werben: "Wir wollen das Projekt nur gemeinsam mit Stadt und Landkreis verwirklichen", betonte er, zumal es sich beim "Waldhorn", wie Schroft unterstrich, um ein "sensibles Thema handelt, das Fragen aufwirft".

Die beantwortete der Direktor: Eine Wohngruppe mit acht bis maximal zehn Plätzen soll dort entstehen. Die minderjährigen Flüchtlinge werden im Alter von 15 Jahren und älter sein, werden wohl die Berufsschule in Ebingen besuchen und rund um die Uhr von hauptamtlichen Mitarbeitern des Diasporahauses betreut sein – auch in der Nacht. Dafür sind fünf bis 5,5 Vollzeitstellen vorgesehen.

Als zentraler pädagogischer Bestandteil kochen die Jugendlichen und ihre Betreuer selbst. Deshalb wird auch eine Hauswirtschaftskraft eingestellt. Der Tagesablauf ist strukturiert – etwa mit Sprachkurs und Unternehmungen. Wichtig ist den Verantwortlichen, eine transparente Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, um vor allem die Menschen im benachbarten Stadtteil Bueloch einzubeziehen.

Mit einem Päckchen traumatischer Erlebnisse kommen die Jugendlichen nach Meßstetten: "Sie haben ihre Eltern verloren, sind alleine unterwegs und haben eine dramatische Flucht hinter sich", sagt Jürgen Naumann, tätig als systemischer Traumapädagoge im Diasporahaus. Die Jugendlichen sollen die deutsche Sprache erwerben, die Schule besuchen und schließlich ein selbst finanziertes Leben führen. Grundlegend dabei ist eine sehr enge Struktur mit festen Zeiten und zielgerichteten Angeboten.

Platz für zehn Jugendliche

Sobald der Kauf unter Dach und Fach ist, wird das "Waldhorn" saniert. Für Jauß "wäre es super", wenn spätestens im frühen Herbst die Wohngruppe startet. Das Gebäude deckt den Raumbedarf und bietet Platz für maximal zwölf Bewohner: "Wir wollen aber aus pädagogischen Gründen die Schwelle von zehn Jugendlichen nur in Notfällen überschreiten", versichert der Direktor. Bislang hat Bietenhausen einzelne unbegleitete Jugendlichen betreut, mit einer solchen Anzahl an Minderjährigen ist es ein neues Konzept.

Das Anliegen von Stadträtin Elke Beuttler, die Menschen und Vereine im Wohngebiet Bueloch mit zu integrieren, stieß bei Jauß auf "offene Türen": "Das Diasporahaus will als Träger Gesprächspartner sein und dabei helfen, mit der Stadt zusammen im Stadtteil etwas zu entwickeln."

Zwei bis drei Jahre werden die Jugendlichen in der Regel in der Wohngruppe bleiben. Mit Stadtrat Jürgen Clesle war sich der Gemeinderat einig, dass das Projekt "grundsätzlich eine gute Lösung" für das "Waldhorn" ist. Das Tagesentgelt in Höhe von 168 Euro pro Kind und Tag trägt der Landkreis, der die Kosten vom Land erstattet bekommt. Die Ausgaben – etwa für Investitionen – hat das Diasporahaus selbst zu erwirtschaften.

Von Vorteil sei, so Naumann, dass die Jugendlichen aus der benachbarten Landeserstaufnahmeeinrichtung kämen, und damit schon bekannt seien. Zusammen mit Stadtrat Oliver Rentschler brach das Gremium dann auch "eine Lanze" für die Wohngruppe und nahm auf Vorschlag von Ratskollege Tarzisius Eichenlaub noch an diesem Abend das Projekt zustimmend zur Kenntnis.