Die Jubilarin Elsa Rau ist stolz auf ihre Familie. Foto: Franke Foto: Schwarzwälder-Bote

Elsa Rau blickt auf 101 Lebensjahre zurück / Elf Enkel und 16 Urenkel feiern heute mit

Von Peter Franke

Meßstetten. Elsa Rau feiert heute Geburtstag, den 101., und das in bestechender Verfassung. Auswendig zitiert sie vollständig den langen Liedtext, den ihr damaliger Chef, ein Herr Grimm, für sie und ihren Bräutigam Reinhold gedichtet hatte, als die Beiden am 1. April 1939 heirateten. Sogar ihr Sohn Hans musste da staunen, als sie ihm die Zeilen neulich vortrug. Er kannte sie bis dahin nicht.

Zwei weitere Kinder, Dora und Gerlinde, hat die Jubilarin, die ebenso wie Hans immer mal wieder bei ihr im AMEOS-Seniorenzentrum Haus am Pfarrbaum vorbei schauen. Dort wohnt Elsa Rau seit einigen Monaten. Davor lebte sie seit der Jahrtausendwende im Haus ihrer Tochter Gerlinde, die sich liebevoll um sie kümmerte. Doch als deren Mann todkrank wurde und gepflegt werden musste, zwang diese zusätzliche Belastung zum Handeln, es ging nicht anders. Die Fundamente der Jubilarin gerieten indes nicht ins Wanken.

"Zufrieden muss man sein", sagt sie. "Zufriedenheit ist Glück", ergänzt sie. Dieser Art in sich ruhend, fügte sie sich aktiv in ihre neue Umgebung ein und suchte den Kontakt zu anderen Bewohnern der Meßstetter Pflegeeinrichtung. Wenn es geht, besucht sie den Gottesdienst. Zwar liegen die Bibel und das evangelische Gesangbuch immer noch parat, doch ihr Augenlicht hat stark nachgelassen. Es reicht nicht mehr zum Lesen.

Das belastet sie schon, kann sie nun damit einer Leidenschaft, die sie bis vor kurzem fesselte, nicht mehr nachgehen. Die "Neue Post" war eine ihrer Lieblingslektüren. So bleiben die Erinnerungen der gebürtigen Weilstetterin an eine erfüllte Lebenszeit.

Fleißig und gern arbeitete sie bei "Ehne und Ahne" und half später bei den Schwiegereltern auf dem Nebenerwerbshof. Einmal habe sie sieben Meter Holz allein gespalten. Später war ihr der eigene Haushalt wichtig, für den sie alles tat, den sie regelrecht liebte. Richtig ruhig wurde es erst in ihr, wenn alles picobello und die Familie mit dem Gekochten zufrieden war. Das zu leisten, war nicht einfach, weil sie ja auch als Näherin beruflich gut eingespannt war.

Elf Enkel und 16 Urenkel zählt die Hochbetagte heute und ist stolz darauf, wie sie bekundet. Es wird im Kreis der Familie ein nettes Fest im Haus am Pfarrbaum geben, und vielleicht kommt ihr dabei auch mal wieder ein kleines Lied über die Lippen.

Die freundliche Frau hat seit ihrer Kindheit gern gesungen und einige Jahre mit ihrer Stimme einen Kirchenchor bereichert.