Fotos: Renate Deregowski Foto: Schwarzwälder-Bote

Frank Schroft tritt sein Amt alsBürgermeister an

Von Karina Eyrich

Ein Fernglas hat er jetzt schon mal. In den nächsten acht Jahren wird Bürgermeister Frank Schroft, der gestern in einer mit Humor gespickten Feierstunde vereidigt wurde, zeigen können, dass er auch Weitblick besitzt.

Meßstetten. "Suchet der Stadt Bestes, denn wenn’s ihr wohl geht, so geht es auch euch wohl." Mit diesem Vorsatz aus Jeremia 29,7 hat Bürgermeister Frank Schroft Gesternabend nun auch offiziell das Amt angetreten, dass er seit 1. Dezember innehat: in einer öffentlichen Sondersitzung des Gemeinderats in der voll besetzten Turn- und Festhalle.

Dort gehörten neben seinen Eltern Käthe und Wolfgang Schroft seine früheren Chefs, Regierungspräsident Jörg Schmidt und Bundestagsabgeordnete Annette Widmann-Mauz, Bundestagsabgeordneter Thomas Bareiß, die Landtagsabgeordneten Hans-Martin Haller und Landrat Günther-Martin Pauli, Pfarrer Thomas Epperlein und Oberstleutnant Udo Eckbrett ebenso zu den Ehrengästen wie Vertreter aus der Kommunalpolitik, der Wirtschaft und den Vereinen.

Bevor sein Erster Stellvertreter Tarzisius Eichenlaub Schroft vereidigte – der 29-Jährige wählte die Version "so wahr mir Gott helfe" – ging er auf den engagierten Wahlkampf des gebürtigen Burladingers ein, dessen Ergebnis – 81,1 Prozent bei fünf Kandidaten – Wertschätzung und Vertrauen zeigten. Die Stadt habe ihre Aufgaben gemacht, und doch gebe es mehr neue denn je, betonte Eichenlaub mit Blick auf Herausforderungen wie Konversion, medizinische Nahversorgung und Wirtschaft. "Es gibt viel zu tun, Herr Schroft! Packen wir es gemeinsam an!" Und weil für einen Bürgermeister Weitblick von Vorteil sei, schenkte er Schroft ein Fernglas, mit dem man bei gutem Wetter sogar bis Burladingen blicken könne.

Ein Notfallpaket für Schwaben vom Landrat für den Hohenzoller

Mit einem "Notfallpaket für Schwaben" überraschte Landrat Pauli den Hohenzoller. Darin: Leckereien aus dem Kaffeewerk der Lebenshilfe – "und wenn alles nichts nützt: die Handynummer vom Landrat". Das wichtigere Geschenk jedoch war das Angebot guter und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit dem Landratsamt, sei die Entwicklung der Kommunen doch der Rahmen für die Entwicklung des Landkreises. Schroft habe sich "Nähe zu den Menschen auf die Fahnen geschrieben" – dafür wünschte ihm Pauli "Fingerspitzengefühl, Ausdauer, Kreativität und Geradlinigkeit".

Herzliche Worte fand Bürgermeister Josef Ungermann aus Obernheim, der auch für seinen Nusplinger Kollegen Alfons Kühlwein die "Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft Meßstetten – Nusplingen – Obernheim" vertrat und zum "sehr, sehr guten Wahlergebnis" gratulierte, das auch ein Vertrauensvorschuss sei.

"Interkommunale Zusammenarbeit wird in den nächsten Jahren ein ganz wichtiges Thema", sagte Ungermann mit Blick auf die Felder derselben wie Schulen und Konversion, ehe er und Kühlwein vier dicke Bücher über den Nusplinger Plattenkalk, die Alte Friedhofskirche, das Obernheimer Heimatbuch und die Fasnetschronik überreichte. Weil sie beide zur "ganz erhabenen Spezies der Musiker, den Blasmusikern" gehörten und beide auch Dirigenten seien, schenkte Posaunist Ungermann dem Klarinettisten Schroft zudem einen Dirigentenstab: "Um das Gesamtorchester ›Stadt‹ erfolgreich zu dirigieren."

"Mit 29 Erster unter Gleichen – das ist schon eine Besonderheit"

"Mit 29 Jahren Erster unter Gleichen zu sein, ist schon eine Besonderheit", betonte Oliver Schmid aus Geislingen, stellvertretender Kreisvorsitzender des Gemeindetags Baden-Württemberg, und bescheinigte Schroft, durch solide Ausbildung, Studium und seine bisherige Karriere beste Voraussetzungen. Weil "nichts auf der Welt so ansteckend wirkt wie gute Laune" brachte Schmid einen Gutschein für einen Workshop mit, für den Schrofts Sekretärin Nadine Geiger den Termin bereits geblockt habe: "Lach-Yoga – Lachen ohne Grund." Die Lacher waren ihm sicher.

Wann das "Jetzt" in Schrofts Wahlslogan "Gemeinsam Zukunft schaffen. Jetzt." beginne, hatte sich Daniel Götting vom Vorstand des TSV Meßstetten nur vor der Wahl gefragt: "Kaum zwei Monate im Amt, dreht und bewegt sich ständig etwas", freute er sich, auch mit Blick darauf, dass der bekennend unsportliche Schultes in Sachen Sportstättenentwicklungsplan bereits aktiv geworden und zudem "Musiker und Brauchtumspfleger, nämlich Mitglied im Förderverein schwäbische Mundart" sei. Angelehnt an ein Wort Schrofts aus der Rede beim Besuch des Ministerpräsidenten in Meßstetten wünschte er dem Bürgermeister "eine glückliche Hand" mit den Worten: "Wenn es den Bürgern und Vereinen gut geht, geht es auch der Stadt gut."

Das kurze und kurzweilige Programm – vom Musikverein Meßstetten unter Andreas Botts Leitung zünftig verfeinert – beendete die Hauptperson des Abends und definierte, was ihm bei seiner Arbeit wichtig sei: Kommunikation, das Einbeziehen der Bürger, Transparenz, Vertrauen, Miteinander, Wahrheit, Klarheit und Verlässlichkeit.

Für "vorausschauende, nachhaltige Haushaltspolitik" will Schroft sich stark machen, "besonnen und maßvoll" in kommunale Straßen, Wirtschaftsförderung, Sportstätten, Vereins- und Schulbetrieb investieren – lebendige Ortskerne, Meßstettens touristische Perlen und eine starke Wirtschaft vor Augen, nach dem Motto: "Jeder, der nichts tut, muss immer bedenken, was geschieht, wenn nichts geschieht".

Bereit zu Aufbruch und Reise – ganz ohne heilige Kühe

"Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen", zitierte er Hermann Hesse mit Blick auf sein Ziel, die Abwanderung junger Menschen und Familien zu stoppen. Ein Bürgermeister müsse bereit sein, von seinen Mitarbeitern Anregungen, Wissen, Rat entgegenzunehmen, den Überblick zu behalten und "intelligente Aufgabenteilung" zu praktizieren, wobei Dogmen und Ideologien fehl am Platze seien: "Auch heilige Kühe sind letztlich nichts anderes als Rindviecher" zitierte er seinen Lieblingsautor Manfred Rommel, ehe er auf politische Rahmenbedingungen und die Konversion zu sprechen kam, in die er "alle Bürger frühzeitig einzubinden" gedenkt.

"Lassen Sie uns gemeinsam an einer sicheren, erfolgreichen Zukunft für unsere Gesamtstadt Meßstetten und unsere Bürger arbeiten", rief Schroft diesen zu und bat "jeden Einzelnen um offene, kritische Anmerkungen, konstruktive Anregungen und tatkräftige Unterstützung" – in aller Interesse. "Denn wenn es Meßstetten gut geht, dann geht es auch uns gut."