Es ist gedeckt: Auf dem Waldsofa frühstückten die Schüler gemeinsam mit ihren Lehrern und der Schulsozialarbeiterin. Fotos: Holbein Foto: Schwarzwälder-Bote

Schüler des Meßstetter Gymnasiums verbringen drei Tage im Wald / Naturpädagogisches Projekt schweißt zusammen

Von Christoph Holbein

Meßstetten. Der elfjährige Leon läuft mit Riesenschritten die Wiese hinunter. Seine Augen sind verbunden; er ist "blind". Schulsozialarbeiterin Johanna Burger dirigiert ihn mit Zurufen. Es geht um Führen, Folgen und Vertrauen beim naturpädagogischen Projekt am Gymnasium Meßstetten.

Leon ist sicher unten angekommen und freut sich: "Wir machen im Wald spannende Sachen." Deshalb hat er sich für dieses Projekt gemeldet und mit ihm sieben weitere Schüler aus der sechsten und siebten Klasse. Drei Tage verbringen die Jugendlichen im Schulwald, der vor ein paar Jahren dem Gymnasium Meßstetten anvertraut wurde und den die Lehrer und Schüler immer wieder nutzen, wie Lehrerin Anja Haug erzählt. Ein Insektenhotel aus früheren Projekttagen zeugt von diesen Aktivitäten.

"Das ist besser als Unterricht", sagt Leon und rennt "blind" den Hang hinunter

"Es geht darum, den Wald zu erleben, ihn und die Umgebung kennenzulernen, dort anzukommen", sagt die Schulsozialarbeiterin. Jeweils einen Vormittag lang, von 8.15 Uhr bis 12.35 Uhr, sind die acht Jungen und Mädchen in der Natur, spielen auf der Wiese, hangeln sich "blind" entlang eines langen Seils durch den Wald, schlagen einen Rhythmus mit Steinen. Dabei dürfen sie immer wieder äußern, was sie machen möchten. "Wir nehmen diese Wünsche auf", betont Burger. "Das macht Spaß", bestätigt der elfjährige Nicolai, dem am meisten gefallen hat, einen Sitz aus Holz zu bauen.

Auch der elfjährige Yannik ist gerne im Wald unterwegs: "Ich klettere gerne und finde es dort schön kühl." Dass bei diesem Projekt Lehrer und Schulsozialarbeit zusammenarbeiten, bewertet Anja Haug als positiv: "Wir bekommen neue Impulse, lassen wir doch auch viel soziales Lernen und Erlebnispädagogik in unseren Unterricht einfließen. Das ergänzt sich und ist so eine tolle Mischung." Auch Johanna Burger schätzt diese Kooperation: "Wir lernen uns kennen und tauschen uns aus." Derweil haben es sich die Schüler auf dem Waldsofa bequem gemacht, das sie gemeinsam aus Ästen unter den Bäumen gebaut haben. Das Projekt sei interessant, meint die 13-jährige Svenja, und ihre Altersgenossin Elisa ergänzt: "Das ist cool und witzig." Beeindruckt zeigt sich auch die 13-jährige Franca, und die zwölfjährige Lea freut sich über die Natur und die frische Luft. Sie alle haben an diesem Morgen etwas für das gemeinsame Frühstück, den Brunch, mitgebracht: selbst gebackene Muffins, Wurst, Marmelade, Obst, Brötchen.

Auch Kreatives steht auf dem Programm: beispielsweise Wiesenbilder aus Erde, Gras, Blumen und sonstigen verschiedenen Naturmaterialien. Die vier Mädchen und vier Jungen haben sich aufeinander eingespielt: "Das klappt toll", sagt Haug. So helfen sie sich gegenseitig, wenn sie auf der Slackline zwischen zwei Bäumen balancieren: "Sie ziehen an einem Strang und freuen sich, wenn etwas dabei herauskommt", erzählt die Lehrerin. Das ist "eigentlich ganz cool", meint der 13-jährige Nicolas, "manchmal" aber auch "nicht so spannend". Yannik schlägt zwei Steine aufeinander und gibt einen Rhythmus vor, die anderen im Kreis nehmen diesen auf: "Gutes Zuhören ist wichtig", betont die Schulsozialarbeiterin. Und sich gegenseitig vertrauen und auf den anderen verlassen, wenn der Partner den blinden Kompagnon über die Wiese führt oder beide mit verbundenen Augen den Hang hinunterrennen. "Das ist besser als Unterricht", sagt Leon.