In der Flüchtlingsunterkunft kam es zu einem Massentumult. Archivbilb. Foto: Archiv: Maier

Flüchtlinge: Landrat Pauli drängt nach Massenschlägerei in der LEA erneut auf niedrigere Belegungszahlen.

Meßstetten - Musste es so kommen? Wie kann man gegensteuern? Nach dem massiven Zwischenfall am Freitagabend in der Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Meßstetten will Landrat Günther-Martin Pauli nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Er fordert – erneut – eine klare Begrenzung der Belegungszahlen.

Pauli wollte direkt am Montagmorgen Gespräche mit dem Regierungspräsidium und dem Integrationsministerium führen. Es ist nicht das erste Mal, dass der Landrat des Zollernalbkreises eine Art Hilferuf aussendet: Bereits im Sommer, angesichts von damals 1700 Flüchtlingen in der LEA, hatte er an Ministerpräsident Winfried Kretschmann appelliert, die Einrichtung in Meßstetten dürfe nicht überbelegt werden. Gefruchtet hat das offenkundig nichts. Aktuell sind dort schon mehr als 3000 Menschen untergebracht.

Vertraglich vereinbart mit der Stadt Meßstetten ist, dass in die ehemalige Zollernalb-Kaserne maximal 1000 Menschen untergebracht werden sollen. Diese Vereinbarung, so Pauli am Montag gegenüber unserer Zeitung, müsse unbedingt eingehalten werden – alles andere sei "unverantwortlich". Einerseits gegenüber den Flüchtlingen, die in der LEA bisweilen unter unwürdigen Zuständen leben müssen, andererseits aber auch gegenüber den Mitarbeitern in der LEA, die oft nur noch eine Notverwaltung aufrecht erhalten können, und gegenüber den vielen ehrenamtlichen Helfern, die mit der Aufgabe angesichts der schieren Zahl der zu betreuenden Menschen überfrachtet würden. Vor allem sei es aber unverantwortlich gegenüber der Bevölkerung von Meßstetten. Angesichts der Überbelegung der LEA gerate die fragile Statik der Einrichtung und der Stadt Meßstetten in Gefahr.

Aufgrund von Vorfällen wie der Massenschlägerei mit 200 bis 300 Beteiligten am Freitagabend wachse in Meßstetten der Widerstand, vor allem aber auch die Ängste gegenüber der Unterbringung der Flüchtlinge nähmen zu, so Pauli. Seiner Meinung nach könnte die Gefahr solcher Zwischenfälle und damit die Bedenken in der Bevölkerung dadurch vermieden werden, dass schlicht weniger Menschen in Meßstetten untergebracht werden. "Wo so viele Menschen auf engem Raum zusammenleben, kommt es fast zwangsläufig zu Spannungen", so Pauli.

Das Land – aber auch andere Kreise und Städte – sieht er in der Pflicht, hier Abhilfe zu schaffen. Die Aufnahme von mehr als 1500 Flüchtlingen in der Meßstetter Erstaufnahmestelle bewertet Pauli als "grob fahrlässig".

Pauli zeigte sich gestern zuversichtlich, dass sich die Lage in Meßstetten durch die mittlerweile vom Bund beschlossene Beschleunigung der Asylverfahren entlasten werde und dass zudem in Gesprächen mit dem Integrationsministerium eine Verbesserung der Belegungssituation in der Meßstetter LEA erreichen werden könne. Angesichts des nahenden Winters sei eine Reduzierung der Belegungszahl in Meßstetten dringender geboten denn je.