Mit drei ohrenbetäubenden Kanonenschüssen haben die Hartheimer Michele mit den Notenkratzern und den Heinstetter Boscha-Hexa das Meßstetter Rathaus gestürmt und Bürgermeister Frank Schroft den Rathausschlüssel abgenommen. Auch in Heinstetten (unten rechts) und Unterdigisheim (unten links) übernahmen die Narren das Sagen bei Polonaise und Schlüsselübergabe. Fotos: Lissy Foto: Schwarzwälder-Bote

Fasnet: Die Rathäuser sind alle gestürmt

Von Werner Lissy

Ein echter "Donner(s)-Tag" war der "Schmotzige" diesmal in Meßstetten – und auch in den Stadtteilen ließen es die Narren krachen.

Meßstetten. Schon am frühen Morgen stürmten Michele und Notakratzer das Hartheimer Rathaus, um Ortsvorsteher Bodo Schüssler zu entmachten. So sehr er auch um Einsicht bat: Es half ihm alles nichts, und er musste, nachdem ihm der Vorsitzende der Michelezunft, Dietmar Ritter, die "Leviten" gelesen hatte, den Rathausschlüssel hergeben, begleitet von drei lautstarken Kanonenknallern und den närrischen Klängen der Hartamer Notakratzer.

In Heinstetten waren die Narren ebenfalls früh auf den Beinen und stürmten nach dem Narrenfrühstück das Rathaus. Eine Abordnung der Musikkapelle spielte den Heinstetter Narrenmarsch. In Begleitung der Gilde-Männer, der Boscha-Hexa, der Hau-Giebler und der Tanzgarde forderte Vorsitzender Tobias Roth Ortsvorsteher Thomas Deufel auf, die Türen zu öffnen. Nach klagendem Bitten und Zaudern gab der Ortsvorsteher schließlich nach und gewährte den Narren Einlass. Im Sitzungssaal erzählten Deufel und Hau-Giebler-Chef Tobias Roth in Reimen vom Orts- und Vereinsgeschehen. Nach dem Rathausschlüssel ließ Deufel die Narren aber in einem verschraubten Holzkasten suchen.

Roth überraschte den Ortsvorsteher mit einer kleinen Hau-Giebler-Maske und verlieh ihm den kleinen Narrenorden. Die Boscha-Hexa reichten Schwarzwurst, Zwiebeln und Brot, ehe alle gemeinsam zum Kindergarten und zur Schule zogen, um die Kinder zu befreien.

Deichelmäus und Brunnenmacher zogen in Unterdigisheim zu den Klängen der Musikkapelle in den Kindergarten, wo kostümierte Kinder und Erzieherinnen sie schon erwarteten. Deichelmäus- Vorsitzende Ramona Pönisch dankte den Kindern für den freundlichen Empfang. Diese hatten sich gut vorbereitet und führten nach zwei lustigen Liedern auch einen kleinen Tanz auf. Als die Musikkapelle einen weiteren Fasnetsmarsch spielte, stellten sich alle auf zur Polonaise. Als Belohnung gab es Laugen-Deichelmäus und dann einen kleinen Umzug um die Festhalle herum.

Weiter ging es mit der Stürmung des Unterdigisheimer Rathauses, wo Ortsvorsteher Erhard Karle Rathausschlüssel und Macht abgeben musste.

Ein echter Höhepunkt war diesmal die Erstürmung des Meßstetter Rathauses: Michelezunft und Notakratzer kamen mit der Kanone, und nach drei kräftigen Kanonendonnern spielten die Musiker lautstark hinterher. Die Mehrzahl der Mitarbeiter trug – getreu dem zuvor verkündeten Motto – Dirndl oder Lederhose. Bürgermeister Frank Schroft ging mit gutem Beispiel voran und kam in knackig kurzen Lederhosen heraus, um die Narren zu empfangen. Der Vorsitzende der Michelezunft, Dietmar Ritter, hielt seine "Anklagerede", wonach der Schultes sich ebenfalls in gereimten Worten verteidigte. Schließlich hängte er Ritter den schweren Rathausschlüssel aus einer Eisenplatte mit dicker Kette um den Hals. Im Rathaus wurden die Narren mit Würsten und Getränken verköstigt, darunter auch Narren aus Heinstetten und Unterdigisheim.