Aufstellung: Wo stehe ich in der Schule?: Johanna Burger ist neue Schulsoziarbeiterin. Foto: Holbein Foto: Schwarzwälder-Bote

Johanna Burger ist als Schulsozialarbeiterin am Meßstetter Schulzentrum tätig / Prävention und Einzelfallhilfe

Von Christoph Holbein

Meßstetten. Es soll ein Ort sein, an dem die Schüler ihr Herz ausschütten dürfen, ein Ort, an dem ihnen jemand einfach nur zuhört, an dem es möglich ist, über die eigenen Probleme zu sprechen. Diesen Freiraum bietet die neue Schulsozialarbeiterin Johanna Burger.

Seit dem 1. September vergangenen Jahres ist sie am Schulzentrum in Meßstetten auf einer 50-Prozent-Stelle tätig und für das Gymnasium und die Realschule zuständig – mit spürbarem Einsatz: "Seit sie an der Schule ist, hat sich etwas verändert", hat Realschulrektor Martin Unterweger bemerkt. Ein eigenes Büro – in der Realschule untergebracht – ist Anlaufstelle. "Wir sind froh, dass sie da ist und die Arbeit aufgenommen hat."

Große Offenheit und Wertschätzung hat Johanna Burger seit ihrem Start erfahren, und schnell hat sich für sie herauskristallisiert, dass bei den Kindern und Jugendlichen ein Bedarf da ist. Gerade in den vergangenen Wochen, seit es auf die Zeugnisse zugeht, ist die 55-jährige sozial-pädagogische Fachkraft sehr häufig Ansprechpartnerin für die Schüler und führt Einzelgespräche – auch mit Lehrern. Überwiegend Einzelfallhilfe macht die Tätigkeit aus. "Das ist eine wertvolle Hilfe, wir spüren, dass da jemand da ist", bestätigt Elke Beuttler, Beratungslehrerin an der Realschule.

Eine schlechte Note, Konflikte mit Lehrern, nicht zurechtkommen in der Klassengemeinschaft sind Auslöser, dass ein Schüler Probleme in der Schule hat. "Wenn ich das genauer betrachte, ist oft festzustellen, dass das System Familie ausschlaggebend dafür ist, dass sich das Verhalten des Jugendlichen in der Schule verändert hat, dass er auffällig wird und nicht mehr in gewohnter Weise mitarbeitet."

Es ist freiwillig, wenn die Schüler zur Schulsozialarbeiterin kommen. "Gemeinsam suchen wir nach dem Knackpunkt, etwa, dass der Schüler keine Hausaufgaben macht." In kleinen Schritten gehen sie das Problem an: "Wichtig ist, dass der Schüler erkennt, dass er es selbst in der Hand hat, es selbst schafft und selbst darauf kommt, wie er das Ziel erreicht." Eine Schulstunde wenigstens nimmt sich Burger dafür Zeit. Da wird auch erst einmal miteinander gespielt, um den Kopf frei zu bekommen. "Manche Schüler werden über ein halbes Jahr hinweg betreut", sagt Peter Ilg, Geschäftsbereichsleiter Albstadt beim Diasporahaus Bietenhausen, das Träger ist der Schulsozialarbeit, die Land, Kreis und Stadt Meßstetten gemeinsam finanzieren. Er sieht das Projekt als Prävention an: "Wenn wir das über die Schulsozialarbeit lösen, sind keine anderen Unterstützungsmaßnahmen notwendig."

Zu diesem Vorbeugen zählt auch die Sozialbetreuung in allen fünften Klassen des Gymnasiums und einer sechsten Klasse der Realschule mit dem Ziel des sozialen Lernens, den anderen wertzuschätzen, hilfsbereit zu sein, sich gegenseitig zu akzeptieren und Verantwortung für sich zu übernehmen. "Es hat einen anderen Stellenwert, wenn ein Spezialist von außen kommt. Darin sehe ich den großen Gewinn", betont Norbert Kantimm, Leiter des Gymnasiums. Die 55-Jährige sieht sich in der Vermittlerrolle, als Verbindungsglied zwischen Kind und Eltern, zwischen Schüler und Lehrer, zwischen den Jugendlichen untereinander, als jemanden, bei dem die Schüler alles reden dürfen, was sie "auszureden" haben.

Eine "dicke Chance", die es zu nutzen gilt

Es ist die erste Stelle als Schulsozialarbeiterin für die ausgebildete Erzieherin mit Zusatzausbildung in Systemischer Beratung und mehrjähriger Berufserfahrung in der Jugendhilfe, von deren Einsatz sich der Hauptamtsleiter der Stadt Meßstetten, Johannes Ritter, verspricht, dass das Miteinander von Schule, Lehrern und Schülern noch mehr gefördert wird. Mit dem Projekt verfügt die Stadt in der Kernstadt in allen Schulen über eine Schulsozialarbeit, die, so Peter Ilg, deshalb immer wichtiger wird, weil es für die Kinder in einem gesellschaftlichen System, in dem es zunehmend den Eltern an Erziehungskompetenz fehlt, schwieriger wird, sich zurecht zu finden: "Das ist eine dicke Chance, das zu nutzen."

Burger wünscht sich, dass es weiter so positiv läuft, wächst. So gibt es eine offene Gruppe, donnerstags in der Mittagspause, als Anlaufstelle für die Schüler, um zu reden, zu spielen und die Schulsozialarbeiterin kennenzulernen; so ist ein naturpädagogisches Projekt in Planung. Entscheidend mit ist der Kontakt zu den Eltern, gerade wenn Kinder öfters kommen, das Zusammenwirken, denn, so Burger: "Wir profitieren voneinander."