In der Lea-Begegnungsstätte haben Jesiden ihr Neujahrsfest gemeinsam gefeiert. Foto: Hirt Foto: Schwarzwälder-Bote

Pfarrer weist bei Vortrag in der Lea auf die Lage der Roma hin / Jesiden feiern Neujahr mit bunten Eiern

Meßstetten. Einen Vortrag über die Sinti und Roma hat Pfarrer Andreas Hoffmann-Richter, Beauftragter der Evangelischen Landeskirche Wrttemberg für die Zusammenarbeit mit Sinti und Roma, in der Landeserstaufnahmestelle (Lea) Meßstetten gehalten. In Europa leben nach seinen Angaben etwa acht bis zehn Millionen Sinti und Roma, davon 120 000 in Deutschland und 12 000 in Baden-Württemberg. Rund 60 000 in Deutschland lebende Sinti sind deutscher Staatsbürgerschaft. Die Sprache "Romanes" werde weltweit von 12 Millionen Menschen gesprochen. Sinti und Roma seien vor Jahrhunderten aus ihrer Heimat in Nord-Indien vertrieben und im Lauf der Zeit immer wieder geächtet und unterdrückt worden, so Hoffmann-Richter. Ständiges Weiterziehen sei daher überlebenswichtig gewesen. Auch im Nationalsozialismus wurden sie, ähnlich wie die Juden, der Verfolgungspolitik preisgegeben.

Doch auch heute gebe es noch viele Schwierigkeiten. Hoffmann-Richter nannte als Beispiel das Land Serbien. Dort lebten die Roma in "informellen Siedlungen", in denen es nicht einmal Straßennamen gebe. Sie hätten keinen Zugang zum Arbeitsmarkt, zu Ämtern oder einem Arzt. In ihren Häusern gebe es kein Wasser, keinen Strom und keine Heizung. Lediglich 45 Prozent der Kinder gingen zur Grundschule, doch nur neun Prozent könnten auf eine weiterführende Schule gehen. Auch der Zugang zu öffentlichen Einrichtungen, wie dem Schwimmbad, Café oder Kino werde Roma häufig verwehrt. Viele von ihnen seien Vertriebene aus dem Kosovo, die keine Papiere hätten.

Im Begegnungszentrum der Lea feierten rund 40 Jesiden aus dem Irak ihr Neujahrs-fest. Aufgrund des Krieges in ihrer Heimat werde nicht getanzt, wie es eigentlich üblich ist, sondern lediglich in Ruhe zusammen gesessen, erzählte ein junger Mann aus dem Irak. Das Neujahrsfest werde traditionell im Lalish-Tempel gefeiert. Am Vorabend des Neujahres zünden die Gläubigen 365 Kerzen an und bemalen Eier als Symbol der Erde und des Frühlings. Nach jesidischem Glauben vollendete Gott die Welt an einem Mittwoch. Daher wird das Neujahrsfest immer an einem Mittwoch gefeiert. Auch der April ist im jesidischen Glauben ein heiliger Monat. Die Jesiden schmücken an diesem Tag ihre Häuser mit Blumen und bunten Eiern. Das Café im Begegnungszentrum wurde von zahlreichen jesidischen Männern und Frauen dekoriert. Sie kauften Obst, Kuchen und Säfte und verbrachten das jesidische Neujahrsfest gemeinsam.

Der nächste Rundgang durch die Lea findet heute, Donnerstag, ab 14 Uhr statt. Dazu können sich alle interessierten Meßstetter Bürger per E-Mail an lea.messstetten @rpt.bwl.de oder telefonisch unter 07431/9 36 30 anmelden. Die Besucherzahl ist auf 30 Personen beschränkt.