Blutspendeaktion: Vom Dilemma des Roten Kreuzes und dem romantischen Aspekt einer lebensrettenden Tat

Kreativität ist gefragt beim Roten Kreuz, Ortsverein Meßstetten, wenn es um die Blutspendeaktionen geht. Kreativität? Ja, denn seit Abzug der Bundeswehr fehlen den Helfern mindestens 80 Spenden pro Aktion. Deshalb winken diesmal schöne Preise.

Meßstetten. Richtig romantische Aspekte kann so eine Blutspende haben, wie das Beispiel von Renate und Achim Jetter zeigt. Das Ehepaar war im April, bei der jüngsten Blutspendeaktion des Roten Kreuzes Meßstetten, zum ersten Mal gemeinsam spenden. "Jahrelang habe ich auf sie eingeredet", sagt Achim Jetter schmunzelnd mit Blick auf seine Frau, der nie ganz wohl war beim Gedanken, sich in den Arm stechen zu lassen und dann einen halben Liter Blut abzugeben. "Ich habe ihr immer gesagt, es ist nicht schlimm", so Jetter. "Außerdem: Wenn je etwas wäre, dann wären ja genug Ärzte da", fügt er augenzwinkernd hinzu.

Ihr erstes Mal hat Renate Jetter allerdings gut überstanden, wie sie hinterher berichtet: "Es war gar nicht schmerzhaft", betont sie, noch immer ein bisschen erstaunt. "Und ich fühle mich richtig gut. Außerdem war der Wurstsalat sehr lecker", ergänzt sie mit Blick auf das Vesper, das alle Spender anschließend kostenlos erhalten: "Ich komme jetzt immer mit."

Dass noch weitere auf diese Idee kommen, hofft Rebekka Robnig, die engagierte Bereitschaftsleiterin des DRK Meßstetten: "Seit die Bundeswehr abgezogen ist, fehlen uns mindestens 80 Spenden pro Aktion", sagt sie und berichtet über diverse Versuche, weitere Spender zu gewinnen: Bei Vereinswettbewerben hat jener Verein gewonnen, der die meisten Erstspender brachte. Samstagstermine seien zwar praktisch für Berufstätige, aber aus arbeitsrechtlichen Gründen schwierig zu organisieren: Nur die DRK-Helfer sind ehrenamtlich tätig. Die Ärzte, die vor einer Blutspende den Spender untersuchen, müssen bezahlt werden, und deshalb "sind die Blutspendeaktionen für uns momentan ein Drauflegegeschäft", so Robnig.

"Viele DRK-Ortsvereine finanzieren ihre Arbeit allein mit dem Erlös der Blutspende und der Kleidersammlung", erklärt Rebekka Robnig. "Zwar werden wir von der Stadt Meßstetten sehr großzügig unterstützt und erhalten sogar den Vereinszuschuss, obwohl wir ein Wohlfahrtsverband sind", doch allein die Fahrzeuge und die Ausstattung für die Einsätze sind teuer. Auf sie sind die Helfer aber dringend angewiesen, wenn sie – etwa bei einem schweren Unfall wie jenem am Donnerstagabend zwischen Lautlingen und Laufen – schnell und erfolgreich Verletzte versorgen wollen.

Die meisten brauchen selbst mal Blutpräparate

Einen zweiten, mindestens ebenso wichtigen Aspekt hat die Blutspende darüber hinaus: Rund 15 000 Blutkonserven werden täglich in Deutschland benötigt, und jeder kann in die Situation kommen, Blut oder daraus hergestellte Präparate zu brauchen: als Unfallopfer, als Krebspatient, durch Herz-, Magen- oder Darmerkrankungen – die Liste ließe sich fortsetzen.

Vor Blutspendeaktionen wie am Donnerstag, 1. September, von 14.30 bis 19.30 Uhr verschickt Rebekka Robnig stets viele Kurzmitteilungen, um zur Blutspende einzuladen. Gutscheine für Erstspender, gültig für ein Lokal in Meßstetten, hat das DRK schon ausgegeben, und auch Sachpreise gibt es immer mal wieder.

Nachhaltiger scheinen jedoch Gründe von der Art zu sein, wie sie Anton Reger antreiben: Ein Krankheitsfall in seiner Verwandtschaft hat den Meßstetter und Ersten Bürgermeister der Stadt Albstadt einst bewogen, regelmäßig spenden zu gehen.

Renate Jetter wird künftig auch immer dabei sein: "Blutspenden ist etwas Positives, das wir gemeinsam unternehmen können", sagen sie und ihr Mann, denen das Rote Kreuz – selbstverständlich – auch diesmal wieder zwei Liegen nebeneinander stellt.

Zum Blutspenden ruft das DRK Meßstetten auf Donnerstag, 1. September, von 14.30 bis 19.30 Uhr in der Turn- und Festhalle Meßstetten auf. Unter allen Spendern verlost das DRK zahlreiche Eintrittskarten, etwa für den Freizeitpark Tripsdrill, das Schwarzwald Badeparadies in Titisee und für den Capitol-Filmpalast in Albstadt. Außerdem gibt es drei Eintrittskarten für den Vortrag "Entlarvt – Lügen erkennen, Wahrheit herausfinden" in der Reihe "Denkanstöße" des Schwarzwälder Boten zu gewinnen. Als Vesper werden diesmal ein halbes Hähnchen oder ein Käseteller, jeweils mit Brot, angeboten. Zur Blutspende ist ein Personalausweis, Reisepass oder Führerschein im Scheckkartenformat sowie – falls bereits vorhanden – der Blutspenderausweis nötig. Ein Blutspender muss mindestens 18 Jahre alt sein, mindestens 50 Kilogramm wiegen und darf ein Alter von 73 nicht überschritten haben. Erstspender dürfen nicht älter als 64 Jahre sein. Anmeldung, Untersuchung und Vesper eingerechnet, sollten Spender eine Stunde Zeit einplanen.

 Blutspendeaktionen in Meßstetten finden immer im April, in der fünften Woche der Sommerferien sowie in der Weihnachtszeit statt.