Am Erinnerungsstein der Kochhafenbuche warteten interessante Eindrücke auf die Teilnehmer. Fotos: Lissy Foto: Schwarzwälder-Bote

Ferienwanderungen: Bei den insgesamt sieben Touren verzehrten die Wanderer 1840 Würste und Wecken

Meßstetten. Die Saison der Meßstetter Ferienwanderungen hat einen schönen Abschluss gefunden: In angenehmem Wandertempo starteten – angeführt von Ernst Blickle und Horst Kästle vom Schwäbischen Albverein, Ortsgruppe Meßstetten – 170 Wanderer am Meßstetter Rathaus, wo Bürgermeister Frank Schroft sie begrüßte hatte und sich besonders darüber freute, dass insgesamt mehr als 1440 Personen bei den sieben Ferienwanderungen einen neuen Teilnehmerrekord aufgestellt haben. Laut seiner Statistik wurden mehr als 2250 Getränke, mehr als 1840 Würste und Wecken sowie mehr als 150 Kilogramm Äpfel verzehrt.

Über den Erwin-Gomeringer-Platz führte der Weg durch die "Burg" hinauf zur Festhalle, um in der Hangergasse, am Seniorenpflegeheim vorbei, auf den Käpelleweg, der Richtung Wildgehege und Truppenübungsplatz führt, zu gelangen. Nach wenigen hundert Metern bog die Gruppe rechts ab, um ein Gedenkkreuz aus rohem Felsgestein im Gewann Airlenssteig am Fuße des "Kählesbühl" zu erreichen.

Auf dem Kreuz ist die Inschrift "1783 HJEP" zu erkennen. Dabei handelt es sich nach den Aufzeichnungen des Meßstetter Totenbuches von 1783 um einen Jungen namens Johann Georg Eppler, einen 13-jährigen Schulknaben, der auf der Weide unter einer alten Buche von einem Wetterstrahl – einem Blitz – aufs Hirn getroffen und plötzlich getötet wurde.

Das weitere Ziel war die Trockenmauer am Kalkhüttenweg, die Albvereinsmitglieder, Mitarbeiter des Bauhofs und Feuerwehrleute vor sechs Jahren freigelegt und eingeweiht hatten. Sie diente einst als Schutzmauer für den Feld- und Ackerbau gegen den als Viehabtrieb und Wassertränke genutzten Kalkhüttenweg. Diese Trockenmauer bietet heute einen Lebensraum für wärmeliebende Pflanzen und Tierarten und damit optimale Bedingungen für Eidechsen, Blindschleichen, Erdkröten und Wildbienen.

Unweit davon erreichte die Gruppe die Stelle am "Steigle", wo 1984 ein starker Sturm die markante und mächtige "Kochhafenbuche" fällte und jetzt ein Natursteinblock mit Erinnerungstafel steht. Den Banweg passierend, wanderte die Gruppe über den "Erpfenschwang" weiter am Modellflugplatz vorbei zum "Blumersberg", um dann zum Wasserhochbehälter "Lauen" zu kommen.

Dort genossen die Wanderer den Ausblick über Meßstetten hinunter in das Eyachtal mit den Albstädter Stadtteilen Margrethausen und Pfeffingen sowie zum Sendeturm, Albvereinsturm und Nägelehaus auf dem Onstmettinger Raichberg. Dabei informierte Wanderführer Horst Kästle, dass bis 1888 in Meßstetten große Wassernot geherrscht habe. Es gab eine Quelle, die "Brunnenstube", die zwei Brunnen im Tal speiste. 1888 wurde der Hochbehälter Lauen mit einer Kapazität von 210 Kubikmetern eingeweiht. Eine Erweiterung auf 450 Kubikmeter folgte 1924. Der Wasserspiegel liegt bei 952 Metern.

Statt Eimer schleppen: Schulden tragen

Meßstetten wird von diesem sowie dem Hochbehälter auf dem Sickersberg mit Wasser versorgt, das Wohngebiet Bueloch vom Wasserturm "Rauher Bühl". Bei der Einweihung des Hochbehälters Lauen hieß es in der Presse: "Die Meßstetter müssen jetzt keine Wassereimer mehr schleppen, dafür aber mehr Schulden tragen."

Auf dem Rückweg kam die Gruppe an dem als "Lauenhäusle" bekannten Haus vorbei, das 1920 der deutsch-österreichische Alpenverein, Sektion Tübingen, als Schutzhütte gebaut hatte. Darin hielt sich oft Karl Bohnenberger mit einigen Studenten auf, die zum Skilaufen zum Wintersportplatz Meßstetten kamen. Nach ihm wurde in Meßstetten die Karl-Bohnenberger-Straße und der Karl-Bohnenberger-Wanderweg benannt. Heute ist das "Lauenhäusle" in privatem Besitz und zum Wohnhaus umgebaut.

Bald erreichten die Wanderer die Turn- und Festhalle, in der sie Alleinunterhalter Berthold Ramsperger musikalisch begrüßte. Er brachte mit seinen volkstümlichen Musikstücken und Schlagern Stimmung unter die gut gelaunten Wanderer, die sich dazu das Vesper schmecken ließen. Bald sang und schunkelte alles mit – und manche schwangen sogar das Tanzbein zum Abschluss der Saison.