Bilkay Öney zu Besuch in der Landeserstaufnahmeeinrichtung in Meßstetten. Foto: Holbein

Landeserstaufnahmeeinrichtung in Meßstetten gibt Flüchtlingen eine Bleibe. Ministerin Öney spricht mit Menschen.

Meßstetten - Ein Plastikfußball liegt auf dem Weg, in der Kinderbetreuung feiert Anton aus Syrien seinen Geburtstag – er wird neun Jahre alt – und im Klassenzimmer lernen die Erwachsenen die Bezeichnungen für die Körperteile mit Artikel: Alltag in der Landeserstaufnahmeeinrichtung. Gestern nun war Ministerin Bilkay Öney zu Besuch.

Berührungsängste gibt es keine: Am Tischkicker spielt die Vertreterin der Diakonie mit Flüchtlingen Tischfußball. In der Kindertagesstätte unterhält sich die Ministerin mit der kleinen Alma. Dort betreut Jessica Breininger zusammen mit einer weiteren Erzieherin und einer Heilerziehungspflegerin jeden Tag von 8 bis 16.30 Uhr 20 bis 30 Kinder im Alter von eineinhalb bis 15 Jahren: "Die kommen alle gern und stehen bereits vor dem Aufmachen an der Tür und warten."

Samar aus Syrien ist froh, in Deutschland zu sein: "Es ist sehr gut hier", sagt die junge Frau. Hier fühlt sie sich sicher; einen Weg zurück gibt es für sie nicht mehr: "Ich möchte in Deutschland eine neue Heimat finden und hier leben." Dafür ist es wichtig, Deutsch zu lernen. Die Besuchergruppe mit der Ministerin an der Spitze schaut bei ihrem Rundgang auch beim Deutschkurs vorbei, in dem Lehrerin Evelin Pohl den "sehr lernbegierigen Schülern" schon einiges beigebracht hat: "Wir könnten noch mehr unterrichten, aber mehr als 37 Personen ist nicht machbar."

Reem Wahab aus Syrien findet das Lernen "gut", kann schon die Zahlen und "Guten Tag, guten Abend". Ihre Banknachbarin Enas Kajo aus dem Irak ist "froh", geflohen zu sein: "Bei uns ist es sehr gefährlich." In den Irak zurückkehren will sie nicht mehr. Sie mögen Deutschland, auch wenn das Essen in der Mensa nicht immer so schmeckt.

Draußen wummert es vom Truppenübungsplatz herüber. Traumatisierte Patienten hat Ärztin Dana Deniza Popa aus Rumänien bislang allerdings nicht auf der Krankenstation gehabt. Die in der LEA fest angestellte Allgemeinmedizinerin behandelt zusammen mit ihren Kollegen, die stundenweise kommen, derzeit vor allem Erkältungen, aber auch Diabetiker, Menschen mit hohem Blutdruck und chronischen Herzkrankheiten besuchen vertrauensvoll die Station, in der Landrat Günther-Martin Pauli das neue Röntgengerät zeigt, das notwendig ist, muss doch jeder Flüchtling ab 15 Jahren geröntgt werden. Das Gerät ist per Datenleitung mit dem Krankenhaus in Ebingen verbunden, wo die Aufnahmen ausgewertet werden.

"Die LEA ist überraschend gut angelaufen", sagt deren Leiter, Frank Maier: "Die Bewohner fühlen sich hier gut aufgehoben und versorgt und haben viele Möglichkeiten, sich zu beschäftigen."

Mit dem Handynetz gibt es ein Problem

Einen Kritikpunkt gibt es allerdings: Das Handynetz ist "nicht überragend". Für die Menschen, die in ihre Heimatländer telefonieren wollen, ist das ein Problem. "Das wollen wir verbessern." Derweil hat die Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge mit derzeit zwölf Mitarbeitern – es sollen 15 werden – ihre Arbeit aufgenommen und nimmt die Asylanträge entgegen.

Dass es momentan nur 250 Flüchtlinge in der LEA sind, liegt an den strengen Brandschutzbestimmungen und bislang noch nicht gelieferten Brandschutztüren. Daher sind nur die Erdgeschosse nutzbar. Ist es demnächst auch möglich, die anderen Stockwerke der Gebäude zu nutzen, hat die LEA eine Kapazität von bis zu 900 bis 1000 Menschen.

Die Landeserstaufnahmeeinrichtung bietet Arbeitsplätze, auch für Menschen mit Migrationshintergrund. Caritas, Diakonie und Deutsches Rotes Kreuz sind vor Ort: "Meßstetten ist personell gut aufgestellt", betont deshalb die Ministerin bei ihrem Besuch. Auch für traumatisierte Flüchtlinge soll gesorgt, Experten eingeschaltet werden, um diese Zielgruppe noch besser zu betreuen. Derweil hat sich vor Ort ein Verein gebildet, sind zwei Stellen eingerichtet, um die ehrenamtliche Hilfe zu koordinieren.

Da drängt sich die Frage an die Ministerin auf, ob nicht bei all diesen positiven Vorzeichen daran zu denken sei, in Meßstetten dauerhaft Flüchtlinge aufzunehmen. Bilkay Öney winkt ab: "Das bleibt, wie geplant, vorübergehend, denn mit dem Truppenübungsplatz in der Nachbarschaft und der infrastrukturell ungünstigen Anbindung ist die frühere Zollernalbkaserne auf Dauer kein idealer Standort."

Der Tross macht noch einen Abstecher ins ehemalige Soldatenheim. Dort bildet sich eine gemütliche Kaffeerunde bei Kuchen und Keksen mit Ministerin, Landrat, Bürgermeister und Flüchtlingen, wobei die Besucher eine Flüchtlingsgeschichte erfahren über 250 Personen, die auf einem kleinen Schiff zehn Tage auf dem Meer unterwegs waren, was Landrat Pauli spontan auf die Idee bringt, zu versuchen, dass die Menschen von ihrem Schicksal in den Meßstetter Schulen erzählen.

Weitere Informationen:

Mehr zur Landeserstaufnahmestelle auf unserer Themenseite.