Vera Bieber mit der Sopranblockflöte, Patrizia Bieber an der Barockvioline und Cordula Bieber am Cembalo sorgten für die musikalische Umrahmung der Abschlussveranstaltung. Foto: Holbein

Regierungspräsident Klaus Tappeser: "Meßstetten hat die nicht leichte Aufgabe hervorragend gemeistert".

Meßstetten - Die Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (Lea) in Meßstetten ist Geschichte. Bei einer Abschlussveranstaltung nahmen Politiker, Mitarbeiter und ehrenamtliche Helfer Abschied. Mehr als 28 .000 Menschen waren in den vergangenen drei Jahren in der früheren Zollernalb-Kaserne untergebracht.

"Aufgrund der hervorragenden Arbeit aller Beteiligten ist die Lea Meßstetten weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt", sagte Regierungspräsident Klaus Tappeser in seiner Festansprache. Dort hätten die Mitarbeiter und Helfer die Flüchtlinge mit Respekt und Einfühlsamkeit begleitet. Diesen menschlichen Umgang mahnte Tappeser auch für die politische Elite an: "Wie sollen wir für den Weltfrieden kämpfen, wenn wir nicht mal anständig miteinander umgehen."

Der Regierungspräsident lobte den Einsatz der zahlreichen Akteure in der Lea und erinnerte an den August 2014, als die "beispiellose Zusammenarbeit zwischen Land, Kreis und Kommune sowie den vielen Bürgern" begann. Die Einrichtung noch vor dem Wintereinbruch in Betrieb genommen zu haben, sei eine "unglaubliche Gemeinschaftsleistung" gewesen. Tappeser zählte die vielen Angebote seit dem 28. Oktober 2014 auf, als die ersten 33 Flüchtlinge in Meßstetten ankamen: "Das großartige ehrenamtliche Engagement hat viel zum gegenseitigen Verständnis zwischen Einheimischen und geflüchteten Menschen beigetragen." Die "Herkulesaufgabe" sei "vorbildlich gelungen": Diese vergangenen drei Jahre "werden in den Herzen verwurzelt sein, auch in denen der Menschen, die hier Schutz gesucht haben".

Die Mitmenschlichkeit der Meßstetter unterstrich auch der Landrat des Zollernalbkreises, Günther-Martin Pauli, in seiner Rede und verhehlte dabei nicht die Vorbehalte, die zunächst gegenüber der Einrichtung bestanden. Mit viel Fantasie hätten die Mitarbeiter und ehrenamtlichen Helfer den Flüchtlingen zum Beispiel im Begegnungszentrum eine Anlaufstelle geboten. Die Lea habe "überdurchschnittliches Engagement von allen Seiten" ausgezeichnet: "Die Einrichtung in Meßstetten war ein Vorzeigeprojekt." Pauli dankte dafür vor allem den drei Leitern der Lea und betonte den Einsatz der Bürger, Vereine, Kirchen und sozialen Instanzen: "Es hat viele wertvolle Begegnungen und Erfahrungen gegeben."

Meßstetten sei in diesen drei Jahren eine Stadt der Zuflucht gewesen, in der Menschen Schutz vor Verfolgung, Terror und Tod gefunden hätten, verdeutlichte Bürgermeister Frank Schroft. Nach der anfänglichen Skepsis in der Bevölkerung hätten sich Verständnis, Hilfsbereitschaft, Toleranz und Offenheit durchgesetzt: "praktische Nächstenliebe". Unterstützung und Beistand seien wichtiger gewesen als Bürokratie. Dafür zu sorgen, dass Menschen aus verschiedenen Nationen mit unterschiedlichen Sprachen, Kulturen, Religionen, Erfahrungen und Erwartungen in der Lea friedlich und weitgehend konfliktfrei leben, sei eine Mammutaufgabe gewesen, die bewältigt worden sei. Was die zahlreichen Helfer geleistet hätten, sei "praktischer Humanismus". Das habe Maßstäbe der Menschlichkeit gesetzt. Freiheit sei das höchste Gut. Es lohne sich, sich dafür jeden Tag einzusetzen und den Anfängen eines dumpfen Nationalismus Einhalt zu gebieten.

Eine Hommage an die Helfer aus dem gesamten Zollernalbkreis übermittelte Karl-Otto Gerstenecker, verantwortlich für die Ehrenamtskoordination in der Lea Meßstetten. Er erinnerte an das Begegnungszentrum, das Internet-Café, das bis zum Ende der Lea 5362 Stunden geöffnet gewesen sei und 36. 399 Personen aufgesucht hätten, an die Kleiderspenden, die bis zu 40 Menschen in der Kleiderkammer sortiert hätten, an Sprachunterricht und Fußballspielen, an Basteln und Spielen mit den Kindern, an Schach sowie Strick- und Häkelrunden, an die Besuche im Wald und das Schlittenfahren, an Tischtennisturniere und Fahrdienste für Flüchtlinge. Fast 300 Kräfte halfen mit im Begegnungszentrum. Streetworker waren im Einsatz. Und es gab kulturelle Veranstaltungen und Ausflüge. Gerstenecker dankte für diese "tolle Zusammenarbeit der ehrenamtlichen Helfer".