Sozialarbeiterin Heike Schuller (Mitte) und die Künstler Khadija Ghanem, Rasha Deeb und Ahmed Amer Fotos: Retter Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung: Vernissage zu "Frauen im Krieg und auf der Flucht" lockt viele Menschen ins Meßstetter Rathaus

Von Anne Retter

Millionen von Menschen sind auf der Flucht. Vor allem aus Syrien hält der Flüchtlingsstrom an. Eine Ausstellung im Meßstetter Rathaus verarbeitet die Erlebnisse und Erfahrungen von Frauen, die vor Terror und Krieg geflohen sind.

Meßstetten. Es ist eine besondere Ausstellung im Rathaus: Die drei syrischen Flüchtlinge Khadija Ghanem, Ahmed Amer und Rasha Deeb zeigen mit ihren Acryl- und Aquarellbildern und Skulpturen aus Holz und Ton, wie es den Frauen in Syrien und auf der Flucht ergeht. Nicht nur für ihre Werke, sondern auch für ihren Beitrag zu einer besseren Verständigung zwischen Flüchtlingen und der einheimischen Bevölkerung erhielten die Künstler viel Anerkennung.

Es herrschte großer Andrang bei der Ausstellungseröffnung, die musikalisch Marvan "Rony" Alsibai mit der Gitarre begleitete. Neben traditioneller arabischer Musik spielte der 18-Jährige auch Stücke wie "Nothing Else Matters" von Metallica. Die Begrüßung hielt der stellvertretende Bürgermeister Tarzisius Eichenlaub.

Grüße von Landrat Günther-Martin Pauli überbrachte die künftige Sozial- und Rechtsdezernentin des Landkreises: Dorothee Müllges, die ab März das Amt bekleiden wird, ging in ihrem Beitrag auf die Gründe ein, aus denen unter den Asylsuchenden weniger Frauen als Männer sind. Neben der Fürsorge für Alte und Kinder und fehlenden finanziellen Mitteln nannte sie auch die berechtigte Angst der Frauen vor sexueller Gewalt, die in der Ausstellung zum Ausdruck kommt.

Der Leiter der Landeserstaufnahmeeinrichtung (Lea) Meßstetten, Frank Maier, freute sich, zum neunten Mal einer Veranstaltung im Rahmen der Initiative "Mensch von Nebenan" beizuwohnen. Diese Kooperation von Landkreis, Stadtverwaltung und Land hat sich zum Ziel gesetzt, die örtliche Bevölkerung und die neuen ausländischen Nachbarn einander näher zu bringen. Maier sagte, derzeit befänden sich etwa 1800 Menschen in der Lea, die Tendenz sei rückläufig. Mit einem Frauenanteil von 40 Prozent habe man auch verhältnismäßig viele weibliche Personen in Obhut – es seien aber auch insgesamt 814 Kinder und Jugendliche in der Lea, da überwiegend Familien nach Meßstetten kämen. 52 Prozent der Asylsuchenden seien Syrer, 36 Prozent stammen aus dem Irak, neun Prozent aus Afghanistan.

Diana Schrade-Geckeler von der Diakonie Balingen erläuterte in ihrem Grußwort die Aufgaben der Sozial- und Verfahrensberatung, welche die Ausstellung initiiert hatte und die für den Asyl-Fonds gespendeten Gelder eingesetzt hat, um das notwendige Material bereitzustellen. Heike Schuller, der maßgeblich verantwortlichen Sozialarbeiterin, bescheinigte sie ein "gutes Gespür für die Menschen und viel Herz für die Sache". Schuller selbst sprach über die Erfahrungen, die Frauen im Krieg und auf der Flucht machen. Vergewaltigungen als Kriegstaktik und Waffe seien Fakt. Außerdem wies sie darauf hin, dass die patriarchalen Gesellschaftsstrukturen und das Kriegsgeschehen Frauen doppelt zu Opfern werden ließen.

Deeb, Amer und Ghanem hatten auch deshalb aus ihrer Heimat fliehen müssen, weil sie in ihrem künstlerischen Schaffen die herrschenden Zustände anprangerten. Die Ausstellung, an der die drei Syrer teilweise Tag und Nacht gearbeitet haben, soll sensibilisieren, die Verarbeitung der Geschehnisse und die Integration fördern. Im Anschluss wurde die Ausstellung eröffnet, indem die Künstler und die Sozialarbeiterin gemeinsam ein rotes Band durchschnitten. Schuller verlas die Biografien der Ausstellenden, die von einer Dolmetscherin unterstützt selbst Stellung zu ihren Werken nahmen. Khadija Ghanem dankte, indem sie zwei Bilder überreichte: eines an Diakonie und Caritas für deren Unterstützung und ein weiteres an Anne Retter, die auf ehrenamtlicher Basis den Ausstellungskatalog, ein Plakat und die Einladung erstellt hatte.

  Die Präsentation ist zu den regulären Öffnungszeiten des Rathauses bis zum 20. Februar zu besichtigen. Als Wanderausstellung soll sie noch bis zum Oktober an unterschiedlichen Orten zu sehen sein. Alle Ausstellungsstücke stehen zum Verkauf.