"Ich wünsche mir persönlich, dass die Zahl der Lehrer-Überstunden zurückgeht, um Ressourcen frei zu haben für besonderer Aufgaben": Arne Jessen, neuer stellvertretender Schulleiter am Gymnasium Meßstetten, wird bedingt durch seine erweiterte Zuständigkeit mit sieben Verwaltungsstunden jetzt noch 18 Stunden in der Woche unterrichten. "Dadurch habe ich leider ein bisschen weniger Kontakt zu den Schülern." Sein oberstes Ziel: den guten Ruf der Schule weiter auszubauen. Seit 2004 ist der Balinger dort. Foto: Holbein Foto: Schwarzwälder-Bote

Arne Jessen ist neuer stellvertretender Schulleiter am Gymnasium Meßstetten und in der Freizeit Rettungssanitäter

Von Christoph Holbein

Meßstetten. Einen Wunsch hat Arne Jessen für die nahe Zukunft: dass das Gymnasium Meßstetten besser mit Lehrern versorgt wird, sei doch Ziel, die bestmögliche Arbeit zu leisten. Das will der 36-Jährige auch in seiner neuen Aufgabe als stellvertretender Schulleiter.

Gleich mehrere Voraussetzungen und Erfahrungen bringt er für dieses Amt mit, das er vor wenigen Tagen angetreten hat: So hat er seit 2007 an der Schule als Rektoratsassistent die verschiedenen Bereiche der Schulverwaltung kennengelernt und arbeitete seit dem vergangenen Jahr als Abteilungsleiter "zur Koordinierung schulfachlicher Aufgaben". Bei dieser Mitarbeit im Verwaltungsteam kümmerte sich der Lehrer für Mathematik und Physik um die Schulorganisation, unterstützte den Schulleiter bei dessen administrativen Aufgaben, entwickelte Konzepte für die Ganztagesbetreuung und die Weiterentwicklung des Gymnasiums und kooperierte mit außerschulischen Partnern.

Sportlicher Ehrgeiz auch bei den schulischen Aufgaben

"Die Aufgabenbereiche haben mir Spaß gemacht, außerdem funktioniert die Zusammenarbeit mit dem Schulleiter Norbert Kantimm hervorragend, ich spüre die Rücken- deckung der Kollegen, und ich möchte die Schule mitgestalten." So war es für den 36-Jährigen keine Frage, sich zu bewerben und der neuen Herausforderung zu stellen. Sein Erfahrungsschatz war dabei ein Vorteil: Das Regierungspräsidium Tübingen entschied sich für Jessen.

"Ich möchte den Posten so ausfüllen, dass ich persönlich und die Schule damit zufrieden sind", sagt der "sportliche Typ" – "das liegt in der Familie" –, der auch in seiner Freizeit Ehrgeiz zeigt, etwa auf dem Mountainbike und als Teilnehmer des Albstadt-Bike-Marathons oder in früheren Jahren als aktiver Handballer. Für solche sportlichen Aktivitäten wird bald nicht mehr so viel Zeit sein, erwarten Jessen und sein Frau doch im Sommer ihr erstes Kind – und der "Papa in spe" und Hobbykoch – "vor allem italienische Nudelgerichte mache ich gerne" – freut sich "riesig darauf".

Mit "Leib und Seele" ist der 36-Jährige auch Rettungssanitäter bei der Schnelleinsatzgruppe Balingen – eine Qualifikation, die ihm auch in der Schule nutzt, wenn im Gymnasium Unfälle passieren, und das geschieht doch ab und zu: hier mal eine Platzwunde und dort auch schon mal ein Armbruch.

Als "überdurchschnittlich engagiert und gewissenhaft" beschreibt denn auch Schulleiter Kantimm den neuen Stellvertreter, wenn er nachts bis morgens um 5 Uhr noch im DRK-Einsatz ist und dann um 7 Uhr in der Schule auf der Matte steht und Vertretungspläne austüftelt.

Es sind verschiedene Gebiete, auf denen Jessen die Schulleitung unterstützt. "Das ist eine Erleichterung", sagt Kantimm: "Ich bin froh, dass ich jemanden habe, der die Vorgänge hier kennt und der anerkannt ist im Kollegium" – was vor allem auch wichtig ist beim Gestalten der Stundenpläne, wenn es darum geht, diese für die Schüler und Lehrer ohne zusätzliche Belastungen und Reibungsverluste zu organisieren und damit die Zufriedenheit im Arbeits- und Schulleben sicherzustellen.

Mehr Lehrer für mehr Gestaltungsspielraum lautet die Devise

Der innovative Gestaltungsspielraum hängt dabei davon ab, wie viele Lehrer das Regierungspräsidium der Schule zuweist. Und da war es in den vergangenen Jahren "relativ eng" am Meßstetter Gymnasium: Die Lehrer absolvieren Überstunden, um den Regelunterricht abzudecken – 90 "Bugwellenstunden" in der Woche in diesem Schuljahr, was bei einem Deputat von 25 Stunden fast vier Lehrerstellen ausmacht. Mehr Lehrer heißt also die Devise. Und Jessen hat noch ein Ziel: die Zahl derjenigen jungen Menschen, die nach dem Abitur in Meßstetten an einer Universität studieren, zu erhöhen: "Da sind unsere Schüler etwas zurückhaltend."

(hol). "Wir würden gerne stärker differenzieren und individuell fördern", sagt Schulleiter Norbert Kantimm. Doch das zeigt sich auch am Meßstetter Gymnasium als zunehmend schwierig: So rechnet die Schulleitung damit, dass die Lerngruppen durch den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung immer heterogener werden; so ist der geplante Klassenteiler mit maximal 28 Schülern je Klasse, den die vergangene Landesregierung vorgesehen hatte, von der neuen Stuttgarter Regierung auf Eis gelegt und bei 30 Schülern eingefroren. Dabei "wäre es wichtig, mit kleineren Klassen zu arbeiten".

Kantimm sieht in Meßstetten ein besonderes Problem: "Die Eltern trauen ihren Kindern viel zu wenig zu. Wir hätten sehr viele für das Gymnasium gut geeignete Schüler, aber die Eltern schicken sie lieber auf andere Schulen." Manches Potenzial bleibe da ungenutzt.