Sportlich und nicht auf den Mund gefallen: Petra Binder und Doris Reichenauer Foto: Lissy Foto: Schwarzwälder-Bote

"Dui do on de Sell" zieht knackige Pointen zu Alltags-Themen aus der Damenhandtasche

Von Werner Lissy

Meßstetten-Heinstetten. Die Stuhlreihen in der Festhalle waren fast voll besetzt bei der Benefizveranstaltung zugunsten von Kindern mit Behinderung, welche die Narrenvereinigung Hau-Giebel organisiert hatte: Schwäbisches Kabarett – das kommt auf der Alb immer an.

Mit seiner Ankündigung sollte der stellvertretende Vorsitzende Wolfgang Krauß Recht behalten: Das Kabarett-Duo "Dui do on de Sell" mit Petra Binder und Doris Reichenauer bescherte seinem Publikum wahrlich einen mitreißenden Abend. Was diese beiden Mundart-Künstlerinnen in rund zweieinhalb Stunden zu bieten hatten, riss die Besucher fast von den Stühlen. Kaum waren den beiden die ersten, mit messerscharfer Ironie gewürzten Pointen über die Lippen gekommen, schon hatten die Zuschauer erste Lachmuskelkrämpfe.

Was diese beiden in und mit ihren Männern, Kindern, Nachbarn und auf Reisen so alles erlebt haben, das bekamen die Zuhörer mal als warmherzige Satire und mal als knochentrockenen Humor zu hören. Was ihnen beim Einkaufen, bei der Hausarbeit und beim Umgang mit den Kindern alles passiert ist? Beim Kauf einer Krokodil-Ledertasche etwa taucht die Frage auf, ob Krokodile wohl Seide fressen. Schließlich sei die Tasche innen damit gefüttert. Wertvollen Schmuck haben sie durch "Wasserkraft" erstanden: Die Frauen haben so lange geweint, bis ihre Männer das Portemonnaie zückten. Geizig sind die beiden auch selbst nicht, wie sie betonen: Sie kalkulieren nur etwas anders als andere.

In ihrem neuen Programm ist über das Wort mit den zwei "t" zu reden: nicht "jetzt aber flott" sondern "Das Zauberwort heißt: bitte".

Wie ein roter Faden zog sich bei Doris Reichenauer die Angst vor dem Klingeln ihres Mobiltelefons durch den gesamten Auftritt – Angst, dass ihr Sohn ihr die Nachricht übermittelt, dass sie Oma wird. Apropos: Die Jugend von heute und ihre Aufklärung muss in diesem Zusammenhang natürlich diskutiert werden, wobei die beiden Künstlerinnen sich mit Kugelhanteln, Streckbändern und Pilatesübungen um ihre Fitness kümmern. Immer wieder hatte das Publikum viel zu lachen und gab spontanen Szenenapplaus.

Mit kräftigem Humor und Hintersinn gaben "Dui do on de Sell" noch so manches aus dem Nähkästchen preis, bis am Ende tatsächlich das Handy klingelte und der Sohn offiziell die befürchtete Nachricht durchgibt. Nach einer Zugabe, die das Publikum lautstark gefordert hatte, verriet Wolfgang Krauß noch den Zweck des Benefizabends: Der Erlös geht zum einen an die Rossental-Schule in Truchtelfingen, wo zwei Kinder, die Mitglieder in der Narrenzunft Hau-Giebel sind, zur Schule gehen, und zum anderen an einen Jungen aus Thiergarten, dessen Opa zu den Gründungsmitgliedern der Narrenvereinigung zählt.