Der 15-jährige Edgar hat sein Ziel klar vor Augen: Er will es schaffen, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Foto: Holbein Foto: Schwarzwälder-Bote

Der 15-jährige Edgar verlässt Meßstetter Wilhelm-Busch-Schule nach neunter Klasse und geht auf die Berufsschule

Von Christoph Holbein

Meßstetten. Drei Wünsche hat der 15-jährige Edgar: dass die neue Schule angenehm ist, dass er neue Freunde findet und dass er später seine Ausbildung schafft. Er ist "guten Mutes, dass alles funktioniert". Für ihn ist es ein großer Schritt, die Wilhelm-Busch-Schule jetzt zu verlassen.

Es ist sein letztes Jahr auf der Wilhelm-Busch-Schule: Edgar absolvierte gerade die neunte Klasse. Der 15-jährige besuchte seit der Eingangsklasse die Meßstetter Förderschule. "Ich konnte die Wörter nicht richtig bilden beim Reden und Schreiben und litt an einer Lernschwäche", erläutert er. "Jetzt habe ich mich verbessert; in die Wilhelm-Busch-Schule zu gehen, hat mir richtig gut getan. Mir hat es gefallen." Nach diesem Schuljahr, das für Edgar eine Woche früher als für seine Mitschüler geendet hat, ist nun Schluss.

Auf den 15-Jährigen wartet die Berufsschule der Ausbildungs- und Berufsförderungsstätte Albstadt (ABA) in Balingen. Die wird Edgar ein Jahr lang besuchen und dabei viele Praktika absolvieren, "weil ich noch nicht weiß, was ich machen will". Das soll ihm helfen, sich zu entscheiden, wo er dann eine Ausbildung antritt. Beispielsweise praktiziert er als Einzelhandelsverkäufer oder als Fachlagerist. Eventuell geht er im Anschluss auch weiter zur Schule. Im Laden zu arbeiten mit Leuten, das gefällt ihm: Verkäufer wäre also ein Beruf für ihn.

"Für Edgar war es unglaublich wichtig, von Anfang an mit der Eingangsklasse die Wilhelm-Busch-Schule zu besuchen", sagt Klassenlehrer Martin Erstling. Gemeinsam mit den Eltern entschieden dann die Verantwortlichen, dass es sinnvoll sei, Edgar auf der Schule zu belassen, weil er in Deutsch und Mathematik große Schwierigkeiten hatte. "Die Grund- und Hauptschule hätte er vielleicht mit viel Fleiß geschafft, aber dort hätte er die Fähigkeiten, die er besitzt, nicht so ausleben dürfen", erklärt Erstling. In der Wilhelm-Busch-Schule gebe es andere Möglichkeiten, personell und zeitlich auf die Schüler einzugehen.

"Unglaublich fleißig und zuverlässig"

Mittlerweile kann Edgar "toll" sprechen, Reden und Vorträge vor vielen Leuten halten und führt etwa bei den Schulfesten "professionell" durch das Programm. "Edgar kann die Menschen unterhalten, organisiert an der Schule viel, ist seit zwei Jahren Schulsprecher und entwickelt immer wieder Ideen, die Schulgemeinschaft zu verbessern." Der Klassenlehrer schwärmt: "Edgar ist ein unglaublich fleißiger und zuverlässiger Arbeiter, der einfach gerne seine Aufgaben erfüllt und sich um die Dinge in der Klasse kümmert. Er ist sehr selbstständig geworden. Das hätte er mit vielen frustrierenden Erlebnissen an der Grund- und Hauptschule nicht erreicht."

So sieht es auch Edgar selbst: "Das hier ist wie mein zweites Zuhause. Ich bin so gut empfangen worden und habe hier Freunde gefunden." Das muss der 15-Jährige, der aus Oberdigisheim kommt, jetzt zurücklassen. In Balingen wird er die Sonderberufsfachschule besuchen, die Zollernschule der ABA, um den Weg zu einer Ausbildung zu ebnen und eine für Edgar individuelle Lösung zu finden, etwa den Besuch der Förderberufsfachschule, um sich auf Arbeit und Beruf vorzubereiten – mit dem einen möglichen Ziel, den Hauptschul-Abschluss zu machen und dann eine Ausbildung auf dem regulären Arbeitsmarkt zu absolvieren.

Schwerpunkt dabei sind viele Praktika in zahlreichen verschiedenen Berufen mit dem Besuch unterschiedlicher Betriebe und Werkstätten sowie dem Ziel einer Fachwerker-Ausbildung, bei der die Theorie reduziert ist, zum Beispiel zum Fachlageristen. Am Ende steht eine Gesellenprüfung, die gleichwertig mit dem Hauptschulabschluss ist, was die Möglichkeit eröffnet, ein Jahr dranzuhängen, um dann eine vollwertige Ausbildung zu erreichen. Das habe Erfolg, sagt Erstling: "Der Großteil der Schüler bekommt tatsächlich auch eine Stelle, auf der sie gutes Geld verdienen."

Edgar will dabei seine Stärken einbringen: mit den Menschen umgehen zu können, hilfsbereit zu sein, fleißig zu arbeiten, zuverlässig und immer gut gelaunt zu sein. Sein Traum ist es, Moderator im Fernsehen zu sein oder Quizmaster, hat er doch an der Wilhelm-Busch-Schule in der Mittagspause Quizveranstaltungen organisiert. Angst vor der neuen Schule hat er nicht, zumal er sich dort schon mal umgeschaut hat. "Er wird es gut schaffen", hat sein Klassenlehrer keine Bedenken, auch wenn Edgar sehr sensibel sei: "Ärger, Streit und Konflikte mit Schülern und Lehrern gehen ihm sehr nahe." Aber Erstling hat erlebt: "Alle Schüler sind gut aufgehoben und keiner geht verloren."