Bürgermeister Frank Schroft zusammen mit den Gruppensprechern Elias Gemmper (Sport- und Freizeitangebot), Sonja Auer und Lisa Vollmer (beide Jugendräume) Foto: Zahner Foto: Schwarzwälder-Bote

Agenda 2030: Jugendliche wollen Mehrgnerationenspielplatz und bessere Busverbindungen

Seit einem Jahr setzen sich Meßstetter Jugendliche dafür ein, von der Stadt angehört zu werden. Beim ersten Jugendforum in der Aula des Meßstetter Gymnasiums durften sie ihre Wünsche an Bürgermeister Frank Schroft richten.

Meßstetten. "Wir wollen heute erfahren, wo euch der Schuh drückt", sagte Frank Schroft eingangs der Veranstaltung. Und die rund 30 Gymnasiasten – von denen etwa zehn bis zur Ende der Veranstaltung blieben – hatten reichlich Anregungen. Jugendliche anderer Schulen waren nicht anwesend. "Ich denke nicht, dass mehr gekommen wären, wenn wir die Veranstaltung in der Turnhalle gemacht hätten", meinte Schroft.

Rückblick: Anfang Juni einingten sich eine Gruppe Jugendlicher und der Meßstetter Gemeinderat, nach den Sommerferien ein Jugendforum einzuberufen – verbunden mit der Aufforderung an die Schüler, konkrete Themen zu liefern. Diesen Input bekam die Stadt nun beim Jugendforum.

Problem in Jugendraum: Grüppchenbildung

An den Stationen Sport- und Freizeitangebot, Jugendräume oder Ähnliches, Kommunalpolitik und Informationen der Stadt, Mobilität sowie Sonstiges äußerten die Schüler – in Gruppen aufgeteilt – das, was ihnen auf der Seele brennt. Jeweils zwei Gruppensprecher trugen nach der Ideensammlung die Ergebnisse vor. Elias Gempper und Johannes Frankenberg vertraten den Bereich Sport und Freizeit. Auf ihrer Prioritätenliste ganz oben stand ein Mehrgenerationenspielplatz. Schroft sicherte zu, in dieser Hinsicht tätig zu werden. Duschen und Umkleidemöglichkeiten auf dem Blumersberg sowie Duschen und eine Wasserrutsche am Stausee waren weitere Punkte. "Die Jugendlichen wissen nicht, wo sie hinsollen – gerade wenn es draußen kalt ist", sagte Lisa Vollmer, eine der Gruppensprecherinnen "Jugendräume". Sie forderte einen Raum im Meßstetter Zentrum. Dort gebe es viele leer stehende Gebäude, von denen man eines umbauen könnte – so wie das TC-Haus in Heinstetten, das einst ebenfalls ein altes Bauernhaus gewesen sei und in dem sich nun mehrere Generationen begegnen. "Ich sehe von meinem Büro aus, wie groß die Not ist", sagte der Bürgermeister. Denn auf dem Rathausplatz halten sich oftmals Jugendliche auf, um Musik zu hören und zu reden. "Aber wir haben ja einen Jugendraum. Ist der zu klein oder gibt es ein Problem mit Grüppchenbildung?", fragte Schroft. Letztere sei tatsächlich ein Problem, deshalb sollte es mehrere Räume geben, meinen die Jugendlichen. Dieser Idee erteilte Schroft eine Absage. Aber er gestand ein: "Der Jugendraumraum sollte vielleicht so groß sein, dass man sich auch mal zurückziehen kann." Schroft versprach, dafür im Nachtragshaushalt Mittel bereitzustellen.

Dann ertönte die Schulglocke. Mit der verließen etwa 20 Schüler die Aula, die an dem Nachmittag sonst Unterricht gehabt hätten und nun zum Bus mussten. So trugen die "Kommunalpolitik"-Sprecher Vincent Schreiber und Johanna Gerstenecker ihre Punkte einem gelichteten Auditorium vor.

Schreiber schlug vor, nach solch einem Forum einen DJ spielen zu lassen sowie Essen und Getränke anzubieten, um so mehr Jugendliche anzulocken. Er zeigte sich enttäuscht über das geringe Interesse an der Veranstaltung. "Aber genau deshalb muss man etwas für die Jugendlichen machen", sagte der Zwölftklässler. Norbert Kantimm, Schulleiter des Gymnasiums, fragte in die Runde: "Wie viele Jugendliche wären wirklich heute gekommen, wenn kein Unterricht gewesen wäre?" Schülersprecher Elias Gemmper antwortete, dass viele vielleicht denken, dass eh nichts passiere. Deshalb plädierten er und auch Schreiber für einen Jugendgemeiderat. Dem steht Bürgermeister Schroft freilich skeptisch gegenüber: "Man muss sich nicht institutionalisieren, um bei uns Gehör zu finden."

Wunsch: Rockkonzert auf Rathausplatz

Die Gruppensprecher "Mobilität" kritisierten, dass in den Ferien weniger Busse fahren. Sie schlugen beispielsweise eine Mitfahrzentralen-App für Meßstetten (MeMit) vor. Außerdem forderten sie mehr Busse, die in Richtung Balingen, Ebingen oder an den Stausee nach Oberndigisheim fahren. Mobilität sei ein schwieriges Thema für Kommunen auf dem Land, sagte Schroft. Denn dafür seien nicht nur die Stadt, sondern auch die Busunternehmen verantwortlich. Unter dem Punkt Sonstiges wünschte sich die Jugendlichen ein Rockkonzert auf dem Rathausplatz. "Dafür müssten sich Vereine finden", meinte Schroft, der den Schülern versprach, dieses Thema bei der nächsten Sitzung mit den Vereinen anzusprechen.

Mit dem Ende des Forums beginnt für die Jugendlichen nun erst die Arbeit: Die Gruppensprecher sollen jetzt zusammenkommen, die Pläne konkretisieren und Finanzierungskonzepte ausarbeiten. Eine Präsentation im Gemeinderat soll möglichst bald folgen, um die Projekte noch in die Agenda 2030 aufzunehmen. Bürgermeister Schroft nahm die Erkenntnis mit, dass die Jugendlichen das Bedürfnis haben, sich einzubringen. "Wichtig ist für mich das, was auf den Plakaten steht."

Zieht man mal die Jugendlichen ab, die sich vom Meßstetter Jugendforum frühzeitig verabschiedeten, bleiben noch etwa derer zehn. Gemessen an den rund 800 Personen zwischen 14 und 20 Jahren, die in Meßstetten und den Stadtteilen leben – so hat es Gemeinderat Adam Müller vergangenes Jahr erhoben –, ist das ein verschwindend geringer Teil. Grund für das fehlende Interesse könnte der Veranstaltungsort gewesen sein. Weder Förder-, noch Haupt- und Realschüler fanden den Weg in die Aula des Gymnasiums: ein Zeichen dafür, dass die Barriere wohl doch etwas zu groß war. Vielleicht hätte die Stadt das Forum an allen vier Schulen ausrichten sollen, um ein objektives Bild zu erhalten – vielleicht. Es könnte aber auch sein, dass die Jugend gar keinen großen Handlungsbedarf sieht. Viele sind in Vereinen aktiv und damit in ihrer Freizeit voll ausgelastet.