Alte Zunftkollegen: Pfarrer Michael Knaus (links) und Michelechef Dietmar Ritter Foto: Schwarzwälder-Bote

Fasnet: Narren nehmen in Hartheim die Politik gehörig aufs Korn

Welche politische Aussage steckt in einem großen Ring Schwarzwurst? Beim Zunftmeisterempfang der Michelezunft sind die Narren einer guten Tradition nachgekommen und haben die Politik ordentlich auf die Schippe genommen.

Meßstetten-Hartheim. Als um die Mittagszeit – stilecht für ein schwäbisch-alemannisches Narrentreffen – Linsen, Spätzle und Saitenwürste serviert wurden, war das meiste schon gesagt. Solidarische Unterstützung hatte Michelechef Dietmar Ritter dabei von Walter Sieber erhalten, dem wortgewaltigen Präsidenten des Narrenfreundschaftsrings Zollernalb. "Wir hätten Euch Michele ja auch genommen", rief Sieber vergnügt ins Publikum, "aber Hartheim gehört ja trotzdem zum Zollernalbkreis." Damit hatte Sieber, der unfreiwilliger Weise zum Festredner avanciert war, die Lacher auf seiner Seite. Zumal er freimütig berichtete, ohne die Narren müsste der in frisches Orange gewandete Zollernalb-Landrat Günther-Martin Pauli wesentlich farbloser durch die Welt ziehen.

Die Schwarzwurst, die Bürgermeister Frank Schroft und eben der Kreischef gemeinsam überreicht hatten, wertete Sieber unmissverständlich als politische Aussage. Dennoch scheute er sich nicht, das Helferteam um ein extrascharfes Messer zu bitten. Natürlich nur, um der riesigen Schwarzwurst beizukommen.

Dass ausgerechnet in einem Saal eines Meßstetter Stadtteils Geld – wenn auch närrisches – verteilt wurde, lag für den Benzinger Vorzeigenarren auf der Hand. Allerdings stellte er sich eine Frage: "Der Herr Landrat ist es doch, der viel Bares für sein Krankenhaus braucht. Sammeln Sie das Geld schnell auf! Woher, wenn nicht aus Meßstetten, soll es sonst kommen?"

Weil Hartheim mit der 1250-Jahr-Feier ein weiteres historisches Fest ins Haus steht, bot Walter Sieber einen besonderen Workshop an – und zwar für Fassanstiche aller Art: "Mir sind gewisse Ungereimtheiten vom Brauchtumsabend zu Ohren gekommen, Herr Bürgermeister."

Frank Schroft indes plauderte – mit landrätlicher Unterstützung – gut informiert aus dem Zunftleben der Michele, wo zu kleine Busse und zu große Whirlpools für einigermaßen Aufregung gesorgt hatten.

"Jedem zur Freud’ und niemand zu Leid" – das närrische Credo stand über der Messe, die Pfarrer Michael Knaus am Sonntag in der Sankt-Jakobus-Kirche zelebrierte. Der Sohn des einstigen Ortsvorstehers Edgar Knaus, der zwischenzeitlich in Hinterzarten tätig ist, schlug einen Bogen zum Weltgeschehen mit seinen aktuellen Schrecken. Die Fasnet setze hier einen gelungenen Gegenpol aus Frieden und Freude. Letztere war dem Geistlichen, selbst Gründungsmitglied der Michele, übrigens deutlich anzusehen. Wie viele "auswärtige" Hartheimer war Michael Knaus für die drei Festtage auf den Heuberg zurückgekehrt. Wie zu einem Klassentreffen.