Miriam Baermann will eine Freie Demokratische Schule gründen. Foto: Böhler Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Miriam Baermann will eine Freie Demokratische Schule auf dem Heuberg gründen

Bewegung unter freiem Himmel und den Lernstoff selbst aussuchen – das klingt nach einer traumhaften Bildungsalternative für Kinder. Miriam Baermann aus Oberdigisheim setzt sich für die Gründung einer Freien Demokratischen Schule auf dem Heuberg ein.

Meßstetten-Oberdigisheim. Sich selbst bezeichnet sie als "ehemalige Musterschülerin". Für die Bildung ihres kleinen Sohnes, der derzeit den Kindergarten in Oberdigisheim besucht, wünscht sich Miriam Baermann trotzdem etwas ganz Anderes: eine Freie Demokratische Schule.

"Das Konzept hat seine Wurzeln in verschiedenen reformpädagogischen Strömungen, unter anderem in der Freinet- und der Montessoripädagogik", erklärt sie. Aber auch erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse der Gegenwart würden berücksichtigt.

Die Kinder sollen dort frei entscheiden können, was sie wann lernen wollen: "Der richtige Zeitpunkt für ein Kind, Lesen und Schreiben zu lernen, ist genau dann, wenn es das will. Das kann schon mit sechs oder auch erst mit zehn Jahren sein", findet Miriam Baermann.

Einen festen Lehrplan soll es an der Schule nicht geben – Unterricht werde als Bildungsangebot verstanden. Das heißt, die Kinder dürfen sich frei entscheiden, ob sie ein Unterrichtsangebot wahrnehmen wollen oder lieber zum Spielen nach draußen gehen. Im freien Spiel schulten Kinder schließlich sowohl ihre sozialen Kompetenzen als auch abstraktes Denken, meint Baermann.

Sie könne verstehen, dass viele Eltern Bedenken hätten, ihre Kinder dem eher unbekannten Schulkonzept anzuvertrauen. "Ich glaube, die Schule ist prinzipiell etwas für alle Kinder, nur eben nicht für alle Eltern", erklärt sie. Diese müssten nämlich darauf vertrauen, dass Kinder von sich aus den Willen zum Lernen entwickelten. Nur so könne unmotiviertes Pauken von Lernstoff unter Zwang verhindert werden.

Auf die Frage, ob die Schulform der Aufgabe gerecht werde, die Kinder auf das Leben vorzubereiten, antwortet sie: "Ich glaube, dass Freiheit nicht immer bequem ist. Aber sie bereitet die Kinder besser auf das Erwachsenenleben vor, als es das klassische Schulsystem tut." Schließlich müssten die Kinder an der Schule täglich selbst Entscheidungen treffen und mit den Konsequenzen leben – so wie später im Erwachsenenleben auch.

Das klassische Schulsystem sei im Übrigen schon mehr als 200 Jahre alt und genüge den Ansprüchen der heutigen Zeit nicht mehr. Bei der Nutzung moderner Medien wie Smartphones und anderen Geräten gingen die Schulen verschiedene Wege. Mancherorts sei die Benutzung in der Schule verboten, andernorts erlaubt.

Demokratie werde an den Schulen folgendermaßen gelebt: In wöchentlichen Sitzung kommen die Schüler mit ihren Lehrern zusammen, um etwa gemeinsame Unternehmungen zu planen, aber auch um Regeln einzuführen, aufzuheben oder zu ändern. Regelverstöße würden dabei im Plenum von einer Art "Schulgericht" behandelt.

Ob die Schule im Zollernalbkreis entstehen kann, hängt von einer staatlichen Betriebsgenehmigung ab. Sie werde nur erteilt, erklärt der Albstädter Schulamtsleiter Gernot Schultheiß, wenn der Staat ein "öffentliches Bedürfnis" für die Schulart feststellen könne. Danach folge eine Phase von drei Jahren, in denen Privatschulen ohne staatliche Fördermittel auskommen müssen. Im Klartext: Es müssen genügend Schüler zusammenkommen, damit sich die Schule finanziell trägt. Gleichzeitig darf ihr Betrieb aber den Fortbestand schon bestehender staatlicher Schulen nicht gefährden – ein schwieriger Spagat.

Sonja Merz aus Burladingen interessiert sich ebenfalls für das Schulmodell. Sie hat eine vierjährige Tochter. Darauf aufmerksam geworden ist sie durch den Film "Schools of Trust", der erst seit Kurzem auf der Videoplattform Youtube frei zur Verfügung steht.

Sie hat schon an freien demokratischen Schulen in Freiburg und Hamburg hospitiert. Das hat sie überzeugt, dass die Freie Demokratische Schule genau das Richtige für ihre Tochter ist. Die Frage, ob zu große Freiheit beim Lernen nicht die Allgemeinbildung gefährde, beunruhigt sie nicht: "Diese Schulen bringen keine Analphabeten hervor –staatliche Schulen schon."

Die Absolventen sind selbstbewusst

Es gehe darum, das Selbstvertrauen der Kinder zu fördern. Dass das funktioniere, sehe man an den Absolventen: "Mich hat beeindruckt, wie selbstbewusst und reflektiert die für ihr Alter schon sind." Es gehe um die Freiheit, sagt sie – die Eltern müssten darauf vertrauen, dass ihre Kinder ein Bedürfnis nach Wissen haben, das es zu fördern gelte: "Ich finde es besser, wir flößen unseren Kindern so viel Selbstbewusstsein ein wie möglich, anstatt sie schon so früh wie möglich klein zu machen."