Bürgermeisterkandidat Daniel Stähr über neue Freiräume, Angebote für die Jugend und das Meßstetter Klima

Meßstetten. Als bisher einziger heimischer Kandidat geht Daniel Stähr aus Tieringen bei der Bürgermeisterwahl am 27. September ins Rennen. Im Schwarzwälder Boten verrät er, was ihn dazu bewogen hat, was er an Meßstetten liebt und warum er keine Hausbesuche machen will.

Herr Stähr, ein Sprichwort sagt: "Der Prophet gilt nichts im eigenen Land". Warum treten Sie trotzdem bei der Bürgermeisterwahl an und warum sollten die Meßstetter einen Meßstetter wählen?

Schon nach meinem Studium hat sich der Wunsch verfestigt, einmal Bürgermeister zu werden. Eigentlich wollte ich noch ein paar Jahre warten, aber nun bietet sich die Chance. Meine Frau, die aus Meßstetten kommt, unterstützt mich, wir haben in Tieringen ein schönes Haus gefunden und als Einheimischer bin ich für die Bürger gut erreichbar.

Ist es Ihnen, der aus wärmeren Gefilden kommt, nicht manchmal zu kalt auf der rauen Alb?

Im Gegenteil: Ich mag etwas kühleres Klima. Außerdem gefällt mir, dass es hier sehr viele Einfamilienhäuser gibt. Da lebt es sich doch ganz anders als in den Mehrfamilienbauten, wie sie in Jessen/Elster vorherrschen, wo ich aufgewachsen bin.

Meßstetten steht in punkto Infrastruktur gut da. Was wollen Sie dennoch verbessern?

Vor allem die Angebote für die jungen Leute in den Stadtteilen, denn viele wandern nach der Schulzeit ab. In der Kernstadt ließe sich diesbezüglich auch im Zuge der Konversion – die wohl wichtigste Aufgabe der nächsten Jahre – etwas aufbauen. Zum Beispiel eine Art Campus auf dem Gelände der ehemaligen Zollernalb-Kaserne. Auch ein Sportzentrum kann ich mir dort vorstellen, zumal es zwei Sporthallen gibt. Heimische und auswärtige, höherklassige Vereine könnten das Gelände nutzen, etwa für Trainingslager, und rund herum sind Laufstrecken für Wintersportler möglich.

Stichwort Konversion: Der Abzug der Bundeswehr schadet der Wirtschaft, bietet aber auch neue Freiräume. Was kann die Stadt für die lokale Wirtschaft tun?

Was in Tieringen geschieht, ist ein gutes Beispiel: Durch die Verlegung der Landesstraße entstehen neue Gewerbeflächen, auf denen kleine und mittelständische Betriebe expandieren können.

Wo bleibt der Einzelhandel?

Für manche Branchen ist die Lage schwierig, weil wir doch recht nahe an größeren Städten wie Albstadt und Balingen liegen. Trotzdem bekommt man in Meßstetten fast alles zu kaufen. Es gibt drei Supermärkte, Geschäfte und die Heubergpassage. Allerdings gilt es auch, manche Lücken zu schließen: In heißen Sommern wie diesen fehlt zum Beispiel ein Eiscafé.

Sie sind selbst vor fünf Monaten Vater geworden. Sehen Sie Bedarf, die Schullandschaft zu verändern?

Nein. Die kleinen Grundschulen in den Stadtteilen sollten auf jeden Fall dort bleiben, denn wenn Kinder Bus fahren und auswärts verpflegt werden müssen, geht ihnen viel von der Kindheit zu Hause im Ort verloren. Das Schulzentrum in der Kernstadt halte ich ebenfalls für eine gute Sache, weil es Möglichkeiten für Zusammenarbeit bietet.

Warum würden Ihre Freunde Sie für das Amt des Bürgermeisters empfehlen?

Weil ich ein Mensch bin, der mit fast jedem klar kommt, weil ich ehrlich bin und Durchsetzungsvermögen besitze – jedenfalls haben das meine Chefs immer über mich gesagt. Wenn ich einen Auftrag habe, will ich ihn zu 100 Prozent erfüllen – nicht nur zur Hälfte. Dass ich pünktlich – oft überpünktlich – bin, nervt meine Frau allerdings gelegentlich (lacht). Außerdem bin ich nicht nachtragend und habe ein breites Kreuz – vor allem, wenn es gilt, mich vor meine Mitarbeiter zu stellen.

Sie haben angekündigt, keine Hausbesuche machen zu wollen. Warum?

Weil ich es auch nicht mag, wenn jemand plötzlich vor meiner Tür steht. Zu Hause wollen die Leute ihre Ruhe haben. Wer mich kennenlernen will, der hat bei den Bürgergesprächen in den Stadtteilen Gelegenheit – und natürlich bei der Kandidatenvorstellung am 17. September in der Turn- und Festhalle.

Welche Qualifikationen für das Bürgermeisteramt bringen Sie aus Ihren bisherigen Tätigkeiten mit?

Ich weiß, wie Behörden funktionieren – auch Bundesbehörden, denn ich habe im Bundesamt für Personalmanagement gearbeitet – und warum manche Vorgänge so lange brauchen, wie sie brauchen. Außerdem waren meine bisherigen Aufgaben eine gute Schule für den Umgang mit Menschen.

Sollten Sie gewählt werden: was werden Sie an Ihrer bisherigen Arbeit am meisten vermissen?

Den Kontakt mit den Soldaten, den Kameraden – und das Team, in dem ich jetzt beim Berufsförderungsdienst der Bundeswehr im Karrierecenter in Stetten a. k. M. arbeite.

u Die Fragen stellte Karina Eyrich