Den Moment, wenn die Puppe fertig ist, liebt Valentina Konschu: Wenn Kleider, Haare, Augen passen, wenn sie sieht, dass alles so ist, wie sie es sich vorgestellt hat. "Dann zu sagen: ›Du hast es geschafft‹, das ist einmalig." Fotos: Holbein Foto: Schwarzwälder-Bote

Valentina Konschu hat schon für das Fernsehen gearbeitet / Masken, Marionetten, Malerei – und ein wenig Theater

Von Christoph Holbein

Meßstetten. Masken, Marionetten, Malerei und Theaterpuppen sind die Welt der 52-jährigen Valentina Konschu. "Die Details machen lebendig", sagt die in Kasachstan geborene ausgebildete Kunstmalerin und Raumgestalterin: "Alles muss stimmen."

Vor allem bei ihren Puppen, die eine Größe zwischen 80 Zentimetern und einem Meter aufweisen. Den Kopf fertigt sie mittels einer eigenen Technik, die ihr Geheimnis ist, aus Pappmaché, der Körper ist aus Draht und Holz geformt, um diesen herum kreiert sie aus Stoff die Kleidung. "Das Interessante an der Arbeit ist, alle Utensilien zusammenzusuchen." Von Kindesbeinen an hatte Valentina einen Bezug zu Stoff: "Das ist mein Leben, bei uns zu Hause war immer Stoff vorhanden", denn ihre Mutter war Näherin und werkelte stets etwas: "Das hat mich geprägt."

Solange ihre eigenen Kinder klein waren, musste die künstlerische Arbeit zurückstehen. Jetzt sind sie groß, und Valentina Konschu hat wieder mehr Zeit für kreative Gedanken. So beteiligte sie sich an einer Freizeitkünstlerausstellung in Stuttgart mit zwei Bildern: abstrakte Kunst in Acrylmalerei. Mittlerweile hat sie auch Kontakt zum interkulturellen Familienzentrum in Meßstetten geknüpft und zuletzt dort ein Bastelangebot für Kinder, Eltern und Großeltern offeriert: Collage mit Stoff als Wandschmuck.

Für die Albstädter Literaturtage hat Uta Schenk vom Kunst-Werk-Haus in Ebingen sie gebeten, ein Puppentheaterstück auf die Bühne zu stellen. Zweisprachig – russisch und deutsch – wird das "Waldhäuschen" zu sehen sein. Eine Geschichte von Tieren, großen, kleinen, guten und bösen, von Wolf, Fuchs und Bär und den Konflikten, die entstehen. Acht größere Puppen gestaltet Valentina Konschu für das russische Werk, das original aufgeführt und parallel auf Deutsch moderiert und erklärt wird. Sieben Stabpuppen und eine große Puppe baut die 52-Jährige für dieses Projekt derzeit. Bis eine Puppe komplett fertig ist, vergeht schon mal eine Woche. Momentan sind es vier Leute, die diese Puppen spielen werden – pro Akteur sind also zwei Figuren zu führen. "Das ist noch alles ein Prozess."

Bei der Perfektionistin muss alles passen

Die Arbeit macht Spaß: "Ich lebe auf." So hat sie noch große Pläne: Kunst- und Charakterpuppen zu gestalten. Wie eine solche Puppe entsteht in ihren Details, "genießt" die Künstlerin. "Wenn sie fertig ist, muss alles passen. Ich bin eine Perfektionistin." Deshalb werkelt sie an einer Figur so lange, bis sie fühlt: "Das ist es." Jede Puppe ist darum anders, liebevoll gestaltet, etwa die "Baba Jaga" mit ihrem Besen aus Maiswurzeln.

Ein Schwerpunkt ihres Wirkens ist die Malerei, abstrakt: "Nur eines zu machen, ist langweilig." So gestaltet sie Stoff-Collagen genauso wie eine kirgisische Volksgruppe mit Opa, Kindern, Hirte, dem Reichen, der Alten als Charakterpuppen, drapiert vor einer Jurte aus Filz. Ihr größter Wunsch ist, Zeit zu haben, um alle ihre Phantasien und Ideen zu verwirklichen, etwa eine kreative Kunstschule für Kinder im interkulturellen Familienzentrum aufzubauen mit Malen, Basteln, Puppen machen und Theater spielen. Und schön wäre es, jemanden zu treffen, der die Regie und Inszenierung dieses Theaters übernimmt, während sie das Künstlerische beiträgt. Derweil hat sie den Traum von einer großen Ausstellung mit allen ihren kreativen Werken. Ihre Puppen mag sie alle. In ihrem Haus hat sie ihr eigenes Reich, ihre "bunte Welt": die Werkstatt, in der sie arbeitet. Dort finden die Werke Unterschlupf, dort stehen die Farben, etwa Gelb: "Wenn das nicht da ist, fehlt mir was".

(hol). Valentina Konschu wurde am 20. Februar 1959 in Kiewka in Kasachstan geboren. Heute lebt die 52-jährige Ehefrau und Mutter von drei Kindern in Meßstetten. In Kasachstan besuchte sie die Realschule, schloss mit der mittleren Reife ab und absolvierte dann an der Staatlichen Kunstschule S. A. Tschujkow in Kirgisien ihre Berufsausbildung in der Dekorationsabteilung mit dem Abschluss Diplom als Kunstmalerin und Raumgestalterin.

Im Laufe ihrer Berufstätigkeit seit 1976 durchlief sie einige Stationen. So war sie Leiterin und künstlerische Gestalterin in der Regionskulturabteilung in Sokuluk und Kunstmalerin sowie Dekorateurin im Wissenschaftsmethodischen Zentrum der Volkskultur und der Kulturarbeit der Kirgisischen Republik in Frunse.

1992 reiste sie nach Deutschland aus. Hier setzte sie ihre künstlerische Arbeit mit Masken, Marionetten, Theaterpuppen und Malerei fort. In Kirgisien betreute sie ein kleines Theater auf Rädern. Dafür gestaltete sie die Masken, nähte die Kostüme und spielte auch mit. "Das war meine schönste Zeit", sagt Valentina Konschu, die damals auch selbst Stücke geschrieben hat.

Im kirgisischen Kulturministerium war für sie eigens eine Puppenabteilung eingerichtet, die für Puppentheater auf Bestellung die Stabpuppen kreierte und fertigte. Schon damals sorgte ihr Mann Alexander Konschu für den technischen Part – vom Schirm für das Puppentheater bis hin zu "allem, was mit Holz zu tun hat und sich bewegen muss".

Ihre letzte Bestellung war für das kirgisische Fernsehen, das Puppen für ein Märchen orderte.