Alles im Lot? Das Bauamt der Stadt Meßstetten und sein Leiter erwecken momentan nicht diesen Eindruck. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Bauprojekte: Kostenüberschreitungen und Versäumnisse: Markus Wissmann muss Fehler einräumen

Einen schweren Stand scheint derzeit Markus Wissmann, der Leiter des Stadtbauamtes Meßstetten zu haben. Auffällig: Zwei Sitzungsvorlagen der jüngsten Gemeinderatssitzung, die seinen Aufgabenbereich betreffen, hat Wissmann trotz Anwesenheit nicht abgezeichnet.

Meßstetten. Schon seit Monaten fällt eines bei Gemeinderatssitzungen in Meßstetten auf: Wenn die Stadträte sich über nicht eingehaltene Kostenrahmen, ungenaue Voranschläge und mangelhafte Informationen beklagen, geht es in aller Regel um Bauliches.

In der Februarsitzung hatte es Kritik gehagelt, weil die Kosten für die Elektroinstallationsarbeiten an der Festhalle Unterdigisheim, die zurzeit generalsaniert und erweitert wird, um 59 945 Euro nach oben vom Planansatz abgewichen waren. Der Grund: Das zuständige Ingenieurbüro hatte keinen Elektrofachplaner eingeschaltet – ein Fehler, den Bauamtsleiter Markus Wissmann nach Ansicht der Stadträte hätte bemerken müssen.

Auch bei mehreren anderen Gewerken hatten die Kosten den Ansatz um jeweils vierstellige Summen überschritten.

Und plötzlich geht das Licht aus

In der Tieringer Schlichemhalle – 2002 saniert und 2010 mit einer neuen Küche ausgestattet – hält die Stromversorgung den technischen Anlagen nicht Stand. Nachdem bei Veranstaltungen mehrfach der Strom ausgefallen war, wurde das Manko zum Thema in der Januarsitzung des Gemeinderats – spöttische Bemerkungen waren die Folge.

Im Juli 2016 war es die Sanierung eines Spielplatzes in Heinstetten gewesen, die um zehn Prozent gegenüber dem Ansatz teurer wurde, im Februar 2016 waren es die Tief- und Straßenbauarbeiten im Baugebiet Sickersberg/Kreuzbühl, die um 60 500 Euro teurer waren als veranschlagt.

Und im April 2016 war Bürgermeister Frank Schroft in der Gemeinderatssitzung die Hutschnur geplatzt, als Wissmann auf Nachfrage eines Stadtrats die lange Dauer des Umlegungsverfahrens für das Gewerbegebiet "Am Hartheimer Weg II" damit begründet hatte, dass ein Mitarbeiter im Landratsamt in Rente gegangen sei. "Der Knackpunkt war nicht, dass jemand in Rente gegangen ist, sondern dass keine Lösung für den Kreisverkehr gefunden wurde", hatte Schroft damals klargestellt.

In der jüngsten Sitzung nun musste das Gremium eine weitere teure Kröte schlucken: Wissmann war, wie er bekannte, bei der Berechnung der Kosten für Tief- und Straßenbauarbeiten im Bueloch von einer falschen Basis ausgegangen, so dass nur 722 800 Euro an Haushaltsmitteln zur Verfügung standen. Allerdings ist nun mit Gesamtkosten von einer runden Million Euro zu rechnen. Außerdem hatte der Bürgermeister den Tagesordnungspunkt, der den Kreisverkehrsplatz zwischen der Straße "Am Hartheimer Weg" und den Landesstraßen 433 und 196 betraf, komplett abgesetzt. Der Grund: Das Stadtbauamt hatte eine Vereinbarung mit dem Regierungspräsidium Tübingen, in der dieses der Stadt Auflagen gemacht hatte, nicht abgestimmt. Das RP verlangt, ehe es die Vereinbarung unterschreibt, eine Überprüfung der Planung und ein Sicherheitsaudit.

Die Stadt muss Hilfe von außen einkaufen

Die planerischen Leistungen für die Änderung des Bebauungsplans "Ebinger Straße I" hat das Gremium am 21. April an ein Stuttgarter Planungsbüro vergeben – für knapp 20 000 Euro. Ein eher unübliches Vorgehen: Bebauungspläne aufzustellen, gehört zum Kerngeschäft eines Stadtbauamtes.

Hilfe von außen musste sich die Stadt außerdem bei einem ihrer wichtigsten aktuellen Großprojekte holen: der Planung für die Verlegung der Landesstraße 440 im Stadtteil Tieringen, wo zwei große Firmen erweitern wollen und Platz brauchen, aber auch ein Gewerbegebiet für kleinere Betriebe entstehen soll. Die Projektsteuerung liegt inzwischen in den Händen des früheren Albstädter Baubürgermeisters Rainer Mänder, der ein Planungsbüro betreibt. Nach 17 Jahren, in denen das Meßstetter Bauamt zuständig gewesen, aber kein Ergebnis erzielt worden war, hatte Mänder praktisch bei Null wieder begonnen und endlich Fahrt in das Projekt gebracht.

Dass der Bürgermeister mit seinem Bauamtsleiter unzufrieden ist, hat Schrofts Reaktion auf Wissmanns Erklärungen in mehr als einer Gemeinderatssitzung deutlich gezeigt, und auch die Stadträte hatten mehrfach ihren Unmut über dessen Leistungen zum Ausdruck gebracht. Zwei der Sitzungsvorlagen für die Aprilsitzung, für die Wissmanns Behörde zuständig ist, tragen fett gedruckt den Hinweis, dass Bürgermeister Schroft seinen Sichtvermerk erteilt respektive sein Amt die Vorlage erstellt hat, was ebenso ungewöhnlich wie auffällig ist.

Auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten wollte sich Schroft gestern nicht dazu äußern. Seine Begründung: Zu Personalangelegenheiten nehme er in der Öffentlichkeit grundsätzlich keine Stellung.