Die Kirche – ein zweites Zuhause

Meßstetten. Am 7. Juni 1926 kam in in Stammheim im Landkreis Calw Hermann Bühler zur Welt. 90 Jahre später feiert er in Meßstetten den runden Geburtstag.

Hermann Bühler ist zusammen mit zahlreichen Geschwistern aufgewachsen – sein Vater Jakob musste als Säger eine achtköpfige Familie ernähren; Mutter Rösle, eine gebürtige Ebingerin, hatte im Haushalt mehr als genug zu tun – und trug dennoch als Näherin zusätzlich zum Familieneinkommen bei. Mit 13 Jahren begann Hermann Bühler eine Ausbildung zum Maschinenschlosser in einer Baumwollspinnerei. Der Beruf machte ihm Spaß, doch setzte der Arbeitsdienst dem Vergnügen bald ein Ende – und die Einberufung ließ auch nicht lange auf sich warten. Als Funker zur See erlebte – und überlebte – Hermann Bühler zweimal den Untergang seines "Dienstplatzes"; in Dänemark geriet er in Gefangenschaft. Der geglückten Flucht folgte manches Abenteuer; über Oberjettingen, wo mit einer alten Hose und einem Schirm wieder das "zivile" Leben für ihn begann, erreichte er schließlich zu Fuß Stammheim.

In der Stuttgarter Niederlassung der Firma Siemens konnte man nach dem Krieg jede Arbeitskraft gebrauchen; quasi über Nacht wurde Hermann Bühler dort zum Elektriker. Siemens setzte ihn nach der Umschulung auf einer Baustelle nach Ebingen ein, was ihm sehr gelegen kam – zum einen, weil er ja Verwandtschaft in der Stadt hatte, zum anderen, weil er Methodist war und es in Ebingen eine sehr lebendige evangelisch-methodistische Gemeinde gab. Aus dieser lud er einige Mädchen zu einer christlichen Freizeit in seinen Heimatort Stammheim ein – und eines war tatsächlich bereit, sich hinter ihn auf den Soziussitz seines Motorrads zu setzen. Sie hieß Emilie – und der luftige Ausflug sollte der Auftakt einer glücklichen Beziehung und einer harmonischen Ehe werden. Mehr als 50 Jahre lang waren die Bühlers verheiratet, acht Kinder gingen aus der Ehe hervor. Heute hat Hermann Bühler zehn Enkel und sechs Urenkel.

Nun ist er 90. Noch immer besucht er regelmäßig den sonntäglichen Gottesdienst, wenn es seine Gesundheit zulässt – früher hat er zahlreiche Funktionen in der Kirchengemeinde ausgeübt und sie als zweites Zuhause empfunden. Mittlerweile ist er in seiner körperlichen Bewegungsfreiheit doch schon etwas eingeschränkt; dafür halten ihn Telefonate mit der Familie und interessante Fernsehsendungen geistig fit. Versorgt wird er zum einen von der Sozialstation, zum anderen von seinen Familienangehörigen, die sich im Wechsel um ihn kümmern.

Seinen runden Geburtstag wird Hermann Bühler am kommenden Sonntag in der Kirche feiern – darauf freut er sich schon heute, an seinem Ehrentag, ganz besonders.