Galerie im Fehlochhof zeigt Kokette und Narzissen / Geschichten von Stolz, Eros und Sommermärchen

Von Sabine Miller

Meßstetten. Die Galerie im Fehlochhof hat unter dem Titel "Der Mensch – Die Landschaft" eine neue Ausstellung eröffnet. Es ist die sechste im Landhaus-Schmuckstück auf dem Michelfeld.

83 Druckgrafiken von 27 Künstlern beherbergt die Galerie im Fehlochhof in ihren vier Räumen und dazu Skulpturen aus verschiedensten Materialien, die überwiegend im Freien präsentiert sind. "Die Herausforderung im Tun ist dieselbe, und so verbinden sich diese Elemente auf das Schönste", sagte Galerieinhaberin und Künstlerin Brigitte Wagner bei der Vernissage zu diesem harmonischen Schulterschluss zweier Kunststile. Zahlreiche Besucher schlenderten durch den Skulpturengarten, wo das Gros dieser Exponate steht und mit der umgebenden Natur korrespondiert.

Inmitten der stummen Figuren aus Stein und Holz, darunter auch spannungsgeladene Formspiele des Albstädter Künstlers und Musikers Dietmar Oberer, fielen die archaisch wirkenden Torsos von Hans Rösner ins Auge, einem der anwesenden Künstler an diesem Samstagnachmittag. Sie tragen ihren jeweiligen Charakter so treffend beschreibende Namen wie "Die Kokette", "Der Narziss" und "Das Sommermädchen". Stolz, Kraft, Eros und Anmut – in Rösners steinernen Schöpfungen verdichten sich Emotionen und nehmen Gestalt an. "Die Hinwendung zum Torso bedeutet, dass durch das Weglassen der Extremitäten der Blick nicht gestört wird im Erfassen der Formen", erklärte Brigitte Wagner die Arbeiten des in Mössingen-Belsen lebenden Bildhauers.

Einer, der sich auch im Verzicht übt und eine kontemplative und zugleich unverwechselbare Bildsprache entwickelt hat, ist der Holzschneider Detlef Willand, der zweite der ausgestellten Künstler, der auf dem Michelfeld zu Gast war.

Das Nicht-Gezeigte umfasst alles, was jenseits liegt

Er nutzt neben Farbreduktion und konzentrierter Form- und Linienführung die Möglichkeiten strukturierter Flächen und des leeren Raums als bildnerisches Ausdrucksmittel, bekannt aus dem Zen, wo das Nicht-Gezeigte in der Kunst symbolisch alles umfasst, was jenseits menschlichen Verstehens und materieller Erscheinungen liegt.

Willands teilweise ungegenständliche Holzschnitte hängen im Entree der Galerie und ziehen den Betrachter hinein in die druckgrafische Schau.

Auf einer Fensterbank liegen Werke des im März vergangenen Jahres verstorbenen Künstlers Herbert Bessel und nähren die ruhige Ausstrahlung ihrer wohlproportionierten, in gedämpften Farben aufgetragenen Rechtecke vom hereinfallenden Tageslicht. Sie zu betrachten ist wie eine Meditation. "Die Graphik zwingt den Künstler zur Abstraktion. Das Bild erscheint dadurch herb, zuerst unzugänglich und ist bar der schönen Reize", so brachte Kuratorin Brigitte Wagner das Besondere dieser Sparte der bildenden Kunst auf den Punkt. Neben ihren eigenen Arbeiten – Kaltnadelradierungen und magisch flirrende Monotypien, die über die Bildränder hinaus zu fluten scheinen – wartet "Der Mensch – Die Landschaft" mit Farbholzschnitten, Lithographien und Aquatintablättern auf, glänzt dabei auch mit so bekannten Namen wie Felix Hollenberg, Wilhelm Laage sowie Emil Rudolf Weiss und unternimmt gleichsam eine Zeitreise vom Jugendstil über den Expressionismus zur Vielfalt der Gegenwart.

Die Ausstellung: "Der Mensch – Die Landschaft. Vom Jugendstil bis zur Jetzt-Zeit" ist bis zum 14. Dezember täglich von 11 bis 17 Uhr bei Voranmeldung unter Telefon 07436/434 in der Galerie im Fehlochhof zu sehen. Außerdem ist an jedem zweiten Wochenende von 11 bis 17 Uhr geöffnet.