Thomas Epperlein fühlt sich wohl in Tieringen. Für seine weitere seelsorgerische Arbeit hat er sich einige Projekte vorgenommen. So hofft er, dass sich ein gemeinsamer Kirchenchor der Doppelgemeinde Tieringen-Oberdigisheim entwickelt, weil das Ensemble in Oberdigisheim nicht mehr existiert. "Es ist eine schöne Arbeit hier und weitgehend so, wie ich es mir vorgestellt habe", sagt der evangelische Pfarrer: "Wir leben hier schon, was die Kirche anbelangt, in einer noch heilen Welt." Foto: Holbein Foto: Schwarzwälder-Bote

Thomas Epperlein, evangelischer Pfarrer für Tieringen und Oberdigisheim, zieht nach gut einem Jahr positive Bilanz

Von Christoph Holbein

Meßstetten-Tieringen. "Ich habe mich gut eingelebt", sagt Thomas Epperlein. Der evangelische Pfarrer für die Doppelgemeinde Tieringen und Oberdigisheim zieht nach gut einem Jahr ein positives Fazit und hat sich für seine künftige Arbeit einiges vorgenommen.

"Ich bin immer wieder überrascht, wie sich auch knifflige Aufgaben lösen lassen, etwa die Organisation eines Gemeindefestes": Thomas Epperlein hat auf seiner neuen Pfarrstelle mehr positive Erfahrungen gemacht; die negativen Dinge halten sich im Rahmen: Beispielsweise funktioniert die Warmwasserversorgung im Pfarrhaus nicht so richtig. Dennoch ist er mit seiner Wohnung zufrieden. Vor allem aber damit, dass die Menschen vor Ort offen sind für die kirchliche Arbeit. Aber auch in Tieringen und Oberdigisheim gibt es ein Generationenproblem: Es fehlt der Mittelbau, die jüngeren Leute.

"Wir haben sehr viele ältere erfahrene und engagierte Mitarbeiter, aber in der Altersspanne von Mitte 20 bis Mitte 40 ist es schwierig, da wünsche ich mir mehr Mitarbeiter." So schwebt Epperlein vor, mittels Projektarbeit die Menschen zu gewinnen, und bleibt hellhörig für Leute, die sich einbringen wollen. Ein bisschen Sorge bereitet ihm, genügend Organisten zu haben, die in den Gottesdiensten die Orgel spielen: "Es sind insgesamt weniger junge Leute, die sich für das Orgelspiel in der Kirche interessieren."

Ein großes Thema, das Epperlein auf sich zukommen sieht, ist die geplante Flüchtlingsunterkunft in der früheren Zollernalbkaserne. Diese Menschen zu betreuen, sei eine diakonische Aufgabe: "Es ist wichtig, das alle Kirchengemeinden Meßstettens dabei zusammenstehen und die politische Gemeinde unterstützen. Es geht darum Konzepte zu entwickeln, wie wir konkret helfen und was wir anbieten." Etwa Menschen zu suchen als Ansprechpartner für die Asylbewerber und etwas gemeinsam zu veranstalten, zum Beispiel ein Kulturfest. "Wichtig ist, für diese Menschen da zu sein, damit sie sich aufgenommen und angenommen fühlen. Das müssen wir als Kirche unterstützen."

Eine andere Baustelle ist die absehbare Vakanz der Pfarrstelle von Rüdiger Schard-Joha, der auf November geht. Dann sind es nur noch zwei Pfarrer, die für Meßstetten zuständig sind, was für die Beiden mehr Arbeit bedeutet, zu mal nicht klar ist, wie lange die Stelle, die ausgeschrieben wird, unbesetzt sein wird. "Wenn zum Sommer 2015 wieder jemand da ist, bin ich froh."

Seinen Schritt hat Epperlein nicht bereut, auch wenn er in einer so kleinen Gemeinde im Blickpunkt steht, ob er nun Rasen mäht oder eine Veranstaltung besucht: "Es wird sehr wohl wahrgenommen, was Du tust." Das gehört dazu: "Ich fühle mich hier wohl", sagt der Pfarrer und wünscht sich, dass sich mehr jüngere Gemeindemitglieder einbringen. So will er für junge Familien vielleicht einmal eine Winter- oder Sommerfreizeit auf die Beine stellen. Zudem ist es ihm ein Anliegen, in der Zusammenarbeit mit den Vereinen gemeinsame Angebote zu entwickeln und lobt die für Tieringen besondere Einrichtung des Stammtisches Kirche und Vereine. Epperlein ist derweil selbst im Sportverein aktiv und spielt Badminton.

Das "evangelische Kernstück", die Bibel, den Menschen näherzubringen, ist ein Projekt, das er angehen und dazu eine Gruppe aufbauen will, um gemeinsam die Bibel zu lesen und darüber zu sprechen und sich auszutauschen. "Spannend ist, zu erleben, was die Gemeindeglieder ohne einen theologischen Hintergrund, wie ich ihn habe, in den Texten entdecken." So hat er den "Ehrgeiz", in den nächsten Jahren eine Gruppe Neugieriger zusammenzubekommen. Im Herbst will er damit beginnen. Zu 20 Prozent ist eine Jugendreferentin aus Balingen in Tieringen eingesetzt und unterstützt ihn bei der Jungschar und der Konfirmandenarbeit. Das soll sich auf die nächsten zwei bis drei Jahre weiter entwickeln. "Die Kirche gehört in Tieringen selbstverständlich zum Dorf und zum gesellschaftlichen und sozialen Leben dazu. Die Menschen nehmen bewusst Anteil. Das ist ermutigend und das gilt es, zu erhalten und ein stückweit davon weiterzugeben, um zu sehen, wie sich die kirchliche Landschaft weiterentwickelt."