Eine Einheit: Die Inklusionsklasse an der Grundschule Tieringen zeichnete sich durch ein soziales Miteinander aus. Foto: Holbein Foto: Schwarzwälder-Bote

Inklusionsklasse an Grundschule Tieringen läuft aus / Soziales Miteinander "war fantastisch"

Von Christoph Holbein

Meßstetten-Tieringen. Sie sind mit dem Ergebnis zufrieden – der scheidende Rektor Herbert Ottenbreit und die Sonderschullehrerin Christine Fuchs: Die Inklusion an der Tieringer Grundschule war in ihren Augen ein Erfolg und hat gefruchtet. Die Klasse läuft mit diesem Schuljahr aus.

Zwischenzeitlich sind es fünf Schüler gewesen, welche die Lehrer – in der vierten Klasse übernahm Katja Haid als Klassenlehrerin – besonders betreut haben. Ein Schüler erreichte das Niveau einer Regelgrundschule, hatte keinen Bedarf mehr für eine sonderpädagogische Unterstützung, rutschte regulär in die vierte Klasse und geht ab dem nächsten Schuljahr an der Burgschule in die Werkrealschule. Vier Kinder hatten weiterhin den Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot mit dem Förderschwerpunkt Lernen.

Zugrunde gelegt ist der Bildungsplan der Förderschule: "Die Kinder sind aber fitter", sagt Christine Fuchs von der Wilhelm-Busch-Schule: "Für die Förderschüler ist es ein Glücksgefühl, genauso schnell zu sein wie die anderen Schüler." Lob bekamen sie beispielsweise von ihren Mitschülern für ihre Buchpräsentationen: "Die Grundschüler haben enorm viel gelernt voneinander, vor allem im Bereich soziales Umgehen miteinander."

"Die Inklusion richtig zu machen, kostet Personal und Lehrerstunden, dann kommt etwas dabei heraus", betont Ottenbreit. "An unserer Matthias-Koch-Grundschule ist es optimal gelaufen, wir hatten gute Arbeitsbedingungen und beste Voraussetzungen; die Teams haben jeweils gepasst." Während ein Kind "durchgestartet" ist, werden die anderen vier Förderschüler ab dem nächsten Schuljahr in Klasse fünf ein spezielles Gruppenangebot an der Burgschule erhalten. Christine Fuchs wird die Kinder weiter betreuen.

Durch die Inklusion hatten die Kinder die Chance, nach und nach an das Leistungsniveau der Regelschüler herangeführt zu werden – in ihrem Tempo. Mit diesem Schuljahr endet die Inklusion an der Grundschule Tieringen/Oberdigisheim. Künftig zu fördernde Kinder gehen an die Burgschule in Meßstetten, damit sind Gruppenlösungen möglich: Einzel-Inklusionen wird es nur in Ausnahmefällen geben.

Grundlage bleibt dabei jeweils der individuelle Förderbedarf des Kindes: So lernt beispielsweise ein geistig behindertes Kind in seinem Tempo. "Inklusion ist die Chance auf Vielfalt", sagt Ottenbreit. Es gehe nicht darum, die Kinder so zu fördern, dass sie um jeden Preis das Regelniveau erreichten, sondern ihnen die Möglichkeit zu eröffnen, mit nicht behinderten Kindern zusammen zu sein und in ihrer Geschwindigkeit Fortschritte zu machen.

"Das soziale Miteinander in der Klasse war fantastisch", resümiert Fuchs. "Die Kinder erlebten, dass jeder verschieden ist, und freuten sich gemeinsam über die kleinen Fortschritte." Es habe eine gute Kritikkultur gegeben: "Niemand wurde ausgelacht." Dazu trug der Klassenrat in der vierten Klasse bei, der besprochen hat, wie Probleme zu lösen sind. "Das hat sehr viel Spannung herausgenommen", sagt Fuchs. Auch in der Burgschule will sie dieses soziale Miteinander fördern und aufbauen.

So ziehen Ottenbreit und Fuchs ein positives Fazit.