Die älteste fotografische Ansicht von Tieringen stammt aus dem Jahr 1893. Die anderen Aufnahmen zeigen den Bau der Straße nach Hausen am Tann um 1958 und den Umschlag des Bildbandes über Tieringen. Der Bildband ist erhältlich beim Heimatverein Kohlraisle, allen Geschäften und Banken im Ort und bei Anton Strobel. Foto: Schwarzwälder-Bote

Zeitreise in die Vergangenheit: Historischer Bildband über Tieringen ist fertig / 216 Seiten und 340 Fotos

Von Christoph Holbein

Meßstetten-Tieringen. Zehn Exemplare sind bereits verkauft und gehen über den großen Teich nach Amerika: Ein Ahnenforscher, der aus Tieringen stammt und jetzt in den USA lebt, hat sie bestellt. Insgesamt werden derzeit 830 Stück des historischen Bildbands über den Meßstetter Stadtteil gedruckt.

An dem Werk "Tieringen – Zeitreise in die Vergangenheit" saßen Anton Strobel, Klara Stingel und Klara Sauer zwei Jahre, jetzt ist das Buch fertig und wird am Sonntag, 23. November, ab 15 Uhr der Öffentlichkeit vorgestellt. Herausgeber ist der Heimatverein Kohlraisle.

Das Motiv, das hinter dem Werk steckt, ist klar: "Es gibt viele Dinge, die heute niemand mehr weiß – dieses Wissen wollen wir nicht verloren gehen lassen", sagt Autor Anton Strobel. So haben er, Klara Stingel und Klara Sauer mit den älteren Menschen aus dem Ort gesprochen, fanden noch drei Frauen, die entsprechend alt und noch geistig fit waren, um zurückzublicken und zu erzählen, wie es in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts in Tieringen gewesen ist. Die Gespräche zeichneten sie auf Video auf, um die Aussagen zu erhalten und eventuell später weiter auszuwerten.

Entstanden ist ein Buch, das wesentlich umfangreicher geworden ist, als ursprünglich geplant: statt 158 Seiten sind es 216 Seiten, statt 200 Fotos sind es jetzt 340 historische Aufnahmen. "Wir haben rund 1800 Fotos gesammelt und gesichtet. Das Aussortieren war schwierig: Welche Fotos kommen ins Buch, welche nicht? Schließlich entschieden wir, dass wir gewisse Bilder nicht unterschlagen dürfen, weil sie wichtig sind für Tieringen, das Dorf und die Ortsgeschichte", betont Strobel. So ist etwa die Anzahl der Kinderbilder gewachsen.

Die Autoren verhandelten mit dem Geiger-Verlag in Horb. Das nun dickere Buch wird etwas teurer: Vorgesehen hatten die Herausgeber einen Preis unter 20 Euro, nun wird der Band 21,50 Euro kosten. Ein Teil des Drucks ist durch Sponsoren vorfinanziert. Die wirtschaftliche Marschroute lautet: "Wenn wir zwei Drittel der Exemplare verkaufen, dann schreiben wir eine schwarze Null", sagt Strobel.

In 14 Kapitel ist der historische Bildband unterteilt. Mit einem Spaziergang durch das Dorf geht es los – dabei ist auch die älteste Aufnahme des Ortes zu sehen, ein Foto aus dem Jahr 1893. Der Leser erhält interessante Informationen: So war Tieringen 1861 größer als 2014, damals waren es 1259 Einwohner, momentan sind es 1029. Dazwischen zählte der Ort 1910 gerade mal noch 640 Einwohner. Die 1259 Einwohner wohnten in 153 Häusern mit durchschnittlich acht Personen unter einem Dach; die heutigen 1029 verteilen sich auf 406 Wohnhäuser, also 2,5 Personen pro Gebäude.

Ab 1711 gab es keine Kirchenbücher mehr in Tieringen, weil sie auf höchst herzoglichen Erlass hin verbrannt wurden, um dadurch eine gräfliche Scheinehe zu vertuschen. 1915 wurde in Tieringen der erste Fernsprecher installiert.

"Mir sind alle Kapitel ans Herz gewachsen"

Die Arbeit am Bildband ist "reibungslos" verlaufen. Die Autoren diskutierten über Fotos und Reihenfolge, jeder brachte sein Talent mit ein: Klara Stingel als gelernte Fotografin und Klara Sauer, die sich "sehr gut" im Dorf auskennt. Anton Strobel war dabei vor allem wichtig, den Wandel in der Landwirtschaft zeigen. "Mir sind alle Kapitel ans Herz gewachsen", betont Strobel. Nicht wenige, die den Vorabdruck des Buches bereits gesehen haben, sind sich einig, dass ein zweiter Band folgen muss. Im Moment ist allerdings nichts vorgesehen: "Nach den zwei Jahren habe ich zunächst einmal genug, obwohl es toll und interessant war und ich durch die Aktion das Dorf kennengelernt habe", erklärt Strobel. Bildmaterial jedenfalls ist ausreichend vorhanden für ein zweites Buch.

Strobels größter Wunsch: "Dass die 830 Exemplare nicht reichen und dass die Menschen durch die Lektüre mehr Bezug zu ihrem Dorf bekommen, gerade die Jüngeren: Es steckt so viel Wissen und Vergangenheit in dem Buch drin" – etwa über die vielen Erfinder aus dem Ort: beispielsweise Wilhelm Theodor Friedrich Märklin, der 1917 in Tieringen geboren wurde und später in Göppingen die Modelleisenbahnfirma gründete.