Ursula Eppler und ihr neuer Kalender für 2015: "Augenblicke – unterwegs auf der Schwäbischen Alb", den sie jetzt fertiggestellt hat. Viel mehr Zeit wünscht sich die gelernte Grafikerin für das abstrakte Malen, das die 53-Jährige als "schöne Ergänzung" sieht für ihre sonstigen künstlerischen Arbeiten. Fotos: Holbein Foto: Schwarzwälder-Bote

"Augenblicke – unterwegs auf der Schwäbischen Alb": Ursula Eppler hat Kalender fertig und arbeitet am nächsten

Von Christoph Holbein

Meßstetten-Hossingen. Die Decke vom Esszimmertisch ist zur Seite geräumt. Im Becher stecken die Pinsel und in der flachen Schale sind die Farben gemischt. Ursula Eppler holt die Staffelei, postiert sie, stellt die Leinwand darauf, nimmt ihr Malmesser und setzt es an. Ein abstraktes Werk entsteht. Diesmal ist es keine Arbeit für den Kalender, denn der ist für das nächste Jahr fertiggestellt. Und für 2016 hat sie bereits die ersten Motive gemalt.

Seit 2007 erscheinen jedes Jahr ihre Kalender mit Aquarellbildern. Begonnen hat das Projekt mit ersten Exemplaren als Weihnachtsgeschenk: "Da waren alle so begeistert, dass mein Mann vorschlug, den Kalender drucken zu lassen", erzählt die gelernte Grafik-Designerin. Eine erste limitierte Auflage mit 30 Stück verkaufte sie im Bekanntenkreis. Ihre Kalender sind ein Tipp bei Insidern: "Ich habe einen festen Kundenstamm, der jedes Jahr Kalender bestellt." So waren es ab 2008 jedes Jahr 50 Exemplare. Mittlerweile hat die 53-Jährige die Druckerei gewechselt und ab 2014 die Auflage auf 100 Stück erhöht. Ohne die Werbetrommel rühren zu müssen, sind die Verkaufszahlen gestiegen.

Ihre Kalender hängen auch in Frankreich und in einem Restaurant am Bodensee. Es sind ausschließlich Aquarelle – jedes Jahr neue Bilder mit Motiven aus der Region: Landschaften, Bäume, Pflanzen: "Augenblicke" – gesammelt "unterwegs auf der Schwäbischen Alb". Seit 2009 gestaltet Ursula Eppler dazu eine extra Aufschlagsseite mit einem Gedicht.

"Ich liebe den Frühling auf der Schwäbischen Alb, den bunten Herbst und male speziell für den Kalender, das ist für mich Ansporn zu arbeiten." Die Motive sind jahreszeitlich geprägt. Jeden Monat ist die 53-Jährige unterwegs in der Natur: "Es macht mir immer wieder Freude, draußen zu sein auf der Schwäbischen Alb." Dafür investiert sie gerne viel Zeit. Wenn dann auch die Menschen Spaß an ihrem Kalender haben, erfüllt sie das: "Einigen Leuten würde etwas fehlen ohne den Kalender." Manche lassen ihre Lieblingsmotive rahmen, um mit den Bildern ihre Wohnung zu schmücken.

Die Fotokamera ist immer dabei auf ihren Spaziergängen, lichtet die alten Buchen ab, fängt die Formen ein: "Ich mache Fotos und schaue alles genau an. Wichtig ist zu sehen, wie die Farbigkeit ist, wie etwas hoch wächst." Die Fotoaufnahmen dienen als Grundlage für ihre Malerei. Die Bilder entstehen dann zu Hause auf der Staffelei am Esszimmertisch – vor allem aus der Erinnerung, flott, am Stück aquarelliert, damit sie stimmig sind und kein Bruch in der Arbeit zu sehen ist.

In einem kleinen Block sind die Farbskizzen

Ständiger Begleiter der Betreuerin für Demenzerkrankte in einem Altenheim ist ein kleiner Block, in dem sie "scribbelt", also kleine Farbskizzen verewigt, gerade auch für ihre abstrakten Werke. Mit ihren Kalender will sich weiter machen. Für 2016 ist sie bereits wieder auf Motivsuche. Das Bild für Oktober ist gemalt, am November ist sie dran und dann kommt der Dezember. Bis Mitte Oktober nächsten Jahres soll der Kalender fertig sein: "Ich muss es hinbekommen, dass Monat für Monat das jeweilige Bild steht." Geplant hat sie für 2015 auch eine Ausstellung, die ihre breites Schaffen dokumentieren soll: ihre Arbeiten mit Acryl- und Ölfarben, mit Pastellkreiden, Bleistift, Tusche und Kohle, ihre Collagen. Mehr Zeit wünscht sie sich für die abstrakte Malerei: "Das ist eine schöne Ergänzung zu den anderen Dingen, aber dafür brauche ich einen freien Kopf", sagt sie, nimmt das Malmesser und werkelt weiter am aktuellen Bild.