Betreuerin Shahad Shane organisiert in der Landeserstaufnahmeeinrichtung in Meßstetten ein Instrumenten-Projekt

Von Christoph Holbein

Meßstetten. Das erste Instrument ist gestiftet: ein Keyboard der Marke Hohner. Damit ist der Grundstein gelegt für ein Projekt, das die 28-jährige Betreuerin Shahad Shane in der Landeserstaufnahmeeinrichtung in Meßstetten auf die Beine stellen möchte: Live-Musik in der LEA.

Mindestens zweimal im Monat will Shahad Shane, die aus dem Irak stammt und in der LEA als Dolmetscherin fungiert, ein Fest organisieren mit Konzert und Live-Musik. Dabei möchte die 28-Jährige, die als Sängerin arbeitet und davon lebt, auch selbst zusammen mit ihren Musikpartner auftreten. "Es soll ein Raum sein, wo die Menschen losgelöst sind von ihrem Alltag, Spaß haben und ein Instrument spielen. Wir haben viele Musiker in der LEA, die aber ihre Instrumente zurücklassen mussten: Trommler, Gitarristen, Bläser."

Die Idee zu einem solchen Projekt kam der 28-Jährigen, die seit 1990 in Deutschland lebt, nach der Adventsfeier in der LEA. Einrichtungsleiter Frank Maier äußerte den Wunsch, öfter so ein Fest zu veranstalten. "Dazu brauchen wir Instrumente", sagt Shahad Shane. Die junge Betreuerin freut sich deshalb über jede Spende: hauptsächlich Gitarren, Trommeln und sonstige Percussion, abzugeben im Betreuungszentrum der LEA, dem früheren Soldatenheim.

Parallel hat sie vor, einen Chor ins Leben zu rufen, auch der ließe sich mit den Instrumenten begleiten. Willkommen sind auch Bewohner der LEA, die musikalisch nicht so begabt sind: "Die können ja mit kleinen Instrumenten etwas machen." Um an Instrumenten-Spenden zu kommen, überlegt sich die 28-Jährige eventuell das Internet zu nutzen und per Aushänge an öffentlichen Stellen in Meßstetten dafür zu werben. "Ich hoffe, dass einiges zusammenkommt." Es sollen aber in jedem Fall Instrumente sein, die funktionieren und spielbar sind. Auch sie selbst wird aus ihrem Fundus leihweise zu dem Projekt beisteuern: Gitarren, afrikanische Trommeln, ein Stage-Piano, ein Keyboard.

"Dringend brauchen wir Lautsprecher und Mikrofone", bittet Shahad Shane. Ob das Vorhaben klappt, noch im Januar ein nächstes Fest zu veranstalten, scheint fraglich, denn "wir haben hier so viel zu tun, ich bin so beschäftigt die gesamte Zeit in der LEA. Kaum bin ich reingekommen, habe den Mantel ausgezogen und das Namensschild angeheftet, da sind die Leute schon da und haben 1000 Fragen. Und dann muss ich hier hin und dort hin, von Station zu Station, und irgendwann schaue ich auf die Uhr und vier Stunden sind schon um, ohne dass ich es überhaupt gemerkt habe."

"Die Menschen sollen abgelenkt sein und sich beschäftigen", nennt die Dolmetscherin ihre Ziele. "Es macht Spaß zu sehen, wenn die Leute von ihren trüben Gedanken wegkommen, mitmachen, lachen und tanzen." Jeder soll dabei die Musik seines Landes vorstellen. "Alle sind willkommen.

Jeder spielt, probiert aus, improvisiert, vielleicht bilden sich Bands, die zusammen Lieder und Songs üben. Das erste Fest soll dazu einen Impuls geben." Den festen Gruppen will sie ermöglichen, regelmäßig zu proben, um dann bei einem nächsten Fest ein Konzert zu veranstalten. "Diese Bands können sich ja auch Namen geben."

"Die Menschen hier sind sehr musikalisch"

Das Projekt soll zu einem festen Angebot in der LEA werden. "Die Menschen hier sind sehr musikalisch. Ich hoffe, dass viele mitmachen und wir viele Instrumente bekommen." Und da ist Shahad Shane offen für alles: von Mundharmonika bis Akkordeon. Sie selbst spielt Schlagzeug, Klavier und singt.