Trotz des ernsthaften Themas ist es nicht immer ganz so bierernst auf dem Podium zugegangen. Foto: Maier

Am Tag danach beginnen die Arbeiten für die Flüchtlingsunterkunft in der früheren Meßstetter Zollernalbkaserne. Mit Kommentar.

Meßstetten - Die Zollernalbkaserne ist nicht der optimale Standort für eine dauerhafte landesweite Flüchtlingsunterkunft – darüber sind sich alle einig gewesen bei der Informationsveranstaltung zur geplanten Landeserstaufnahmeeinrichtung, denn eine solche LEA sei dort anzusiedeln, wo es zentrale Verkehrsknotenpunkte gebe und eine entsprechend gute Infrastruktur, sagt Wolf-Dietrich Hammann, Ministerialdirektor im baden-württembergischen Integrationsministerium, und erntete damit an diesem Abend Gelächter im Saal. Deshalb sind die Verantwortlichen auch mit mehreren der großen Städte in Baden-Württemberg in Verhandlung. Aber die Zollernalbkaserne ist momentan die einzige intakte Liegenschaft, die so vielen Menschen – 500 bis 1000 Personen – kurzfristig eine Heimat bieten kann.

Und das sehen die Meßstetter Bürger – vertraut man dem Verlauf der Info-Veranstaltung – ein und folgen damit dem Appell des katholischen Diakons Werner Knubben, der moderierte, "das Herz dafür zu öffnen, was auf Sie zukommt". Einen ersten Schritt dazu unternimmt der Meßstetter Gemeinderat, der nicht nur zahlenmäßig nahezu geschlossen an der Versammlung teilnahm, sondern sich auch zuvor in einer Sitzung von Integrationsministerin Bilkay Öney informieren ließ, wenn er Anfang September zu einer Sondersitzung zusammenkommt.

Derweil bleiben Fragen und Details, die zu klären sind, etwa die nach der Betreuung der Kinder: In der bisher einzigen Landeserstaufnahmeeinrichtung in Karlsruhe gibt es einen Kindergarten und eine professionelle Begleitung durch eine Erzieherin. Auch Deutsch sollen die Flüchtlinge lernen, fordert Integrationsministerin Öney. Deshalb will Landrat Günther-Martin Pauli nur jedes erdenkliche Betreuungsangebot auf die Beine stellen und dabei Vereine, Kirchen und Verbände mit ins Boot holen. Laut Pauli will auch die Stadt Albstadt diese Betreuung mitbegleiten.

"Wir nehmen die Sicherheit sehr ernst, weil diese Menschen aus anderen Kulturkreisen sind und mit unseren perfekten Vorschriften nicht auf Anhieb zurecht kommen", betont Hammann. So stehe der Brandschutz an erster Stelle. Bewusst ist den Verantwortlichen, dass die Zollernalbkaserne mit dem angrenzenden Truppenübungsplatz, auf dem geschossen und gesprengt werde, für die traumatisierten Flüchtlinge, die aus Kriegsgebieten dem Bombenterror entronnen seien, nicht der ideale Platz ist: "Extrem belastete Menschen werden wir nicht nach Meßstetten schicken und diejenigen vor Ort intensiv psychologisch betreuen, damit das Schießen und Sprengen nicht etwas auslöst", versichert der Ministerialdirektor.

Unterdessen hat Pauli angedacht, das ehemalige Soldatenheim zu nutzen für ehrenamtliche Betreuung der Asylbewerber. Gehe es, so eine Zuhörerin, doch darum, den verschiedenen Kulturen gerecht zu werden. Für die medizinische Versorgung jedenfalls sind die ersten Maßnahmen getroffen, etwa ein Röntgengerät besorgt. Durch die LEA entstünden Arbeitsplätze, werben die Verantwortlichen. Derweil ist der Landrat dankbar für jede Anregung und Idee, wie diesen Menschen zu helfen ist, und Meßstettens Bürgermeister Lothar Mennig zieht ein erstes positives Fazit: "Der Auftakt war sehr ermutigend und ist eine gute Basis, dieses Projekt weiterzuentwickeln."

Kommentar: Versprochen!?

Christoph Holbein

Wie heißt es so schön in jener Hollywood-Komödie: »Versprochen ist versprochen!« Und versprochen haben die Verantwortlichen bei der Informationsveranstaltung zur geplanten Flüchtlingsunterkunft in der Meßstetter Zollernalbkaserne so manches. Gleichzeitig lobten sie – und das zu Recht – die Bürger für ihre Offenheit und ihr Verständnis, den Asylbewerbern zu helfen und sie aufzunehmen. Erste Ansätze, wie es möglich ist, diese Menschen zu unterstützen, sprachen die Bürger an diesem Abend bereits an.

Meßstetten hat also zumindest eines geliefert: sich, wenn auch kritisch, sachlich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Jetzt gilt es das Gesagte einzulösen: die Verantwortlichen – vor allem beim Land – ihre Versprechen und die Meßstetter ihre Ideen, die notleidenden Menschen zu begleiten. Eine sicherlich verantwortungsvolle Aufgabe. die nur gemeinsam zu lösen ist.