Die Außenminister bei bilateralen Verhandlungen Foto: Schwarzwälder-Bote

Europäische Außen- und Sicherheitspolitik am Gymnasium Meßstetten simuliert

Meßstetten. Das Planspiel "Europa in der Krise" soll Schülern auf eindrückliche Weise die Institutionen, Instrumente sowie die Chancen und Möglichkeiten für die Europäische Union als sicherheitspolitischer Akteur näher bringen. So geschehen am Gymnasium in Meßstetten.

Das exemplarisch für den Planspieltag gewählte Algerien-Szenario hatte für die Klasse 10b nicht zum Ziel, eine echte Lösung für die realen Probleme Algeriens wie Terrorismus, Korruption und Perspektivlosigkeit zu finden. Vielmehr ist dies ein Szenario, das die maximalen Ambitionen der EU im Bereich des Krisenmanagements herausfordert. Das Eskalationspotenzial einer sich verschärfenden Krise im Mittelmeerraum ist aktuell ausgesprochen hoch.

Durch das Annehmen der Rolle eines europäischen Außenministers – möglichst realistisch mit Hemd, Bluse und Fähnchen ausgestattet – erlebten die Gymnasiasten die verschiedenen Interessen, Zwänge, Wünsche und Zweifel, die bei Entscheidungen mit oft weitreichender Auswirkung auf Politiker Einfluss nehmen. "Das Erkennen der Komplexität politischer Entschlüsse und ein Mehr an Verständnis für politische Entscheidungsträger, gerade auf anonymer europäischer Ebene" sind laut Gemeinschaftskundelehrer Markus Haug die Erkenntnisse dieses Projektes.

Das "Netzwerk für Politik und Bildung" in Person von Christian Roth, freier Mitarbeiter der Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg, hatte der Schule erneut seine Unterstützung bei einem gemeinsamen Planspieltag angeboten. Die Fachschaft Gemeinschaftskunde nahm dieses Kooperationsangebot dankend an und verwirklichte die ganztägige Veranstaltung. Nach einer inhaltlichen Einführung erhielten die Schüler ihr Rollenprofil und weitere Hintergrundinformationen wie etwa einen Abriss der sicherheitspolitischen "Grundhaltung" des jeweiligen Mitgliedsstaates. Diese Informationen sollten den Teilnehmern ein gewisses Basiswissen über "ihr" Land vermitteln, das zum Begründen des eigenen Standpunktes genutzt wurde.

Im simulierten "Ministerrat für Außenbeziehungen und allgemeine Angelegenheiten" stellten die Schüler zunächst kurz ihre Positionen vor, in der Verhandlungsphase nach der Mittagspause standen Debatte und Beschlussfassung auf der Tagesordnung. Die Zehntklässler hinterfragten Behauptungen kritisch, entwickelten eigene Positionen und rechtfertigten sie im Plenum. Eine grundsätzliche Entscheidung über einen Eingriff der EU in die Algerien-Krise war einstimmig zu treffen – nach mehreren Abstimmungs- und Diskussionsrunden erreichten die kompromissfähigen "Meßstetter Außenminister" schließlich auch ihr Ziel.