14 Prozent der Gewalt gegen Beamte gibt es bei Demonstrationen. Foto: dpa

Der Respekt schwindet, die Zahl der verletzten Beamten steigt. Durch neue Schulungen und Vorschriften will die Polizei Gewalttaten vorbeugen. Aber auch die Schulen seien gefordert.

Stuttgart - Die Gewalttaten gegen Polizeibeamte in Baden-Württemberg werden immer brutaler. Nach Informationen unserer Zeitung stieg die Zahl der Fälle von gefährlicher oder schwerer Körperverletzung im ersten Halbjahr um 38 Prozent an. Die Zahl der dadurch entstandenen Krankheitstage hat sich laut Innenministerium gegenüber dem ersten Halbjahr 2012 sogar um 84 Prozent erhöht und somit fast verdoppelt. „Wir stellen fest, dass der Respekt gegenüber der Polizei am Schwinden ist“, sagte der neue Landespolizeipräsident Gerhard Klotter den Stuttgarter Nachrichten. Er kündigte für das nächste Jahr neue Richtlinien und Schulungen an, mit denen die Polizei ihr Auftreten verbessern will. Eine Studie der Polizeihochschule in Villingen-Schwenningen habe belegt, dass „korrektes Auftreten und korrekte Kleidung eher gewaltmindernd“ wirkten.

Bei bis zu 80 Prozent der Tatverdächtigen war Alkohol im Spiel

Es müssten aber auch andere etwas tun, so Klotter. Zum Beispiel müssten die Schulen den Kindern und Jugendlichen „stärker die Rolle der Polizei im demokratischen Rechtsstaat vermitteln“. Das Kultusministerium sei deshalb mit in das Landesprogramm eingebunden, mit dem die Gewalt gegen Polizisten gesenkt werden soll. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 677 Polizisten im Einsatz verletzt, elf davon schwer.

Bei bis zu 80 Prozent der Tatverdächtigen war Alkohol im Spiel. „Unser Gegenüber, mit dem wir richtig schwere Probleme haben, ist in der Regel alkoholisiert und unter 30 Jahre alt“, sagte der Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Rüdiger Seidenspinner. Rund ein Drittel der Tatverdächtigen sind Ausländer oder haben Migrationshintergrund. Laut dem Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Joachim Lautensack, machen in dieser Gruppe vor allem Russlanddeutsche und Menschen aus Ex-Jugoslawien Probleme. „Da sind Leute dabei, die sich von unserer Staatsgewalt nichts sagen lassen.“