Viele Patienten müssen lange warten, bis der Facharzt Zeit für sie hat Foto: dpa

Damit Patienten in Zukunft schneller eine Facharzttermin bekommen, will die Bundesregierung eine Vergabestelle einrichten. Bis es soweit ist, geben Experten Tipps, wie man einen Termin bekommt.

Berlin/Stuttgart - Sechs Wochen für einen Termin beim Orthopäden oder Augenarzt. Für viele Patienten ist das keine Seltenheit. Die Bundesregierung will das ändern und eine Vergabestelle für Termine bei den verschiedenen Fachärzten einrichten. Innerhalb von vier Wochen sollen Patienten dann einen Termin beim Spezialisten bekommen. Diese Servicestellen sollen von den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) betreut werden.

Ein Viertel aller Versicherten wartet länger als drei Wochen auf den Termin beim Spezialisten. Das hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung herausgefunden. Privatpatienten müssen oft kürzer warten. Deshalb sieht Kai Vogel von der Verbraucherzentrale Bundesverband in Berlin auch Handlungsbedarf bei der Vergütung von Ärzten. Denn für Privatversicherte könne der Arzt jede Leistung abrechnen, während er beim Kassenpatienten eine Pauschale gezahlt bekommt. „Es ist ökonomisch nachvollziehbar, dass manche Ärzte Privatpatienten bevorzugen“, sagt er. Damit Privatpatienten nicht mehr schneller einen Termin bekommen, fordert Ines Verspohl vom Sozialverband VdK: „Es muss eine einheitliche Vergütung geben. Die Ideallösung wäre, wenn der Arzt für jeden Patienten das gleiche Geld bekommen würde.“

Mit einer zentralen Vergabestelle wäre den gesetzlich Versicherten geholfen, Kai Vogel begrüßt die Idee daher: „Es muss gewährleistet sein, dass Patienten zeitnah untersucht werden“. Dazu brauche es gesetzliche Fristen. „Selbst vier Wochen können lang sein, wenn man Beschwerden hat“, sagt Vogel. Die Kassenärzte lehnen den Vorschlag ab, weil die freie Arztwahl dadurch aufgehoben werde. „Wenn man einen Facharzt kennt, dann ruft man dort eh an“, sagt Vogel. Die Servicestelle wäre für Patienten sinnvoll, die keinen Spezialisten kennen, etwa weil sie neu in einer Stadt seien.

Monika Müller von der Patientenberatung Stuttgart kennt das Problem: „Viele Menschen fühlen sich ungerecht behandelt, weil sie doch ein Recht auf einen Termin hätten“, sagt Müller. Sie reagieren wütend. Damit es soweit nicht kommt, kann man sich an den Hauarzt wenden. „Wenn der Hausarzt entscheidet, dass der Patient schnell zu einem Facharzt muss, ruft er dort an“, sagt sie. So bekomme der Patient schnell einen Termin.

Wer in ein paar Wochen einen Termin bei einem Facharzt bekommen hat, aber das Gefühl hat, er müsse früher hin, dem rät Müller noch mal mit dem überweisenden Arzt zu sprechen. „Der Arzt kann dann in der Facharztpraxis anrufen und auf die Dringlichkeit hinweisen“, sagt die Patientenberaterin. Allen anderen rät Müller zur Geduld. „Es ist nun mal so. Wer beim Arzt anruft, bekommt den ersten freien Termin. Das kann auch mal ein paar Wochen dauern.“ Auch wenn man zu einem bestimmten Arzt wolle. „Man muss sich entscheiden: Entweder schnell ein Termin oder man wartet bis der Wunscharzt Zeit hat“, sagt sie.

Bevor man den Facharzt aufsucht, sollte man in jedem Fall den Hausarzt konsultieren. „Hausärzte kennen die Menschen oft über Jahre und können Schmerzen viel besser einordnen“, sagt Müller. Der Arzt entscheide dann zielgerichtet, ob ein Facharztbesuch dringend notwendig sei. „Patienten können nur schwer einschätzen, ob sie zum Spezialisten müssen“, sagt sie. Wer aber doch selbst beim Arzt anruft, sollte klar machen, dass es wichtig ist. „Drum herum reden hilft nicht. Man muss klar sagen, welche Beschwerden man hat“, sagt Vogel von der Verbraucherzentrale.

Auch viele der großen Krankenkassen bieten ihren Versicherten Hilfe an und schließen für sie Termine mit Fachärzten ab.