Auch in Stuttgart hat es in der Vergangenheit immer wieder Demos gegen Tierversuche wie sie am Max-Planck-Institut in Tübingen durchgeführt werden gegeben. (Archivfoto) Foto: www.7aktuell.de |

Nach einem Fernsehbericht mit blutverschmierten Affen, angeblich gefilmt in einem Max-Planck-Institut in Tübingen, werden die Wissenschaftler der Primatenforschung bedroht. Nun will der Institutsdirektor nur noch mit Nagetieren forschen.

Tübingen - Der Direktor des Max-Planck-Instituts für biologische Kybernetik will nach Angaben der Gesellschaft in München seine Primatenforschung abschließen und künftig nur noch mit Nagetieren arbeiten. Der Neurowissenschaftler Nikos Logothetis zieht damit die Konsequenzen aus Drohungen und Beschimpfungen von vermeintlichen Tierschutzaktivisten in den vergangenen Monaten.

Das Institut war nach einem Fernsehbericht über die Affenversuche in die Kritik geraten. „Das wird noch zwei, drei Jahre dauern, bis die Experimente abgeschlossen sind“, sagte Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.

Palmer: Rückschlag für die Forschung

Palmer bedauerte die Entscheidung des renommierten Wissenschaftlers. „Die Experimente, die Logothetis durchführt, sind absolute Weltspitze.“ Er halte die Entscheidung, die Affenversuche einzustellen, für einen „schweren Rückschlag für die Forschung“.

In dem Fernsehbericht im vergangenen September waren Bilder gezeigt worden, die ein Tierschützer mit versteckter Kamera gemacht haben soll. Die Aufnahmen zeigen Affen mit Implantaten am Kopf, eines der Tiere hat einen blutverschmierten Kopf, einem anderen läuft Spucke oder Erbrochenes aus dem Mund.

Daraufhin hatte sich auch die Staatsanwaltschaft Tübingen eingeschaltet und das Max-Planck-Institut Ende Januar durchsucht. Fraglich ist, ob bei den Versuchen gegen den Tierschutz verstoßen wurde. Den Ermittlungen waren mehrere Strafanzeigen vorausgegangen.

Die Max-Planck-Gesellschaft bedauert die Entscheidung des Wissenschaftlers. „Die immer wieder aufkeimenden Anfeindungen, die Vielzahl an Drohmails und Beschimpfungen über die vergangenen Monate hinweg waren jedoch eine große Belastung für alle Beteiligten“, hieß es. Die gemeinnützige Forschungsorganisation wolle aber auch weiterhin Tierversuche an Affen durchführen. „Dies ist nach wie vor der einzige Weg, um Behandlungsansätze zu entwickeln für neurologische Gehirnerkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson und psychiatrische wie Schizophrenie.“

Am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik untersuchen Forscher vor allem die Verarbeitung von Signalen und Informationen im Gehirn. Tierversuche finden dabei in der Abteilung „Physiologie kognitiver Prozesse“ statt. In Tübingen gibt es vier Max-Planck-Institute.