Fertigstellung der Gedenkstätte im Killesbergpark verzögert sich

Von Jürgen Lessat

Stuttgart. Dass im Killesbergpark nicht nur schöne Blumen zu bewundern sind, sondern auch traurige Ereignisse wurzeln, dürfte den wenigsten Besuchern des Höhenparks bewusst sein. So erblühte der Park in seiner vollen Pracht erstmals im Jahr 1939 zur Reichsgartenschau. Das 50-Hektar-Gelände nutzten die damaligen nationalsozialistischen Machthaber nicht nur für blumige Propaganda. Nach der Gartenschau missbrauchten die Nazis den Park als Sammelort württembergischer Juden für Transporte in Konzentrationslager. Ein Gedenkstein, der seit 1962 in der Nähe des Kleinbahnhalts an die NS-Verbrechen erinnert, fällt kaum ins Auge.

Die Initiative Gedenkstätte Killesberg will dies ändern. Im vergangenen Sommer wurde eine Mahnmalidee von Ülko Süngün als Sieger einer Ausschreibung an der Kunstakademie gekürt. Die Studentin entwarf einen Kreis aus einem Stahlreifen, der von Kieselsteinen eingefasst ist. Der Kreis begrenzt die Fläche, die 2000 Menschen aneinanderstehend einnehmen. Die Zahl entspricht den jüdischen Opfern, die in den Jahren 1941/42 vom Killesberg aus in die KZ Riga und Theresienstadt verschleppt wurden.

Mittlerweile kommt von allen Seiten Zuspruch für das Kreisdenkmal. Der leitende Stadtarchivar Roland Müller sagte zu, den Stelentext zu formulieren. Das Gartenbauamt plant einen Standort in der neuen grünen Fuge in Nähe des vorhandenen Gedenksteins. Da der Kreis einen Hauptweg "durchschneidet", wird das Mahnmal nicht unbemerkt bleiben. Zustimmung signalisierte auch Oberbürgermeister Wolfgang Schuster in einem Brief, wie Initiativensprecher Fritz Röhm jüngst im Bezirksbeirat Nord berichtete.

Was bislang fehlt, ist das Geld für das Projekt. Laut Schuster ist es weder im Budget des Gartenbauamts noch des Etats "Zukunft Killesberg" verbucht. Schuster stellte aber eine Beschlussvorlage des Kulturreferats für den Gemeinderat in Aussicht. Ob sich darin alle benötigten Mittel aufgeführt finden, ist offen.

Sicher ist, dass es teurer als geplant wird. Den Akademiestudenten war noch ein Limit von 30 000 Euro vorgegeben. Eine letzte Kalkulation des Gartenbauamts kam auf 62 000 Euro. Am Montag nannte Bezirksvorsteherin Andrea Krueger bis zu 90 000 Euro als denkbar, was wohl nur mit Hilfe von Sponsoren zu stemmen sein wird. "Daran könnte sich doch Fürst Development beteiligen", schlug Freie-Wähler- Beirätin Anna Kedziora vor. Beim Investor, der neben der grünen Parkfuge derzeit das neue Stadtteilzentrum am Killesberg erstellt, trifft zumindest das Vorhaben auf Wohlwollen. "Es ist eine gute Sache, und die Idee ist gelungen", sagt Sprecherin Birgit Greuter.

Wegen der ungeklärten Finanzierung wird das Mahnmal wohl nicht zum geplanten Termin fertig. Ursprünglich sollte der Kreis am 26. April 2012, dem 70. Jahrestag der zweiten großen Deportation von der Ländlichen Gaststätte im Killesbergpark aus, seiner Bestimmung übergeben werden.