Kontrolle: Ein Porsche Mitarbeiter prüft die Lackierung eines neuen Porsche Macan in Leipzig Foto: dpa-

In Leipzig rollt nun offiziell der Macan vom Band. Bis zu 50 000 Fahrzeuge sollen in Sachsen jährlich gebaut werden.

Leipzig - Beifall brandet auf, als das erste Modell des neuen Macan in leuchtendem Saphirblau auf die Bühne fährt. Es ist der Abschluss einer rund 90-minütigen Inszenierung vor über 500 geladenen Gästen, mit der Porsche am Dienstag die Eröffnung des neuen Werks in Leipzig gefeiert hat. Rund eine halbe Milliarde Euro hat der Sportwagenbauer in die Erweiterung der Produktionshallen unweit des Leipziger Flughafens investiert und 1500 neue Arbeitsplätze im Freistaat geschaffen. Für Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) ist Porsche der Beweis, dass Deutschland im Industriesektor durchaus noch wettbewerbsfähig ist. „Auch mit fairen Arbeitsbedingungen kann man am Weltmarkt bestehen.“

Mit BMW, VW und Porsche zählt Sachsen inzwischen zu den wichtigsten deutschen Automobilstandorten. Die Mitarbeiter seien hoch qualifiziert, würden zudem die richtige Einstellung und Leidenschaft mitbringen. „Dies ist ein klarer Vertrauensbeweis für den Standort Leipzig“, sagte Porsche-Vorstandsvorsitzender Matthias Müller, selbst ein gebürtiger Chemnitzer, bei der Eröffnung. Keine Frage, die Koordinaten in der Produktionswelt von Porsche verschieben sich immer klarer nach Sachsen. 2013 verkaufte der Sportwagenbauer 162 000 Autos. Davon waren rund 84 000 Cayenne und 22  000 Panamera. Weit mehr als die Hälfte der Autos wird also in Leipzig produziert. Mit dem Macan wird Sachsen seinen Vorsprung deutlich ausbauen und der Gesamtabsatz wahrscheinlich bereits 2014 die eigentlich für 2018 angepeilten 200 000 locker überspringen.

In Leipzig sollen jedes Jahr 50 000 Macan vom Band rollen

50 000 Macan sollen in Leipzig künftig jährlich vom Band rollen, nach Porsche-Angaben sind davon schon mehr als 40 000 verkauft. „Damit schlagen wir ein neues Kapitel unserer Erfolgsgeschichte auf“, sagte Müller. „Wir übertragen das Porsche-Gen auf ein junges Segment.“ Schließlich gilt der Markt der kompakten Geländewagen noch längst nicht als ausgereizt. Die Nachfrage verteilt sich laut Porsche dabei gleichmäßig auf die drei wichtigsten Märkte USA, Europa und China. Auch in Schwellenländern wie Brasilien soll sich der Macan, der in Deutschland ab April zu Preisen ab 58 000 Euro erhältlich ist, als Verkaufsschlager erweisen.

Das Werk in Leipzig kann im Gegensatz zu dem in Zuffenhausen, wo die Platzverhältnisse trotz jüngster Grundstückszukäufe beengt sind, jederzeit erweitert werden. „Wir haben Visionen und werden uns im Laufe des Jahres Gedanken machen“, sagte Produktionsvorstand Oliver Blume zur Frage, welche neuen Modelle Porsche in absehbarer Zeit auf den Markt bringt. Bis 2018 sollen noch zwei weitere Baureihen dazukommen, hatte Vorstandschef Müller schon früher angekündigt. Gemunkelt wird über einen kleinen Panamera oder einen Luxussportler in der absoluten Oberklasse, ein Basismodell unterhalb des Boxster wurde verworfen. Die Gefahr, mit allzu vielen Modellen zum Massenhersteller zu mutieren, sieht Blume nicht. „Auf das Volumen kommt es nicht an, uns ist vor allem die Exklusivität wichtig.“ Klar ist aber auch: Wenn sich das Auto trotzdem gut verkauft, umso besser. Porsche gilt nicht nur als Ertragsperle des VW-Konzerns, in den die Marke im August 2012 vollständig integriert wurde, sondern zunehmend als Absatzbringer.

Bis Mitte des Jahres soll die Produktion auf 300 Stück pro Tag hochgefahren werden. Nicky Hahn (31) hat einen der begehrten Jobs im neuen Werk in Leipzig bekommen. „Als die Internetseite mit den Stellen freigeschaltet wurde, habe ich mich sofort beworben“, sagt der gelernte Lackierer. Ein Telefoninterview folgte, dann ein Bewerbungsgespräch, wenig später hatte Hahn den Job. „Für mich war das wie ein Sechser im Lotto, so eine Chance kommt nur einmal im Leben.“ Jetzt sorgt er am Ende des Produktionsprozesses für den letzten Feinschliff. Im Lichttunnel überprüft er, ob am Auto noch Lackspritzer oder kleine Kratzer erkennbar sind. Die poliert Hahn dann gewissenhaft raus. Dass seine Kollegen in Zuffenhausen weniger arbeiten und mehr verdienen, stört ihn nicht. „Ich bin einfach froh, hier zu sein“, sagt Hahn.

Beschäftigte in Leipzig erhalten auch Sonderzahlung

Damit spricht er Betriebsratschef Uwe Hück aus der Seele, der beide Standorte für gleich wichtig erachtet. Mit dem neuen Motorenwerk und dem Ausbau in Weissach sei auch der Standort Stuttgart gestärkt worden. „Die Mitarbeiter dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden“, sagte Hück. Wichtig sei, dass es keine großen Unterschiede bei den Arbeitsbedingungen gebe. Deshalb habe man etwa dafür gesorgt, dass auch Leipzig im vergangenen Jahr die Sonderzahlung von 8111 Euro erhalten habe. Er kündigte zudem am Rand der Veranstaltung an, dass die Arbeitszeit in Leipzig analog zu Zuffenhausen um eine Stunde gesenkt werden soll. „Das Thema werden wir noch dieses Jahr angehen“, so Hück. In Leipzig wird derzeit noch 38 Stunden gearbeitet, in Stuttgart ist die Wochenarbeitszeit bereits von 35 auf 34 Stunden gesunken. Von der hohen Produktivität bei Porsche sollen beide Standorte profitieren. Oder wie es die ARD-Moderatorin Franziska Schenk zu Beginn der Eröffnungsshow formulierte. „Stuttgarter und Leipziger Herzen schlagen im Takt.“