Die alte Stieleiche auf dem Baierhof in 24-Höfe ist rund 20 Meter hoch und ihre Krone fast ebenso breit. Fotos: Werthenbach Foto: Schwarzwälder-Bote

Natur: Stieleiche auf dem Baierhof ist mehr als 400 Jahre alt / Offenbar zum Schutz vor Witterung gepflanzt

Der wohl älteste Baum im Landkreis Freudenstadt steht auf dem Baierhof in 24-Höfe. Die Stieleiche ist mehr als 400 Jahre alt und damit Zeuge der langen Tradition des Guts, das seit Jahrhunderten im Besitz der Familie Reich ist.

Loßburg-24-Höfe. Wer erstmals auf den Baierhof kommt, wird sie nicht gleich erkennen: Etwas unscheinbar steht sie da – die Stieleiche, die etwa im Jahr 1600 gepflanzt wurde. In ihrer Nähe stehen weitere Laubbäume, an einer Seite wächst eine Hecke entlang. Erst bei genauerem Hinsehen wird die besondere Dimension dieses Relikts aus einer Zeit zwischen Bauernkriegen und Dreißigjährigem Krieg deutlich: Der Baumstamm ist so dick, dass ihn selbst ein Mensch mit besonders langen Armen nicht annähernd ganz umfassen könnte.

Die grobe Rinde wirkt wie eine Haut mit tiefen Falten, teilweise ist sie mit einer dicken Moosschicht bedeckt. Spinnweben ziehen sich über Stamm und Äste, als wollten sie ebenfalls auf das hohe Alter dieses Baums hinweisen. Seit dem Jahr 1993 ist die Eiche – ebenso wie zwei ähnlich alte Bäume auf dem Grundstück des Baierhofs – Naturdenkmal. Damit steht sie unter besonderem Schutz: Sie darf nicht verändert oder gar gefällt werden.

Als Gründe für diesen Schutz sind in einem Formular des Landratsamts Freudenstadt gleich mehrere aufgeführt: "Ortsbildprägender Charakter, aus kulturellen und naturgeschichtlichen Gründen, Seltenheit", heißt es in dem Dokument aus dem Jahr 1993.

Der Zustand der Eiche wurde als "gut" und "vital" beschrieben, der Durchmesser ihrer Krone auf etwa 18 Meter geschätzt, ihre Höhe auf 20 Meter und der Durchmesser des Stamms auf zwei Meter. Als Pflanzjahr wird "circa 1600" aufgeführt.

Hof seit vielen Generationen in Familienbesitz

Im gleichen Jahrhundert wurde der Baierhof erstmals in den Büchern des Alpirsbacher Klosteramts erwähnt, das ab 1297 nach und nach die Güter im heutigen 24-Höfe vom in Geldnot geratenen Adel abkaufte. "Zum ersten Mal aufgeführt wurde der Hof im Jahr 1675", sagt Hans-Michael Reich, der heutige Besitzer des Baierhofs. Er erzählt, dass der Hof "seit vielen Generationen" im Besitz seiner Familie sei. Die Kirchenregister der Pfarrgemeinde Dornhan aus den Jahren 1729 bis 1734 lassen darauf schließen, dass der Hof zu dieser Zeit Landwirten mit den Namen Jäcklin und Hayd gehörte.

Dennoch ist es möglich, dass bereits diese Besitzer Vorfahren von Reich waren. "Ich denke mal, die hat einer meiner Vorfahren gepflanzt", sagt er über die Eiche. Ansonsten weiß er über den Baum nur, dass er wohl gepflanzt wurde, um den Hof vor Hitze, Sturm und Blitzeinschlag zu schützen.

Eine Besonderheit des Baierhofs sei, dass er als einer von wenigen Höfen in der Umgebung nicht im Zuge der "Realteilung" verkleinert worden sei. "Unser Hof ist immer in seiner Urform geblieben", sagt Reich. So leben auch er und seine Familie noch vom Milchverkauf, der Viehhaltung und der Forstwirtschaft auf dem Baierhof.

Verändert worden sei über die Jahre immer etwas: "Ganz früher waren die Kühe noch unten im Haus, mein Vater hat dann 1978 einen Stall für sie gebaut."

Er selbst, so Hans-Michael Reich, habe nun den Hof mit einer Fotovoltaik-Anlage ausgestattet, und so habe jede Generation das Anwesen stets weiterentwickelt und modernisiert. Auch in den kommenden Jahrzehnten wird der Baierhof wohl in der Hand der Reichs bleiben: Sohn Dennis wolle den Hof mit seiner Frau weiterführen – und einen Sohn habe das junge Ehepaar auch schon.