Das ehemalige Hotel Panorama im Breuningerweg in Loßburg-Rodt soll bald als Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber genutzt werden. Es bietet Platz für 100 Personen – drei mehr als die Sammelunterkunft in Freudenstadt. Foto: Hess

Im früheren Hotel Panorama sollen Asylbewerber untergebracht werden. Protest regt sich im Ort.

Loßburg - Nun bekommt auch Loßburg eine Gemeinschaftsunterkunft – die größte im Landkreis Freudenstadt: Im früheren Hotel Panorama sollen bis zu 100 Asylbewerber untergebracht werden. Landrat Klaus Michael Rückert hat die Anmietung des Gebäudes per Eilentscheidung angeordnet.

Nun muss noch ein baurechtliches Nutzungsänderungsverfahren durchgezogen werden, und der Eigentümer hat noch einige Brandschutzmaßnahmen vorzunehmen, wie Sabine Eisele, Pressesprecherin des Landratsamts, gestern auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte. "Wenn wir dort im September die ersten Asylbewerber unterbringen können, sind wir glücklich", betont sie. "Wir stehen unter immensem Druck." Dabei verschafft die Anmietung des alten Hotels dem Landkreis nur kurzfristig Luft: Im Juli kommen voraussichtlich 86 neue Asylbewerber, und die Prognosen beinhalten steigende Zahlen. Gehe man bei Zu- und Abgängen von den bisherigen Erfahrungen aus, sagt Sabine Eisele, sei die Gemeinschaftsunterkunft wohl schon nach drei Monaten mit neuen Asylbewerbern voll belegt.

Bei seiner nächsten öffentlichen Sitzung am Dienstag befasst sich der Gemeinderat Loßburg mit dem Thema. Auch der Leiter des Sozialamts im Landratsamt Freudenstadt, Robert Bornhauser, kommt zu der Sitzung und informiert das Gremium. Schließlich ist dem Landratsamt daran gelegen, wie die Gemeindeverwaltung in der Sitzungsvorlage betont, dass die "Willkommenskultur" in Loßburg auch gelebt wird. Vorgesehen ist, mit dem Arbeitskreis Asyl über mögliche Aktivitäten im September zu sprechen. Es könnten, räumt die Verwaltung ein, jedoch nicht alle Eventualitäten abgedeckt werden, da sich die Belegung entwickeln müsse. Für die Gemeinde bedeutet die Schaffung der Gemeinschaftsunterkunft auch eine Herausforderung in Bezug auf schulpflichtige Kinder und die Bereitstellung von Kindergartenplätzen.

In Loßburg regt sich bereits Protest gegen die Umnutzung des früheren Hotels Panorama in dem Bereich unterhalb der früheren LVA-Klinik. So hält ein Loßburger Bürger, der nicht genannt sein will, die Belegung des mitten in einem Wohngebiet stehenden Hauses mit 100 Personen für "überzogen", zumal es sich dabei nur um Männer handle. Die Unterbringung von Familien sei dort nicht geplant. Ausdrücklich betont der Einwohner, dass er nichts gegen Gemeinschaftsunterkünfte für Asylbewerber habe, aber man müsse die Bevölkerung auch rechtzeitig darüber informieren – "nicht erst sechs Wochen vorher".

Dass in dem früheren Hotel nur Männer untergebracht werden sollen, stimmt nach Auskunft von Sabine Eisele definitiv nicht: "Das könnten wir gar nicht anordnen", sagt sie, "wir müssen die Personen aufnehmen, die uns von der Erstaufnahmestelle in Karlsruhe zugewiesen werden – und das sind Männer, Frauen und Kinder."

Bei der Anschlussunterbringung von Flüchtlingen, die das Anerkennungsverfahren schon hinter sich haben, hat die Gemeinde Loßburg eine Zuweisungsquote von 13 Personen zu erfüllen. Das bedeutet, dass sie noch drei weitere aufnehmen muss. In der Wohnung im Rathaus Wittendorf will die Verwaltung möglichst eine Asylbewerber-Familie unterbringen. Eine solche konnte jedoch bisher nicht zugewiesen werden.