Setzen selbst Orgelmusik auf dem Marimbaphon um: Benjamin Dehmel (links) und Anton Khananayev. Foto: Steffens Foto: Schwarzwälder-Bote

Benefizkonzert: Außergewöhnliche Musik findet beim Publikum großen Anklang

Loßburg. Wahrlich außergewöhnliche Musik erklang in der Versöhnungskirche Loßburg, denn Anton Khananayev und Benjamin Dehmel spielten ausschließlich Trommel und Marimbaphon – für einen guten Zweck. Den hatte der Ukrainer Khananayev erst Minuten vor Konzertbeginn festgelegt: Der Erlös kommt krebskranken Kindern in seiner Heimat zugute.

Was man im klassischen Sinn unter Kirchenmusik versteht, kam nur im Ansatz zum Klingen. Das störte die evangelische Kirchengemeinde als Veranstalterin aber überhaupt nicht: Hauptsache, es wurde Gutes getan. Und dessen war sich Uta Schumacher sicher, die den Ausnahmemusiker einst am Kepler-Gymnasium als Praktikant kennengelernt und nun für das Konzert nach Loßburg geholt hatte.

Auf den Stühlen im Hintergrund lagen Batterien verschiedenartiger Schlägel bereit. Mal mit zweien oder auch mit bis zu acht davon bearbeiteten Khananayev und sein 14-jähriger Schüler Benjamin Dehmel ihre Schlaginstrumente – mit atemberaubender Geschwindigkeit und Fingerfertigkeit. So krachte, wirbelte, schlug und schnarrte ein ganzer "Tornado" über das Fell von Khananayevs Snare Drum, geschrieben vom Amerikaner Mitch Markovic. Dass es gelegentlich laut werden könnte, räumte der Trommel-Virtuose schon zu Beginn entschuldigend ein. Beim "Tornado" hielten sich die ersten Zuschauer schon die Ohren zu – lachten und klatschten dann aber dennoch begeistert.

Begonnen hatte das Konzert mit leiser Melodik: Zwei Suiten von Johann Sebastian Bach auf dem Marimbaphon. "Er hat alle Töne ein bisschen verstimmt und etwas Neues daraus gemacht – so ähnlich wie die schwarzen und weißen Tasten am Klavier", kommentierte der angehende Gymnasiallehrer und führte weiter zur Trommelmusik: "Hier gibt es gar keine Tonhöhen, hier gibt es nur Geräusche." Statt einem regelmäßigen Grundrhythmus boten Dehmel und er an- und abschwellende Dynamik, aus dem kleinen Instrument herausgeholt in der Mitte, am Rand und sogar von unten, mit Einsatz von gekreuzten Schlägeln und Füßen, mit Stöcken und Besen.

Timing, Ausdauer und Technik braucht ein Trommelspieler, so der 37-jährige Künstler. Und so ließ sich denn auch eine ganze Suite auf der Trommel spielen – Musik, die man mit Händel oder Bach verbindet. Auf dem Marimbaphon erklangen rhythmische Patterns aus afrikanischer Meditation ebenso wie der ursprünglich für Cello komponierte Flug einer Hummel. Japanische Volksmusik und die "Ungarische Rhapsodie" von Franz Liszt, die überhaupt nicht ungarisch ist, rundeten das Programm ab. Ein begeisterter Zuschauer wollte zwischendurch Notenblätter für solche Musik sehen. "Nächstes Mal mache ich eine Power-Point", gab der spontane Künstler schlagfertig zurück und bekannte, dass ihm ohnehin das letzte Notenblatt abhandengekommen sei. Dann habe er eben auswendig gespielt.

Ortspfarrer Hans-Peter Zakes lud zum Spenden ein. "Das Haus war leider nicht voll, aber keiner wird es bereut haben", freute sich auch Joachim Kraus mit seinen nur rund 35 Zuhörern.