Könnte ein historisches Kleinod in Rodt werden: das alte Backhaus Foto: Wiegert Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinde soll sich auf Wunsch einer Bürgerinitiative des Rodter Backhauses annehmen – und muss es wohl auch

Von Claus Wiegert

Loßburg-Rodt. Gut 170 Jahre lang steht das Backhaus schon in Rodt. Und doch hat es mancher Loßburger vor Kurzem wohl zum ersten Mal gesehen – nach dem Abriss des alten Schulgebäudes, das den Blick auf den kleinen Zweckbau zuvor verdeckt hatte.

Wäre es nach dem Willen des Loßburger Gemeinderats gegangen, wäre das kleine Sandsteinhaus in der Langen Gasse bald ganz von der Bildfläche verschwunden. Denn eine Sanierung, von einem Architekten mit rund 50 000 Euro veranschlagt, hielten die Kommunalpolitiker wirtschaftlich nicht für sinnvoll. Aber es gab massiven Widerstand: Eine Gruppe von engagierten Bürgern setzte und setzt sich für den Erhalt des alten Backhauses ein.

Derzeit sieht es im Backhaus aus wie in einer großen Rumpelkammer. Aber das kleine Gebäude hat durchaus das Zeug zu einem Kleinod und einer historischen Rarität, wie Inga Vahrenwald und Joachim Kraus von der Initiativgruppe im Gespräch mit unserer Zeitung hervorheben.

Das Backhaus von der Gemeinde übernehmen wollte die Gruppierung – sie zählt knapp ein Dutzend Personen – nicht. Sie möchte die Sanierung des Backhauses zwar mit Rat und handwerklicher Tat unterstützen, aber das Vorhaben allein stemmen – das traut sie sich doch nicht zu. Zudem meint die Initiativgruppe, dass die Verantwortung für das Rodter Backhaus letztlich bei der Gemeinde liegt. Andererseits wollten die Bürger aber auch nicht dessen Verfall oder Abriss tatenlos zusehen. Vielmehr möchten sie die Gemeinde in die Pflicht nehmen, für den Erhalt und die Sanierung des Backhauses zu sorgen. Und dabei ist die Initiativgruppe, wie sie verwundert erfuhr, wohl nicht allein auf den guten Willen des Gemeinderats angewiesen. Denn das alte Rodter Backhaus ist, wie die Bürger auf Nachfrage beim Regierungspräsidium erfuhren, als Kulturdenkmal ausgewiesen und muss erhalten werden. Der Anstoß für diese Klassifizierung ging, wie Inga Vahrenwald betont, von den amtlichen Denkmalexperten selbst aus, nicht von der Initiativgruppe. Ein leichtes Kopfschütteln bleibt bei den Bürgern, die sich für das Backhaus einsetzen: Als die Gemeinde ihnen nahelegte, einen Verein zu gründen, dem die Immobilie überlassen wird und der die Renovierung und Sanierung weitgehend auf eigene Kosten vornimmt, war im Rathaus offenbar längst bekannt, dass Loßburg mit dem Rodter Backhaus ein Kulturdenkmal besitzt, mit dem man nicht nach Belieben verfahren kann.

Der Initiativgruppe hatte die Gemeindeverwaltung nach Angaben der engagierten Bürger lediglich angeboten, zehn Prozent der Kosten für die Sanierung zu übernehmen. Wenn die Bürger keinen Verein gründen und das Projekt selbst in die Hand nehmen, werde das Backhaus eben dem Erdboden gleichgemacht, habe man ihnen signalisiert. Dabei wäre ein Abriss gar nicht zulässig.

Was die Gemeinde nun mit dem Rodter Backhaus macht, ist noch offen, wie Bürgermeister Christoph Enderle auf Anfrage unserer Zeitung sagte: "Still ruht der See." Der Loßburger Gemeinderat werde sich wieder mit dem Thema befassen. Eilig habe er es damit aber nicht.

Das kleine Haus steht in seiner Substanz zwar noch ganz gut da, aber für seinen Erhalt wäre dennoch einiges zu tun, wie Inga Vahrenwald und Joachim Kraus wissen. Es muss entrümpelt werden, das Widerlager im Gewölbekeller ist reparaturbedürftig, ebenso wie die Treppe. Zudem sollten die Dachrinnen an die Kanalisation angeschlossen werden und der Innenraum müsste neu verputzt werden. Auch zwei neue kleine Fenster sollen eingesetzt werden. All dies, schätzt die Initiativgruppe, dürfte mit ehrenamtlicher Unterstützung für etwa 15 000 Euro zu machen sein.

In dem Backhaus könnte einmal im Jahr ein Fest gefeiert werden, stellen sich seine ehrenamtlichen Hüter vor, es wäre ein schöner Treffpunkt im alten Rodter Ortskern. Zudem wäre es eine Attraktion auf der historischen Loßburger Meile. Auf Bildern und Schautafeln könnten Schülern geschichtliche Informationen über Rodt vermittelt werden.

Eines ist für die Initiativgruppe klar: Gebacken werden soll in dem Zweckgebäude nicht, eine Konkurrenz zum Backhaus in Loßburg liegt den engagierten Bürgern fern. Aber der kaputte Ofen bleibt auch nach der Entrümpelung drin – schon aus statischen Gründen muss er das.