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"Der Zauberspiegel" im Loßburger Kinzighaus

Von Petra Haubold

Kleinkunst mit Niveau, und das nicht nur für Kinder, bot das "Regionen-theater aus dem schwarzen Wald" bei seinem Gastspiel in Loßburg.

Loßburg. Regisseur Andreas Jendrusch brachte das Märchen "Der Zauberspiegel" des norwegischen Autors Carl Morten Amundsen auf die Bühne. Fröhlichkeit und Niedergeschlagenheit, Sehnsucht und Übermut, Freude und Triumph prägten das Schauspiel im Kinzighaus.

Aufgeführt wurde das Märchen von dem im vergangenen Jahr gegründeten Regionentheater, das zum zweiten Mal in Loßburg gastierte. Waren es im vergangenen Jahr die Abenteuer von Tom Sawyer, die das Publikum auf der Waldbühne begeisterten, bezauberte nun ein hinreißendes Troll-Märchen Groß und Klein. Das Regionentheater aus dem schwarzen Wald mit dem Produktionsteam um Andreas Jendrusch und Birgit Heintel bot eine köstliche Vorstellung. Kein Wunder, dass das Publikum am Schluss nach Zugaben rief.

Obwohl das Wetter eher zu Aktivitäten im Freien einlud, hatten sich zahlreiche Kinder und Erwachsene auf den Weg ins Kinzighaus gemacht. Und bereut hatte es niemand. Denn bei dem weihnachtlichen Märchen fehlte es an nichts.

Thema mit viel Situationskomik in Szene gesetzt

Auch an Details, etwa die mystische Musik und die farbechte Kostümierung, war gedacht worden. Eine Aufführung, die vor allem deshalb einen Riesenspaß bereitete, weil Protagonist Espen, gespielt von Florian Klausmann, und seine Prinzessin Katharina (Marianne Lindt) das alte Thema von Grenzen und Verboten mit viel Situationskomik in Szene setzten.

Die drei Brüder Per, Pål und Espen machen sich auf den Weg, das Herz der Königstochter zu erobern. Doch die ist so frech und schlagfertig, dass noch kein Mann es geschafft hat, sie zum Schweigen zu bringen.

Per scheitert, Pål drückt sich, aber der verträumt-schusselige Espen, der mit Tieren und sogar mit Trollen zu reden versteht, schafft es, dass es der Prinzessin die Sprache verschlägt. Und zwar mit seinen sonderbaren Fundstücken, von der Windel und dem Horn bis zum alten Schuh, und mit seinem Spruch: "Jedes Ding hat seinen Sinn, so wahr ich Espen bin." Der König hat aber plötzlich Einwände gegen den zerzausten Taugenichts und fordert ihn auf, den mythischen Zauberspiegel des versteinerten Trollkönigs zum Palast zu bringen.

Der verliebte Espen macht sich auf die Reise in die Welt der Trolle und besticht dabei mit seinen Späßen, einer Mischung aus Ungeschicklichkeit und Bauernschläue.

Die Übergänge zwischen den Szenen waren oft kaum erkennbar. Mal musste man herzlich lachen, mal fühlte man sich aufgefordert, dem Abenteurer weiterzuhelfen, mal war man einfach nur überrascht von dem, was an Märchenhaftem vor sich ging.

Fiesling will Espen ganzes Imperium schmackhaft machen

Die Kinder lachten herzhaft, als ein fieser Troll als ungeschickter Nordwind versuchte, Espen statt dem versprochenen halben Königreich das ganze Imperium schmackhaft zu machen. Er müsse nur den Zauberspiegel finden und behalten, statt ihn dem König auszuhändigen. Oder als die Brüder sangen: "Ich bin ein kleiner Wicht, an Mut fehlt es mir nicht."

Ideenreich war auch die Bühnenausstattung, eine weiße Arena mit Bänken, auf denen Sitzkissen für die Besucher lagen. "Es kann nichts passieren, denn die Trolle mögen Käsefüße", forderte Birgit Heintel die Gäste schmunzelnd auf, die Schuhe auszuziehen, bevor sie das mit weißen Laken ausgelegte "Troll-Gebiet" betreten durften.

In dem gut einstündigen, ungewöhnlich aufwendig inszenierten Kinderstück zeigten Marianne Lindt, Florian Klausmann, Ole Kujadt und Benjamin Wendel echte Kleinkunst, und das machte auch den Eltern und Großeltern sichtlich Spaß.