Auf dem Freudenstädter Friedhof sind zwar muslimische Bestattungen möglich, aber nicht für Verstorbene aus Nachbargemeinden. Foto: Wiegert

Verstorbener 24-Jähriger aus Loßburg findet in Karlsruhe letzte Ruhe. Onkel aus London macht's möglich.

Loßburg - Der 24-jährige Flüchtling aus Gambia, der tot in seinem Bett im früheren Hotel Panorama gefunden wurde, wird auf einem Friedhof in Karlsruhe muslimisch bestattet. Ein Onkel in London und der Loßburger Freundeskreis Asyl ermöglichen dies.

Als der verstorbene junge Mann aus Gambia in der Gemeinschaftsunterkunft in Loßburg gefunden worden war, wurde der Freundeskreis Asyl gleich aktiv, wie Gerd Maser, Leiter des Loßburger Ordnungs- und Standesamts, im Gespräch mit unserer Zeitung sagte.

Bald fand sich ein Onkel des Verstorbenen in London. Der Mann mit britischem Pass war bereit, für die muslimische Bestattung des jungen Mannes zu bezahlen. Der Loßburger Freundeskreis Asyl startete zudem eine Sammelaktion. Falls letztlich noch Geld übrig bleibt, will er den Betrag an die Mutter des Verstorbenen in Gambia überweisen. 3000 bis 4000 Euro, schätzt Maser, müssen auch für eine muslimische Bestattung veranschlagt werden. Bei ihr wird der Tote nicht in einem Sarg, sondern in einem Leichentuch beerdigt. Grundsätzlich ist die Gemeinde am Zug, wenn jemand stirbt, mittellos ist und auch die Angehörigen, die zur Bezahlung der Bestattung verpflichtet sind, kein Geld haben. Dann wird der Verstorbene verbrannt und die Urne mit seiner Asche auf dem Friedhof anonym bestattet. "Das kommt gar nicht so selten vor", sagt Sabine Eisele vom Landratsamt in Freudenstadt auf Anfrage des Schwarzwälder Boten. Die Gemeindeverwaltung in Loßburg versucht, wenn es irgendwie geht, zu vermeiden, dass die Kommune auf den Kosten für die Bestattung sitzen bleibt. So werde mit den Angehörigen manchmal auch Ratenzahlung vereinbart, sagt Gerd Maser: "Sie stottern die Schulden bei der Gemeinde dann langsam ab. Das kann sich jahrelang hinziehen."

Auch Anfrage in Nagold abgelehnt

Seit einigen Wochen gibt es auf dem Freudenstädter Friedhof die Möglichkeit für muslimische Bestattungen. Es handelt sich dabei um etwa 25 Gräber in zwei Reihen in der Nähe der Friedhofskapelle. Die dortige Bestattung des verstorbenen Asylbewerbers aus Loßburg wurde allerdings abgelehnt: Die Plätze sind nur für verstorbene Bürger aus Freudenstadt gedacht.

Auch in Nagold können muslimische Bestattungen vorgenommen werden. Dort scheiterte die Anfrage aus Loßburg jedoch daran, dass sich kein Deutscher fand, der sich dazu bereit erklärte, 25 Jahre die Grabpflege zu garantieren. Diese übernimmt in Karlsruhe ein islamischer Verein. Der 24-jährige Asylbewerber wird in den nächsten Tagen dorthin überführt.

Zu seiner Bestattung, die von einem Imam geleitet wird, fährt wohl auch eine Gruppe vom Loßburger Freundeskreis Asyl. Dessen Engagement – nicht nur im Fall des verstorbenen Gambiers – hebt Maser besonders hervor.

Der Amtsleiter begrüßt auch den Vorschlag des Asylkreises, zu prüfen, ob im Kreis Freudenstadt nicht weitere Friedhofsplätze für Muslime geschaffen werden können. Schließlich leben hier immer mehr Flüchtlinge muslimischen Glaubens.