Besuch auf dem Wühlsbachhof in Geroldsweiler (von links): Gerhard Faßnacht, Vorsitzender des Kreisbauernverbands, Bürgermeister Christoph Enderle, Familie Pfau, Landrat Klaus Michael Rückert, und Norbert-Jakob Ferch, Leiter des Landwirtschaftsamts Horb. Foto: Günther Foto: Schwarzwälder-Bote

Besuch: Landrat Rückert informiert sich über Mutterkuhbetrieb

Loßburg-Sterneck. Im Rahmen seiner "Kontaktgespräche Landwirtschaft" stattete Landrat Klaus Michael Rückert Familie Pfau, die einen Nebenerwerbsbetrieb in Loßburg-Sterneck in Geroldsweiler betreibt, einen Besuch ab. Begleitet wurde er von Bürgermeister Christoph Enderle, Norbert-Jakob Ferch vom Landwirtschaftsamt Horb und Gerhard Faßnacht sowie Karl-Friedrich Günther vom Kreisbauernverband.

"Mir ist es wichtig, die Bandbreite von Betriebstypen, die es im Kreis Freudenstadt gibt, kennenzulernen und zu besuchen", sagte Rückert. Die Familie Pfau bewirtschaftet auf der Hofstelle im Wühlsbach mit zwei Generationen einen reinen Grünlandbetrieb, der Mutterkuhhaltung betreibt. Das heißt, die Kühe werden nicht gemolken, sodass die gesamte Milch dem Kalb beziehungsweise Jungrind zur Verfügung steht. Diese Form der Grünlandbewirtschaftung ist im Schwarzwald gerade auch auf schwierigen Flächen zur Offenhaltung der Landschaft ein unerlässliche Wirtschaftsweise, die je nach Flächenumfang auch im Nebenerwerb bewältigt werden kann, wie der Kreisbauernverband mitteilt.

Da die Betriebsnachfolge klar ist, hat sich Familie Pfau in den vergangenen zwei Jahren für die Zukunft neu aufgestellt. Es wurde ein neuer Laufstall für die Mutterkuhherde gebaut, sodass rund 80 Stück Vieh auf dem Wühlsbachhof gehalten werden können. Damit der für zwei Generationen erforderliche Wohnraum für zwei Familien vorhanden ist, haben Sohn und Schwiegertochter neben das elterliche Wohngebäude ein neues Haus gebaut. So bleibt die Bewirtschaftung der Flächen auch in Zukunft gesichert. Neben der Rinderhaltung werden noch Bienenvölker gehalten und so das betriebliche Bestehen durch Diversifizierung gesichert. Bis der Betrieb in der jetzigen Ausstattung an Gebäuden aufwarten konnte, waren viele bürokratische Hürden zu nehmen. Diese Schwierigkeiten wurden dem Landrat in aller Offenheit präsentiert. "Solche Betriebsbesuche sind mir wichtig, um die Lebenswirklichkeit von Landwirten mit all ihren Facetten hautnah zu erfahren und womöglich künftig anders zu agieren", betonte Rückert.

In der anschließenden Gesprächsrunde sprach Familie Pfau alles an, was ihr bei der Ausübung der Landwirtschaft unter den Nägeln brennt. Von der Flurbereinigung über die Steillagenförderung bis zur Weideprämie, die bei Milchvieh möglich ist, jedoch nicht bei Mutterkühen, ging es zur künftigen Verschärfung der technischen Anforderungen zur Gülleausbringung, die im steilen Grünland technisch schwierig wird.

Die Familie Pfau vermarktet ihr Vieh an einen örtlichen Metzger, wobei laut Kreisbauernverband jedoch fraglich ist, wie lange Metzgereien als Familienunternehmen auch hier die überbordende Bürokratie noch aushalten. "Es sind die alltäglich neu hinzukommenden Regelungen, die uns nach und nach in der Arbeit lähmen", pflichtete Gerhard Faßnacht bei. Die Gewinnung von Nachwuchs gestalte sich für diese Handwerksbetriebe schwierig. Wenn die Vermarktung an Metzger wegbrechen würde, wäre dies, so Faßnacht, "auch für uns Landwirte ein herber Schlag". Als weitere Herausforderung wurde das Thema freilebende Wölfe angeschnitten. Die Rinderhalter mit Weidevieh haben genauso wie die Schafhalter Angst vor dem Einwandern von Wolfpopulationen, wie betont wurde. Das Reißen von Nutztieren werde zurzeit über eine freiwillige Zahlung aus einem Fond ausgeglichen. Aber wovor die Tierhalter mehr Angst haben, ist das von Wölfen verursachte Ausbrechen von Herden und die damit verbunden Gefahren und Haftungsprobleme zum Beispiel im Straßenverkehr, die den Haltern angelastet werden könnten.