Meisterlich und traditionell musizierte der Kirchenchor Loßburg. Chorleiterin Uta Schumacher lud die Zuhörer bei einigen Liedern auch zum Mitsingen ein. Foto: Steffens Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirchenchor Loßburg gibt eindrucksvolles Weihnachtskonzert / Engagement für Flüchtlinge

Von Georg Steffens

Loßburg. In der mit rund 250 Besuchern fast voll besetzten Versöhnungskirche gab der etwa 30-köpfige Kirchenchor Loßburg mit Solisten, einem Streichquartett und Kantor Jörg-Michael Sander an einer Truhenorgel sein Weihnachtskonzert unter dem Motto "Ich stehe vor der Tür und klopfe an". In der Auswahl der Stücke zeigte man wenig Experimentierfreude, musizierte aber meisterhaft. So gelang eine niveauvolle und überaus ernste klassische Darbietung, durch die sich atmosphärisch die getragene Schwere und der verhalten freudige Ausdruck von Kompositionen Alter Meister aus dem 17. Jahrhundert wie Johann Sebastian Bach, Michael Praetorius oder Johann Crüger zog.

Instrumentalkonzerte und Teile aus Oratorien wechselten sich ab mit ruhigen Sätzen bekannter Choräle. Bei "Macht hoch die Tür" und "Es ist ein Ros entsprungen" bezog Dirigentin Uta Schumacher das Publikum in den Gesang mit ein. In seiner Begrüßung kündigte Pfarrer Hans-Peter Zakes nicht nur eine Überraschung an, sondern musste auch bekannt geben, dass Tenor-Solist Horst Wörner am heutigen Tag "stimmlich indisponiert" sei. So ging der hörbar angeschlagene Wörner bei Dietrich Buxtehudes Weihnachtsmusik "In dulci jubilo" an der Seite der stimmstarken Sopransolistin Heike Stoll-Dieterle weitgehend unter, konnte aber im etwas bewegteren Schlussstück "Nun komm der Heiden Heiland" von Johann Sebastian Bach in reinen Solopartien unter Beweis stellen, dass er heute zwar nicht laut, aber sehr wohl treffsicher und schön singen konnte. Die angekündigte Überraschung kam in der zweiten Konzerthälfte in Form einer Lesung und bildete einen politischen Kontrast zur traditionellen Kirchlichkeit der Musik. Lyrische Betrachtungen von emigrierten Schriftstellern wie Erich Fried und Bertolt Brecht über Vertreibung illustrierten die Situation derer, die laut Zakes an den Außentüren der EU, Deutschlands und Baden-Württembergs vor der Tür stünden und klopften – und in Loßburg bereits eingetroffen seien. Uta Schumacher trug sichtlich berührt eine wahre Geschichte von Flüchtlingen aus Deutschland vor, die von den Bewohnern eines französischen Dorfs erwartet und liebevoll umsorgt wurden: "Das Leben gibt uns die Möglichkeit zu entscheiden, ob wir nur Zuschauer der Geschichte sind oder diese mitgestalten."

Bezirkskantor Sander und Pfarrer Zakes ehrten die Kirchenmusikerin und Chorsängerin Friedlinde Lange für 40 Jahre Dienst an der Orgel, bevor das komplette Ensemble als Zugabe mit dem Bach-Choral "Wie schön leuchtet der Morgenstern" das Konzert klangvoll beschloss.