Angriff aus der Dunkelheit: Aus Sorge vor Hackern werden die Ergebnisse der Bundestagswahl im Wahlkreis Calw/Freudenstadt per Fax und Telefon übertragen. Foto: Stein Foto: Schwarzwälder-Bote

Hintergrund: Aus Sorge vor Hackern werden Ergebnisse nicht per E-Mail übermittelt

Der Countdown für die Bundestagswahl läuft. Fest steht bereits: Immer mehr Bürger im Wahlkreis Calw/Freudenstadt machen von der Briefwahl Gebrauch. Und bei der Übermittlung der Ergebnisse gilt: keine E-Mails, sondern per Fax und Telefon – aus Sorge vor Hacker-Angriffen.

Region. Im Landratsamt Calw laufen die Fäden bei der Auszählung der Bundestagswahl für den Wahlkreis 280 Calw, der die Landkreise Calw und Freudenstadt umfasst, zusammen. Auf die behördlichen Mitarbeiter kommt eine Menge Mehrarbeit zu, denn die Sicherheitsvorkehrungen wurden aus Angst vor Hackerangriffen gegenüber der vorigen Bundestagswahl erheblich verstärkt, wie Wilfried Rühle, Abteilungsleiter Kommunalaufsicht und Revision im Calwer Landratsamt, auf Anfrage unserer Zeitung sagte.

Die Städte und Gemeinden dürfen die Schnellmeldungen der Wahlergebnisse nach einer Anweisung der Landeswahlleiterin Christine Friedrich laut Rühle nicht per E-Mail an die Zentrale im Landratsamt senden. Stattdessen müssen die Blätter wie früher gefaxt werden. "Aber auch faxen gilt als unsicherer Übertragungsweg", sagt Rühle.

Deshalb müssen die Mitarbeiter im Calwer Landratsamt die Zahlen nochmals im Telefongespräch mit den kommunalen Zählern überprüfen.

Auch im Wahlkreis Calw steigt der Anteil der Briefwähler stetig. Zum Beispiel in Loßburg im Kreis Freudenstadt: "Diesmal mussten wir Wahlscheine nachbestellen", sagt Gerd Maser, Leiter des dortigen Bürgerbüros. Rund 600 Briefwähler waren es in Loßburg, als Maser vor rund zehn Jahren zur Loßburger Gemeindeverwaltung kam. 700 bis 800 Briefwähler gab’s beim Urnengang vor vier Jahren. Bei der nun anstehenden Bundestagswahl sind es mehr als 1000 – fast 17 Prozent der insgesamt rund 6000 Wahlberechtigten. "Das ist bei uns mittlerweile der größte Wahlbezirk", sagt Maser.

Früher hätten die Bürger noch begründen müssen, warum sie per Brief wählen wollen. So war anzugeben, ob man im Urlaub, aus anderen Gründen ortsabwesend oder etwa gehbehindert sei. Dann, so Maser, habe man im Hinblick auf die sinkende Wahlbeteiligung die Begründungspflicht abgeschafft. Jeder Wahlberechtigte konnte nun Briefwahl beantragen. Und dies tun denn auch immer mehr Bürger. So auch in Loßburgs Nachbarstadt Alpirsbach im Kinzigtal. Dort haben sich laut Hauptamtsleiterin Simone Müller 700 bis 800 der insgesamt rund 4800 Wahlberechtigten für die Abstimmung von zu Hause aus entschieden.

Weniger Wahlberechtigte

Bei der Bundestagswahl vor vier Jahren lag der Anteil der Briefwähler im Wahlkreis 280 Calw insgesamt bei knapp 15 Prozent. In Freudenstadt stimmten rund 17,5 Prozent, in Horb fast 13 Prozent, in Baiersbronn, Calw und Nagold jeweils fast 15 Prozent und in Altensteig 16 Prozent per Brief ab.

Insgesamt gibt es im Wahlkreis Calw-Freudenstadt nach Schätzung des Statistischen Landesamts 198  000 Wahlberechtigte. Elf Prozent davon können erstmals wählen. Vor vier Jahren durften ebenfalls rund 198 000 Einwohner abstimmen, die Beteiligung lag bei 73,4 Prozent. 2009 lag die Zahl der Wahlberechtigten noch um gut 1200 höher als bei der jetzigen und der vorigen Bundestagswahl.

Aussichten der Kandidaten

Während sich Hans-Joachim Fuchtel sein Direktmandat als CDU-Bundestagsabgeordneter am Sonntag wohl zum neunten Mal in Folge holen wird, ist die Sache für Saskia Esken, Fuchtels Parlamentskollegin aus dem Wahlkreis, nicht ganz so sicher. Bei der Wahl 2013, als die SPD in Baden-Württemberg über ihre Liste 20 Bundestagsabgeordnete stellte – Direktmandate erzielte sie keine –, war Esken auf den 18. Listenplatz der Sozialdemokraten ins Parlament gewählt worden. Diesmal ist es der 15. Esken findet diesen Listenplatz "ganz gut", wie sie auf Anfrage des Schwarzwälder Boten sagte. Zumal es vor vier Jahren für ihren Einzug in den Bundestag gereicht hat, obwohl die SPD in Baden-Württemberg nur 20,6 Prozent der Stimmen erzielte.

Die Kandidaten der anderen Parteien im Wahlkreis haben kaum Chancen für den Einzug in den Bundestag.

Am Sonntagabend finden die Wahlpartys der Parteien statt. Die CDU feiert im Gasthof "Löwen" in Neubulach-Oberhengstett ab 17.30 Uhr. Bei der SPD steigt die Party im "Schwarzen Schaf" in Althengstett-Ottenbronn ab 17 Uhr. Bündnis 90/Die Grünen sind im Gasthof "Rössle" in Neubulach ab 18 Uhr. Die Feier der FDP findet die Wahlparty im Hotel "Schiff" in Horb ab 18.30 Uhr statt. Von "Die Linke" liegen noch keine Informationen vor, die AfD trifft sich nichtöffentlich.