Freude soll es machen, aktiv sein und zum Lachen bringen. Je mehr Julia Trück (rechts) ihre Mannschaft anschubst, desto begeisterter machen diese mit. Foto: Eberhardt

Außergewöhnliches Unterrichtsfach am Schulzentrum Loßburg kommt bei Schülern gut an.

Loßburg - Psychologie gibt es als Unterrichtsfach. Philosophie auch. Aber Glück? Klingt absonderlich und zugleich sinnvoll. Im Schulzentrum Loßburg kommt es jedenfalls an. Dort kann man Glück jetzt in einer Arbeitsgruppe "lernen".

Ein Stuhlkreis im Klassenzimmer, 15 Schüler sitzen um Schulsozialarbeiterin Julia Trück. Die Hausaufgabe der vergangenen Woche wird kurz angerissen. "Was macht Euch lebendig und gut?" Lange nachhaken muss Julia Trück nicht. Diese Hausaufgaben werden mit Begeisterung erledigt und die Inhalte gerne mit den Mitschülern geteilt. Glück, so scheint es, ist ansteckend. Auch die Suche danach.

Was ist Glück überhaupt? Wovon hängt Glück ab? Kann man Glück lernen? Der Pädagoge Ernst Fritz-Schubert hat basierend auf diesen Fragen einen Lehrplan für das Schulfach "Glück" entwickelt. Inspiriert von der Idee beschlossen Jugendreferentin Sonja Müller und Schulsozialarbeiterin Julia Trück, Glück in Loßburg ebenfalls lernbar zu machen. Zumindest mit einer Wochenstunde im Rahmen einer AG im zweiten Schulhalbjahr.

Dem großen Thema nähert man sich in Modulen. Heute auf dem Programm: "Der Körper in Bewegung." Denn Glück ist nicht nur eine psychische, sondern auch eine physische Sache. "Die tun sich manchmal voll schwer damit", meint Julia Trück leise, während sie Musik aufdreht. Die Schüler sollen frei durch den Raum tanzen. Es sieht aber ein bisschen wie die steife Kaffeepause eines Geschäftsseminars aus. "Bewegung hilft beim Denken und hält fit", erklärt Julia Trück ihren Schülern. "Leider bewegen wir uns viel zu wenig." Die Runde wird zunehmend munterer. Ein Spiel mit dem Titel "Das kotzende Känguru" sorgt für Erheiterung, die irgendwann ins überdrehte Lachen und Kichern kippt.

Immer mal wieder bremst Julia Trück aus, lässt Ruhe einkehren, um über das eben Geschehene zu reflektieren. "Es ist ein Spannungsfeld", erklären Julia Trück und Sonja Müller. "Sie sollen lachen und aus sich raus können. Aber wir wollen ja auch Inhalte vermitteln." Spaß im Umgang miteinander, Zulassen von Emotionen, aber auch Weitergeben von Werten.

Nächstes Spiel: Zettel müssen getauscht, Partner gefunden werden und alles so schnell wie möglich. "Das geht ja ewig", raunt Julia Trück amüsiert. Beim Beobachten fällt tatsächlich auf, dass der Umgang miteinander freundlich aber etwas distanziert ist. Wildes Rennen, scherzhaftes Anrempeln oder allgemein physischer Kontakt werden vermieden. Es wirkt alles gezähmt, verhalten.

Für Julia Trück ist das ein Bild, das unter ihren Schülern heute nicht mehr ungewöhnlich ist. "Ich lasse es daher bewusst so laufen", meint sie, als die Gruppe wieder auf Touren kommt. Im Gegensatz dazu steht die Offenheit im Gespräch. In einem Glückstagebuch werden Gedanken und Emotionen festgehalten. Es soll helfen, positive Denkmechanismen zu schulen. Die Schüler machen begeistert mit. Sie zeigen ihr Glückstagebuch her, erklären wie sie die Aufgaben umsetzen und lassen einen Blick in ihren Unterrichtsordner werfen, wo Arbeitsblätter abgeheftet sind. "Freude am Leben", lautet der Titel von einem. Die Schüler haben gesammelt, was Freude für sie ausmacht.

Am Anfang sei es noch sehr oberflächlich gewesen, erklärt Sonja Müller. "Aber mit jedem Thema geht es mehr ans Eingemachte." Was bedeutet die AG eigentlich für die Schüler? Bringt sie etwas? "Ja", meint Tim. "Man weiß wie man zu Glück kommen kann. Man lacht viel, das ist cool." Fühlt man sich denn glücklicher? Johanna nickt mit dem Kopf und lächelt. Sieben Themenmodule, von Ernährung über Bewegung und Leistung bis zu sozialer Verantwortung, werden Julia Trück und Sonja Müller insgesamt anbieten. Danach? "Das wird sich zeigen", meinen die beiden etwas unschlüssig. Die Fähigkeit zum Glücklichsein ist für sie eine Lebenskompetenz, diese in Kindern zu schulen Teil einer ganzheitlichen Vorbereitung auf das Leben.

Die Nachfrage nach dem außergewöhnlichen Angebot ist in Loßburg groß. Doch die Ressourcenplanung in der Schule hat noch nicht gleichgezogen. Aber immerhin: eine Gruppe Fünftklässler hat jetzt schon einmal gelernt, was Glück sein kann – und wie man sich dieses auch in schlechten Zeiten ins Leben holen kann. "Ein positives Selbstbild erhöht die Lebensfreude", steht auf einem Arbeitsblatt. "Wenn es dir einmal nicht so gut geht, erinnere dich an deine vielen tollen Eigenschaften."